PTA-Schüler mit Schulleiter Floribert Dundaguza, Monika Zimmer und Stefanie Prügge von Apotheker ohne Grenzen e.V. und den Stipendiaten© Burundikids
PTA-Schüler mit Schulleiter Floribert Dundaguza, Monika Zimmer und Stefanie Prügge von Apotheker ohne Grenzen e.V. und den Stipendiaten

PTA-Schulen in aller Welt

PERSPEKTIVEN FÜR PTA-SCHÜLER IN BURUNDI

Apotheker ohne Grenzen (AoG) bietet jungen Menschen Zukunftsperspektiven durch eine PTA-Ausbildung im eigenen Land. In Burundi unterstützt der Verein die einzige Schule des Landes mit einem Ausbildungsgang zur PTA.

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Die AoG-Einsatzkraft Apothekerin Monika Zimmer und AoG-Projektkoordinatorin Apothekerin Stefanie Pügge reisten im Dezember 2018 zum ersten Mal nach Bujumbura, der Hauptstadt von Burundi. Dort besuchten sie die Ecole Polyvalente Carolinus Magnus (EPCM), die einzige Schule in Burundi, welche eine Ausbildung zur PTA anbietet. Die lokale Organisation Fondation Stamm und der deutsche Verein burundikids e.V. betreiben beziehungsweise unterstützen die Schule mit dem Ziel, jungen Menschen in Burundi eine bessere Chance auf eine lebenswerte Zukunft zu bieten.

Eines der ärmsten Länder der Welt Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V. (AoG) unterstützt die Schule inhaltlich und finanziell durch Beratung und Hilfe bei der Ausstattung, Geräten, Labor- und Unterrichtsmaterialien. Zusätzlich übernimmt AoG Patenschaften für PTA-Schüler und Schülerinnen, die sich das Schulgeld von 300 Euro im Jahr nicht leisten können. Burundi ist ein Binnenstaat in Ostafrika mit einer Grenze im Norden zu Ruanda, im Osten zu Tansania und im Westen zu der Demokratischen Republik Kongo.

Mit einer Fläche von knapp 28 000 km2 zählt es zu den kleinsten Staaten Afrikas, dabei hat es 8,5 Millionen Einwohner. Burundi gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, laut der Welthungerhilfe fallen mehr als die Hälfte der Einwohner unter die internationale Armutsgrenze von einem Dollar pro Tag. Neben den Folgen der politischen Unruhen aufgrund der Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen der Tutsi und der Hutu, leidet die allgemeine Bevölkerung an armutsbedingten Erkrankungen wie Tuberkulose, HIV/AIDS und Hunger. Der Stellenwert einer guten medizinisch-pharmazeutischen Bildung ist deshalb sehr hoch, denn diese bietet den Schülern eine Perspektive für ihre Zukunft.

Einzige PTA-Schule im Land Im Fokus der Hilfe durch Apotheker ohne Grenzen in Zusammenarbeit mit burundikids e.V. steht die Ecole Polyvalente Carolinus Magnus (EPCM), eine allgemeinbildende Schule mit der Möglichkeit eines technischen Zugs in der Oberstufe.

Ein wichtiges Thema ist die nicht immer gute Qualität der Präparate zu kontrollieren.

Die Schule liegt am See Taganjiksee, nördlich der Hauptstadt Bujumbura. Jährlich besuchen knapp 1000 Schüler die Schule und sie bietet den einzigen Ausbildungsgang zur PTA-Lehre im ganzen Land an. Die Laborausstattung kam mit deutscher Hilfe zustande, unter anderem ging das Inventar der PTA-Schule in Darmstadt nach deren Auflösung nach Burundi. Das ursprüngliche Curriculum war ebenfalls deutsch und wurde an die örtlichen Gegebenheiten angepasst.

Die Finanzierung der Schule wird von der Fondation Stamm und burundikids e.V. sichergestellt, wodurch die Lehrkräfte regelmäßig bezahlt werden können. Ein Einkommen von umgerechnet 200 Euro monatlich ermöglicht das Halten von guten Fachkräften, die ansonsten ins Ausland abwandern würden. Die Qualität der Ausbildung und die Anerkennung für die Absolventen ist hoch, allerdings mit 300 Euro Schulkosten im Jahr nicht umsonst.

Eine Chance für Burundi Apotheker ohne Grenzen ermöglicht Stipendiaten die Teilnahme am Unterricht und unterstützt damit die pharmazeutische Ausbildung vor Ort. Neben der Finanzierung des Unterrichts wird auch die Laborausstattung sowie Versorgung mit Lehrmaterial betreut. Ein Projektbesuch eines AoG-Projektkoordinationsteams im Februar 2020 diente der weiteren Überprüfung der Unterstützungsmöglichkeiten von Apotheker ohne Grenzen für die EPCM. Dabei wurden Sachspenden wie Kapselhüllen, Überschuhe, Hauben, Gefahrstoffetiketten und Bücher an die Schule übergeben, denn an dieser Ware mangelt es vor Ort regelmäßig.

Auch die verwendeten Chemikalien wurden auf Qualität überprüft sowie mehrere Arzneimittelmuster zur Qualitätskontrolle zurück nach Deutschland gebracht. Ein besonders wichtiges Thema beim Umgang mit Arzneimitteln ist das Erkennen von gefälschten und minderwertigen Präparaten. Die Kontrollmechanismen im burundischen Gesundheitssystem können nicht immer die Qualität und Sicherheit von importierten Arzneimitteln sicherstellen. Um dieser Problematik vor Ort entgegenzuwirken und die Schüler für dieses Thema zu sensibilisieren, veranstaltete AoG im Rahmen einer Weiterbildung einen Workshop zum Thema Arzneimittelfälschungen für die Schüler des vierten PTA-Ausbildungsjahres.

Die AoG-Projektkoordination wird ehrenamtlich von AoG-Einsatzkraft Monika Zimmer betreut. Apotheker ohne Grenzen konnte sich beim letzten Projektbesuch erneut davon überzeugen, dass die EPCM sehr gute und wichtige Arbeit im Hinblick auf die Ausbildung der Schüler leistet. Die Möglichkeit der Vergabe von PTA-Stipendien soll langfristig mit der Unterstützung durch Spender und Mitgliedschaften ausgeweitet werden, da somit mehr Schüler von der hoch qualifizierten Ausbildung im eigenen Land profitieren können.

Auszug aus dem Einsatztagebuch von Monika Zimmer (AoG)

Heute haben wir einzelne Schüler der PTA-Schule in ihre Praktikumsstätten begleitet. Laut Lehrplan der Schule absolvieren alle Schüler des 4. Lehrjahres ein dreimonatiges Praktikum in ausgewählten Einrichtungen wie Krankenhäusern, Apotheken und bei Großhändlern.
Wir beginnen bei dem wichtigsten pharmazeutischen Großhändler in der Umgebung, dieser beschäftigt rund 70 Mitarbeitende. Es besteht eine langjährige Kooperation zwischen der Schule und dem Unternehmen, inzwischen sind auch Absolventen bei dem Großhändler fest angestellt. Es herrscht geschäftiges Treiben und die Arbeitsatmosphäre scheint streng zu sein.

Als Nächstes besuchen wir eine öffentliche Apotheke, auch dort ist inzwischen eine ehemalige Schülerin als Festangestellte tätig. Mir fällt auf, wie intensiv die Fachkräfte die Patienten bezüglich der abgegebenen Arzneimittel beraten. In Deutschland habe ich das Gefühl, dass die Patienten häufig in Eile in die Apotheke kommen und weniger Notwendigkeit in der Beratung durch die Apotheker sehen. Hier erfahre ich, dass viele Kunden die Kosten und den Weg eines Arztbesuches scheuen, wodurch eine gute Beratung zur Anwendung der Arzneimittel besonders ins Gewicht fällt. Allerdings gelten auch hier strenge Abgaberegeln.

Einige Medikamente werden nur gegen Vorlage eines Rezepts abgegeben, daher werden die Patienten in eine ärztliche Behandlung geschickt. Im Anschluss an den Besuch komme ich mit einzelnen Stipendiaten ins Gespräch. Ihre Lieblingsfächer sind meist Pharmakologie, Toxikologie und Arzneiformenlehre. Der Grund für die PTA-Ausbildung ist zwischen den Schüler und Schülerinnen sehr ähnlich: Sie wollen Medikamente verstehen, um damit kranken Menschen weiterhelfen zu können.

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