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Kinderkrankheiten

PSEUDOKRUPP

Ein bellender Husten und Atemnot können auf eine Laryngitis subglottica hindeuten. Auch wenn der Schreck für die Eltern im ersten Moment groß ist, sollten sie unbedingt Ruhe bewahren.

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Ein wahrer Albtraum für Mutter und Vater: Mitten in der Nacht wachen sie durch das laute Husten ihres Sprösslings auf und bemerken, dass ihm die Luft wegbleibt. Außerdem ist ein pfeifendes Geräusch beim Einatmen hörbar, das Kind ist heiser und weint meist, weil es sich nicht wohl fühlt. In schweren Fällen leiden die Kleinen aufgrund ihrer schweren Atemnot unter einem bedrohlichen Sauerstoffmangel. Dabei ist die Haut blass – die Fingernägel und Lippen färben sich manchmal blau.

Verständlich, dass Eltern in einer solchen Situation in Panik geraten. Dennoch ist es wichtig, beruhigend auf den Nachwuchs einzuwirken, denn Aufregung und Angst begünstigen die Atemnot, die durch die geschwollenen Schleimhäute des Kehlkopfs entsteht, noch zusätzlich. Pseudokrupp gilt als unspezifische Entzündung der oberen Atemwege im Bereich des Kehlkopfes unterhalb der Stimmritze. Ist das Syndrom zum ersten Mal aufgetreten, wird das Kind in der Regel in eine Klinik eingewiesen und bleibt dort für eine gewisse Zeit zur Beobachtung.

Um den Pseudokrupp vom echten Krupphusten, der sich bei Diphterie oder einer Infektion mit Haemophilus-influenzae-Bakterien zeigt, zu unterscheiden, ist eine Untersuchung unumgänglich. Eine Diphterie verläuft meist schwerer, zeigt aber die gleichen Beschwerden wie Pseudokrupp. Oft leiden die Patienten zusätzlich unter Übelkeit, Bauch- und Gliederschmerzen, eitrigem Schnupfen oder gar unter Geschwüren auf der Haut (Hautdiphterie). Erreger des sogenannten „Würgeengels der Kinder“ ist das Corynebacterium diphtheria. Glücklicherweise ist die Erkrankung aufgrund der hohen Impfrate sehr selten geworden.

Schreckensnächte Meist sind Kinder zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr von Pseudokrupp betroffen. Danach sind Luftröhre und Kehlkopf so geweitet, dass es in der Regel nicht mehr zu den Symptomen kommt. Pseudokrupp bei Erwachsenen ist selten und fällt oft um einiges leichter aus als bei Kindern. Die typischen Symptome wie Atemnot und Zyanose zeigen sich im Alter kaum noch, dagegen sind Beschwerden wie Heiserkeit, der bellende Krupphusten sowie Abgeschlagenheit ebenfalls vorhanden.

TIPPS FÜR BESORGTE ELTERN
+ Strenges Rauchverbot in der Wohnung.
+ Der Gebrauch von ätherischen Ölen oder Erkältungssalben ist zu vermeiden.
+ Bei einem Kruppanfall hilft das Einatmen von kühler Luft (am Fenster oder geöffnetem Kühlschrank).
+ Eltern sollten unbedingt ruhig bleiben und bei schwerer Atemnot sofort den Notarzt rufen. Grundsätzlich sollte man jeden plötzlich auftretenden, bellenden Husten ernst nehmen und das Kind ärztlich untersuchen lassen.
+ Es ist ratsam, die Raumluft feucht zu halten (z. B. durch nasse Tücher). Feuchte Luft lindert die Symptome.
+ Feste Nahrung ist tabu, bis die Beschwerden verschwunden sind.
+ In aufrechter Position auf dem Arm kann das Kind besser atmen als im Liegen.
+ Am besten sollten Eltern die Heizung abstellen.

Oft folgt der Anfall auf eine leichte Erkältung, bei der Symptome wie Schnupfen, Fieber und Unwohlsein auftreten. Manche Eltern berichten auch, dass die Attacke aus dem Nichts kam. Sie entwickelt sich vor allem abends oder nachts. Dabei leiden die Betroffenen unter Problemen beim Einatmen – Asthma hingegen steht mit Beschwerden beim Ausatmen in Verbindung.

Vier Phasen Pseudokrupp lässt sich folgendermaßen einteilen: Zunächst tritt der bellende Husten zusammen mit Heiserkeit auf (1). Im weiteren Verlauf kommen Atemgeräusche beim Einatmen hinzu (2). Die dritte Phase geht mit Atemnot, einem erhöhten Pulsschlag, blasser Gesichtsfarbe und Angst einher. Schließlich leiden die Patienten unter starker Luftnot, Atemgeräuschen beim Einund Ausatmen, einer Blaufärbung der Haut, Bewusstseinsstörungen und einem flachen, schnellen Herzschlag (4).

Übeltäter sind Viren Bei der Entzündung im Kehlkopfbereich handelt es sich um einen viralen Infekt (Parainfluenzaviren, seltener RS-, Rhino- oder Masernviren). Die Erreger werden über eine Tröpfcheninfektion oder durch den Kontakt mit infizierten Gegenständen weiter gegeben. Auffällig ist, dass der Krupphusten vorwiegend bei feuchtkaltem Wetter in den Herbst- und Wintermonaten oder in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung vorkommt. Dabei schwillt die Schleimhaut an, sodass sich der Kehlkopf und die Luftröhre verengen.

Medikamentöse Behandlung Kortison ist ein körpereigenes Hormon mit antiphlogistischer Wirkung. Da der Organismus in der Nacht weniger davon produziert als am Tage, treten die Beschwerden vorwiegend zur Schlafenszeit auf. Folglich erhalten Patienten zur Therapie Glukokortikoide wie zum Beispiel Prednison-haltige Zäpfchen, welche die entzündeten Schleimhäute zum Abschwellen bringen. Die Wirkung zeigt sich nach etwa 30 Minuten. Eltern sollten das Arzneimittel stets griffbereit haben, um es bei einer erneuten Attacke direkt anwenden zu können.

Zur Behandlung eines Pseudokruppanfalls wird auch Adrenalin (Epinephrin) eingesetzt. Dieses wird jedoch ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht appliziert. Der schleimhautabschwellende Effekt macht sich ebenfalls nach etwa 30 Minuten bemerkbar und hält bis zu zwei Stunden an. Um einen weiteren Anfall zu verhindern, ist es möglich, den Kindern nach der Adrenalingabe zusätzlich eine Dosis an Glucokortikoiden zu verabreichen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/14 ab Seite 110.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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