Blätter © lzf / iStock / Getty Images
© lzf / iStock / Getty Images

Forschung Medizin

REIZDARMSYNDROM

Als symptomatische Therapiemaßnahme bei Bauchschmerzen, Krämpfen und Blähungen im Rahmen eines Reizdarmsyndroms kann laut Leitlinie hochdosiertes Pfefferminzöl empfohlen werden.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

S3-Leitlinie – Das Reizdarmsyndrom (RDS) wird immer häufiger diagnostiziert. Für Deutschland gibt der Barmer Arztreport 2019 eine Prävalenz von 1,34 Prozent an. Dies entspricht rund einer Million Menschen, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Gleichzeitig ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, da nicht alle Betroffenen zum Arzt gehen und auch nicht immer die richtige Diagnose gestellt wird. RDS hat viele Gesichter. Im Vordergrund der Symptomatik stehen Stuhlgangveränderungen, wie Durchfall oder Verstopfung, dazu zum Teil sehr starke Bauchschmerzen und Blähungen. Die Symptome stehen stets in Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme und treten immer wieder beziehungsweise dauerhaft auf. Sie können die Lebensqualität je nach Schweregrad stark beeinträchtigen.

Weder die genauen Ursachen noch der Erkrankungsmechanismus sind bisher bekannt. Viele Betroffene haben offensichtlich eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit auf Dehnungsreize im Darm. Die Diagnose wird nach dem Ausschlussprinzip gestellt, das heißt, erst dann, wenn andere mögliche Ursachen mit vergleichbarer Symptomatik ausgeschlossen werden können. Was dem Patienten tatsächlich gut tut, muss individuell erarbeitet werden. Viele Betroffene profitieren von einer Ernährungsumstellung im Sinne einer Low-FODMAP-Diät. Eine ursächliche Therapie jedoch gibt es nicht. Das primäre Therapieziel ist die Linderung der jeweils vorherrschenden Symptome.

Für die Behandlung von Schmerzen sind Spasmolytika, wie beispielsweise Butylscopolamin indiziert, die eine krampflösende Wirkung auf die glatte Muskulatur ausüben. Die aktuelle S3-Leitlinie „Reizdarmsyndrom“ der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität sowie die noch in Bearbeitung befindliche neueste Version der Leitlinie verweisen im Rahmen der Selbstmedikation auf die gute Evidenz für Arzneimittel mit hochdosiertem Pfefferminzöl. Neu auf dem Markt sind magensaftresistente Weichkapseln mit Pfefferminzöl unter dem Namen Buscomint®.

Das Pfefferminzöl blockiert den Calciumeinstrom in die glatte Muskelzelle und entspannt so die verkrampfte und schmerzende Muskulatur. Zusätzlich hat es eine entblähende Wirkung. Die Einnahme erfolgt einmal täglich jeweils 30 Minuten vor einer Mahlzeit. Durch den magensaftresistenten Überzug wird das Pfefferminz- öl erst im Dünndarm freigesetzt. Mentholiges Aufstoßen und eine Reizung des Magens werden so verhindert. Laut Sanofi sollen die Symptome innerhalb von ein bis zwei Wochen abgeklungen sein. Der Hersteller sieht dies als Vorteil gegenüber den ebenfalls bei Reizdarm eingesetzten Probiotika, weil diese in der Regel erst nach vier bis zwölf Wochen erste Ergebnisse zeigten.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 04/2020 auf Seite 10.

Quelle

„Neue Hilfe für Reizdarmpatienten : RDS – Wenn im Bauchhirn die Nerven blank liegen“, Pressekonferenz vom 9. Januar 2020 in Hamburg. Veranstalter: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH.

×