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Wissen Sie es noch?

FEIN MUSS SIE SEIN

Ein Standgefäß mit Vaseline steht in jeder Apotheke und jede PTA hat schon Rezepturen damit hergestellt. Worin unterscheiden sich die gelbe und die weiße Variante und was ist das chemisch gesehen?

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Unser Galenik-Lehrer hat uns immer darauf hingewiesen, dass es nicht „die Vaseline“, sondern „das Vaselin“ heißen muss, da es im Lateinischen schließlich „Vaselinum“ heißt. Das stimmt natürlich, aber „die Vaseline“ hat auch ihre Berechtigung, wie Sie gleich lesen können. In Kosmetika macht man es sich einfacher. Da heißt es laut INCINomenklatur „Petrolatum“, was auf die Herkunft der fettigen Masse hinweist. Aus Erdöl wird sie nämlich gewonnen.

Rückstände am Bohrgestänge Die Entdeckung und auch der Name ist einem verarmten Chemiker aus den USA zu verdanken, der ins Erdölgeschäft einsteigen wollte. Ihm fielen 1859 an den Bohrgestängen eigenartige schmierige Rückstände auf. Die Ölarbeiter waren davon nicht begeistert, da die Masse die Pumpen verstopfte. Sie hatten aber bemerkt, dass Schürf- und Brandwunden besser heilten, wenn man sie damit bestrich. Dadurch aufmerksam geworden nahm der Chemiker Proben des Erdölabfallproduktes mit nach Hause und versuchte den Grundbestandteil zu extrahieren. 1870 gelang es ihm schließlich, die erste reine Vaseline herzustellen. 1872 patentierte er das Verfahren zur Gewinnung und ließ den Markennamen Vaseline schützen. Aha! Angeblich war ihm der Name in den Sinn gekommen, als er anfangs für seine Extraktionsversuche die Blumenvasen seiner Frau anstelle von Laborglasgeräten verwendete.

Nach wie vor ein AbfallproduktVaseline wird aus Rückständen der Erdöldestillation gewonnen. Zunächst erhält man Rohvaseline, die anschließend zur Reinigung und Bleichung mit Schwefelsäure, Bleicherden und Aktivkohle behandelt wird, bis vom Erdöl nichts mehr zu sehen ist. Während weiße Vaseline durch eine weitere Aufarbeitung fast vollständig entfärbt ist, wird diese Aufreinigung bei gelber Vaseline nicht durchgeführt. Vaseline ist, auch wenn sie sich fettig anfühlt, kein Fett im Sinne von Triglyceriden. Es ist ein Kohlenwasserstoff, der zu 70 bis 90 Prozent aus stark verzweigten Isoparaffinen und ungesättigten Kohlenwasserstoffen besteht. Dieser Anteil ist flüssig. Die anderen zehn bis dreißig Prozent sind fest und bestehen aus langkettigen unverzweigten n-Paraffinen und wenigen verzweigten Isoparaffinen.

Einfachste SalbengrundlageVaseline ist ein Kohlenwasserstoffgel und kann direkt als Salbengrundlage verwendet werden. Sie hat einen ausgeprägten Okklusionseffekt, allerdings keinerlei emulgierende Eigenschaften und daher ein ganz geringes Wasseraufnahmevermögen. Durch Zusatz von Emulgatoren lassen sich jedoch größere Mengen Wasser einarbeiten.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 04/17 auf Seite 81.

Sabine Breuer, Apothekerin/Redaktion

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