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Tiere in der Apotheke

ROHE GEFAHR

Die Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die von einem mikroskopisch kleinen Parasiten verursacht wird. Aufpassen müssen vor allem Schwangere, die eine Katze zuhause haben – stimmt das?

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Toxoplasma gondii ist weltweit verbreitet. Die Infektion mit dem Erreger verläuft bei gesunden immunkompetenten Erwachsenen überwiegend asymptomatisch und hinterlässt meist eine lebenslange Immunität. Besonders bedeutsam ist die primäre Infektion während der Schwangerschaft, da diese eine ernsthafte Bedrohung für den Feten darstellt.

Man verringert die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erheblich, wenn man bestimmte Risikofaktoren meidet. Es empfiehlt sich, werdende Mütter darüber aufzuklären, da der Toxoplasmosetest nicht mehr von der Gesetzlichen Krankenkasse übernommen wird und dieses Thema mit viel Unsicherheit behaftet ist – insbesondere, was das beliebte Haustier Katze betrifft.

Risikofaktor rohes Fleisch Endwirt dieses Parasiten ist die Katze, in deren Darm er sich vermehrt. Vorstadien des Erregers werden mit dem Kot ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt aber nur in den seltensten Fällen darüber oder die Katze selber, wie es leider immer noch häufig behauptet wird. Die Hauptinfektionsquelle für Tier und Mensch liegt vielmehr im Verzehr von rohem oder nicht völlig durchgegartem Fleisch und Geflügel wie Mett oder Tartar, denn über die Nahrungskette kann Toxoplasma gondii fast alle landwirtschaftlichen Nutztiere erreichen, in denen sich die Parasiten weiter vermehren und besonders in den Muskeln Zysten bilden.

Weitere mögliche Ansteckungswege sind ungenügend gewaschenes kontaminiertes rohes Gemüse sowie Salat und Früchte, die in der Nähe des Erdbodens wachsen, zum Beispiel Erdbeeren. Ebenso kann man sich über Erde mit Toxoplasmose anstecken, etwa bei der Gartenarbeit. Der Erreger kann unter günstigen Bedingungen, beispielsweise in feuchter Erde, einige Monate überleben.

Meist unspezifische Symptome Die meisten Betroffenen bemerken gar nicht, wenn sie sich damit angesteckt haben. Bei manchen treten auch Fieber oder grippeähnliche Symptome auf, eventuell mit Lymphknotenschwellungen – allerdings erst zwei bis drei Wochen nach der Ansteckung. Die Toxoplasmose muss in der Regel nicht behandelt werden; der Betroffene ist später lebenslang gegen eine weitere Ansteckung immun. Tritt die Erstinfektion jedoch in der Schwangerschaft auf, kann sie für das Ungeborene gefährlich werden. Schätzungen zufolge kommt es bei etwa 1 bis 6 von 1000 Schwangeren zu einer Toxoplasmoseerstinfektion.

Übertragung Wird eine Toxoplasmose während der Schwangerschaft nicht behandelt, kann über die Plazenta auch das Kind infiziert werden. Eine Fehl- oder Totgeburt kann die Folge sein: Laut Zahlen des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2000 in etwa 17 Prozent der Fälle während des ersten Schwangerschaftsdrittels, rund 24 Prozent während des zweiten und circa 64 Prozent während des letzten Drittels.

»Die Abschaffung der Katze, wie häufig noch angeraten wird, ist absolut nicht erforderlich.«

Je später die Infektion während der Schwangerschaft erfolgt, umso höher ist demnach das Ansteckungsrisiko für das Kind. Das Risiko für schwere Schäden ist dagegen umso geringer. Bei einer Ansteckung innerhalb der ersten drei Monate besteht kaum Gefahr, dass die Toxoplasmoseparasiten das Ungeborene erreichen, aber wenn, sind die Folgen für das Kind sehr schwerwiegend: Netzhautentzündung, Erblindung, Schädigungen und Verkalkungen im Gehirn, der Leber und Milz, Wasserkopf, Epilepsie und Gehörlosigkeit können die Folgen sein.

Vorbeugen Schwangere Frauen ohne Antikörper im Blut sollten konsequent auf rohes oder ungenügend gekochtes beziehungsweise gebratenes Fleisch inklusive Geflügel verzichten. Ebenso sollten Hände und Küchengeräte nach der Verarbeitung von rohem Fleisch stets gründlich gewaschen werden. Es wird außerdem empfohlen, nach Kontakt mit Sand oder Erde die Hände gründlich zu reinigen.

Keine Verbannung Die Abschaffung der Katze zur Minderung des Toxoplasmoserisikos, wie häufig noch angeraten wird, ist absolut nicht erforderlich. Erkrankt diese an Toxoplasmose, scheidet sie mit ihrem Kot die Erreger aus, die erst nach 24 Stunden ansteckend werden. Bei täglicher Reinigung der Katzentoilette besteht auf diesem Weg folglich kaum Infektionsgefahr. Schwangere Katzenhalterinnen sollten aber dennoch nicht die Katzentoilette reinigen, sondern dies anderen Familienmitgliedern überlassen, oder zumindest Handschuhe tragen. Auch Haustiere sollten kein rohes Fleisch bekommen, solange eine Schwangere im gleichen Haushalt lebt.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 12/14 ab Seite 108.

Dr. Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin

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