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Kino – Schon gesehen?

REINE NERVENSACHE

In dem US-amerikanischen Spielfilm von 1999 versucht Billy Crystal als Psychotherapeut von Robert de Niro, den mächtigen, aber unsicheren Unterweltboss wieder in einen angepassten Gangster zu verwandeln.

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Paul Vitti ist einer der gefürchtetsten Killer von New York. Jedoch hat er ein Problem: Er leidet regelmäßig unter Panikattacken und hat Potenzprobleme. Hinzu kommt, dass er über Schwindelanfälle und Herzrasen klagt und oft in Heulkrämpfe verfällt, was für einen Mafiosi, der stets den starken Mann markieren muss, fatal ist.

Er hat nicht einmal mehr die richtige Lust am Töten und ist nervlich einfach am Ende. Kein Wunder, dass sein Ego deutlich angeknackst ist, denn für seinen Job braucht er Gefühlskälte und unnachgiebige Härte. Daher sucht er sich einen Psychiater und landet bei Ben Sobel (Billy Crystal), in der Hoffnung, dass dieser ihn wieder auf die richtige Bahn bringt.

Als Vitti mit seinem Bodyguard bei ihm hereinschneit und erst einmal einen anderen Patienten rausschmeißen lässt, ahnt Sobel schon, dass sich sein Leben schlagartig zu verändern droht. Zunächst weigert er sich, den Gangster zu behandeln – immerhin führt er bis jetzt ein völlig normales Leben: Er hat seine eigene Praxis, einen Sohn und plant, bald wieder zu heiraten. Vitti jedoch gibt sich mit der Abfuhr nicht zufrieden und reist dem Arzt sogar nach Florida hinterher, um ihm von seinen Erektionsproblemen zu berichten.

Schließlich lässt Sobel sich auf das Arzt-Patienten-Verhältnis ein und stellt die für Vitti erschütternde Diagnose: Hinter der harten Gangsterschale steckt eigentlich ein weicher Kern – Vitti leidet an einer tief sitzenden Psychose. Sobel soll den sonst so eiskalten Vitti von seinem berufsschädigenden Trauma befreien und wird bald zum absoluten Liebling des Mafia-Bosses. Seine Hochzeit mit Laura MacNamara (Lisa Kudrow) muss abgebrochen werden, weil Vitti zu diesem Zeitpunkt einen Killer, der auf ihn angesetzt war, aus dem Fenster seines Hotelzimmers wirft.

kinoplakat zum filmDa sich im Laufe der Zeit zwischen Therapeut und Killer so etwas wie Freundschaft anbahnt, sorgen sich Vittis Partner darum, dass der Bandenboss die Geheimnisse der Mafia seinem Arzt anvertrauen könnte. Vitti jedoch droht damit, jeden umzubringen, der seinem Therapeuten etwas antue. Auch Sobel ist daher längst im Visier des FBI.

Um an belastendes Material zu kommen, schneidet das FBI abgehörte Sätze von Vitti so zusammen, dass der Eindruck entsteht, er würde Sobel töten wollen. Dem Psychiater wird daraufhin Kronzeugenschutz angeboten. Als seine abgebrochene Hochzeit erneut stattfinden soll, macht Vitti seinem Therapeuten wieder einmal einen Strich durch die Rechnung. Sobel soll den abwesenden Vitti bei einem Treffen vertreten.

Als Vitti etwas später auch erscheint, kündigt er an, aus den illegalen Aktivitäten auszusteigen. Dennoch stürmt das FBI die Versammlung und leitet eine Schießerei ein, bei der Sobel verletzt wird. Vitti wird verhaftet und muss ins Gefängnis. Auch in der Haft bittet er darum, bei seinem Arzt weitere Therapiestunden erhalten zu dürfen.

ÜBERBLICK
In unserer Serie „Kino – Schon gesehen?“ stellen wir Ihnen demnächst folgende verfilmte Krankheitsthemen vor:
+ My Girl (Bienenstich)
+ Mein Leben ohne mich (Eierstockkrebs)
+ Fleisch (Organspende)
+ Anschlag auf den Präsidenten (Ebola) 
+ Grüne Tomaten (Krebs oder Wechseljahre)
+ Medicus (Pest)
+ Freundinnen (Kardiomyopathie)
+ Contagion (Viruserkrankungen wie Sars)
+ Beim Leben meiner Schwester (Leukämie)
+ The Bay (Endoparasitenplage)
+ Million Dollar Baby (Querschnittslähmung)
+ Wenn der Wind weht (Strahlenkrankheit)

Erektile Dysfunktion Wie im Film dargestellt, hängt die Potenz des Mannes eng mit seinem Selbstwertgefühl zusammen. Daher sprechen viele Kunden zunächst einmal nicht gerne darüber, wenn ihnen der Beischlaf nicht mehr gelingt, da sie entweder keine Erektion erreichen oder aufrechterhalten können. Man unterscheidet zwischen der Impotentia coeundi, bei welcher der Penis für den Geschlechtsakt nicht steif genug ist und der Mann es kaum schafft, zum Samenerguss zu kommen, und der Impotentia generandi, bei der zwar keine Erektionsprobleme vorliegen, sich allerdings mangels Spermien keine Kinder zeugen lassen.

Normale Funktion Üblicherweise entwickelt sich eine Erektion durch Berührungen, Fantasien oder optische und akustische Signale. Diese Impulse gelangen zum Gehirn und werden dann über das Rückenmark auf den Penis übertragen. Folglich erschlafft die glatte Muskulatur, sodass sich die Schwellkörper des Gliedes mit Blut anreichern. Die Venen werden dabei zusammengedrückt, was einen verminderten Blutrückfluss zur Folge hat. Im Idealfall bleibt die Erektion bis zur Ejakulation erhalten.

Vielfältige Faktoren Sowohl körperliche als auch psychische Faktoren können eine erektile Dysfunktion verursachen. Bei jüngeren Männern liegen meist psychische Auslöser vor, bei älteren Personen spielen meist körperliche Aspekte wie Herzprobleme, Bluthochdruck oder Prostata-Beschwerden eine Rolle. Hinzu kommt, dass sich die Sauerstoffversorgung sowie die Durchblutung des Penis mit den Jahren verschlechtern.

Auch Veränderungen im Hormonhaushalt, Stress, Erfolgsdruck, Depressionen oder Konflikte wirken sich negativ auf den sexuellen Akt aus. Impotenz tritt bei einigen Medikamenten wie Diuretika oder bestimmten Psychopharmaka als Begleiterscheinung auf. Erektionsstörungen können mit Phosphodiesterase-Typ 5-Hemmern (Tadalafil, Sildenafil und Vardenafil) behandelt werden. Das Enzym PDE-5 vermindert dann den Abbau des cyclischen Guanosinmonophosphats (cGMP), einer Substanz, die bei sexueller Erregung gebildet wird.

Psychische Beeinträchtigung Sobel diagnostiziert im Film bei seinem Patienten Vitti eine tiefgreifende Psychose. Darunter versteht man verschiedene psychische Störungen, bei denen Betroffene unter einem Realitätsverlust leiden. Wahnvorstellungen, Denkstörungen, Ängste, Panikattacken, Einschränkungen des Antriebs oder sogenannte Ich-Störungen sind charakteristisch für die psychische Erkrankung. Psychosen werden in primäre oder sekundäre Formen eingeteilt:

Die häufigste primäre Psychose ist die Schizophrenie, bei der sich Veränderungen im Bereich der Wahrnehmung und des Denkens bemerkbar machen. Die Umwelt wird dabei abweichend wahrgenommen, der Gefühlsausdruck und das emotionale Erleben sind beeinträchtigt. Häufig kommt es zu ungewöhnlichen sprachlichen Äußerungen der Patienten. Die Ursache sekundärer Psychosen liegt in Veränderungen des Gehirns. Organische Erkrankungen, Nebenwirkungen von Medikamenten oder der Konsum von Psychostimulanzien (wie Drogen oder Alkohol) gelten als Auslöser.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 03/15 ab Seite 116.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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