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Tiere in der Apotheke

TIERISCH ANSPRUCHSVOLL

Die verspielten und quirligen Frettchen erfreuen sich als Haustiere zunehmender Beliebtheit. Ihre Haltung ist jedoch nicht ganz einfach, sodass hier einige Punkte berücksichtigt werden müssen.

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Frettchen stammen vom europäischen Iltis ab und wurden zum Zweck der Jagd domestiziert, für die sie jedoch kaum mehr eingesetzt werden. Frettchen haben einen lang gestreckten und schlanken Körper und erreichen inklusive Schwanz eine Länge von fünfzig bis achtzig Zentimetern. Weibchen (Fähen) sind deutlich kleiner als Männchen (Rüden). Sie werden etwa acht bis zehn Jahre alt und sind nach sieben bis zwölf Monaten geschlechtsreif. Man unterscheidet nicht zwischen verschiedenen Rassen. Es gibt Kurzhaar-, Langhaar- und Halblanghaar-Frettchen sowie häufig Albinos und verschiedene Farbalternativen. Frettchen sind anspruchsvoller als viele andere Kleintiere.

Daher muss ihre Anschaffung gut geplant werden. Neben den grundsätzlichen Überlegungen wie „Darf ich Frettchen in der Mietwohnung halten?“ und „Habe ich ausreichend Zeit für mein Haustier?“ muss bei Frettchen unbedingt auch bedacht werden, dass sie nicht alleine gehalten werden können und einen natürlichen Wildgeruch haben. Frettchen sind zwar sehr reinliche Tiere und benutzen auch ihre Toilette im Gehege. Man sollte aber nicht davon ausgehen, dass sie zu 100 Prozent stubenrein werden. Frettchen sind darüber hinaus keine idealen Tiere für kleinere Kinder.

Frettchen sind keine Einzelgänger! Frettchen sind sehr ge- sellig und sozial und brauchen Spielgefährten. Daher brauchen sie mindestens einen weiteren Artgenossen und fühlen sich in einer größeren Gruppe am wohlsten. Werden Frettchen alleine gehalten, ist das nicht artgerecht und kann zu Verhaltensstörungen führen. Menschen sind kein Ersatz für einen Artgenossen, ebenso wenig wie Hunde und Katzen! Das bedeutet nicht, dass Frettchen nicht anhänglich sind, sie suchen auch mit Artgenossen durchaus den menschlichen Kontakt. Von Natur aus sind sie dämmerungsaktiv, sie passen sich aber leicht an den Rhythmus ihres Halters an. Frettchen können gut in Außengehegen gehalten werden, wenn diese entsprechend ihren Bedürfnissen gestaltet sind.

Es müssen warme Schlafboxen und sonstige Rückzugsmöglichkeiten sowie wind- und wettergeschützte Aufenthaltsorte vorhanden sein, das heißt, ein Sonnen- und Hitzeschutz für den Sommer und ein vor Schnee und Kälte geschützter Bereich für die kalte Jahreszeit. Auch wenn Frettchen bis zu 20 Stunden täglich schlafen, brauchen sie dennoch sehr viel Bewegung, um sich austoben zu können und damit ein ausreichend großes Gehege von mindestens 15 m2. Ideal ist eine Voliere mit mehreren Etagen, die über Treppen oder Leitern miteinander verbunden sind. Neben der artgerechten Behausung mit beispielsweise Katzenkörbchen, Kuscheldecken, Katzentoilette und Hängematten sollte das Gehege auch mit für Frettchen geeigneten Spielsachen ausgestattet sein.

Als Einstreu sollten keinesfalls Sägespäne, Heu oder Stroh verwendet werden, da dies verschluckt werden und zu einem Darmverschluss führen kann. Geeignet sind Bettlaken oder auch kuschelige Tücher. Trotz eines großen Geheges sollte man seinen Frettchen einen täglichen mehrstündigen Auslauf bieten. Das gilt umso mehr für Tiere, die in der Wohnung gehalten werden. Für die Innenhaltung ist ein eigenes Zimmer für Frettchen optimal oder eine freie Wohnungshaltung. Wichtig ist eine regelmäßige Reinigung der Decken, Boxen und Katzentoiletten, da Frettchen einen intensiven Eigengeruch entwickeln können.

Frettchen und ihre Duftnote Der typische Geruch des Frettchens ist leicht süßlich, wild- und moschusartig. Während sich die Halter rasch daran gewöhnen, nehmen Besucher diese Duftnote meist wahr. Ba- den hilft nicht gegen diesen Eigengeruch, und abgesehen davon sollten Frettchen ohnehin nur in dringenden Fällen gebadet werden. Auch Raumsprays sollten nicht verwendet werden, um den Geruch zu überdecken, da deren Inhaltsstoffe Allergien verursachen können. Darüber hinaus kann der Sprühnebel von den Frettchen aufgenommen werden und in Folge zu einer Vergiftung führen. Der artspezifische Geruch kommt nicht von den Analdrüsen, diese müssen also nicht zwingend entfernt werden. Der intensive Frettchenduft hat vielmehr vor allem mit den über den gesamten Körper verteilten Haut- und Haardrüsen zu tun, die hormonell beeinflusst werden.

Kastration: Geruch und Dauerranz vermeiden Da vor allem unkastrierte Rüden intensiv riechen, wird eine Kastration empfohlen. Dabei ist sowohl die chirurgische als auch die chemische Kastration möglich. Bereits zwei Wochen nach der Kastration riechen Frettchen oft schon nicht mehr so streng. Ebenso sollten Fähen, auch aus gesundheitlichen Gründen, kastriert werden. Da die Fähen einen verlängerten Estrus (Brunst) entwickeln können, kann es durch die Überproduktion von Estrogen – Hyperestrogenismus oder Dauerranz genannt– zu einer lebensbedrohlichen Anämie kommen. Dies macht eine Kastration notwendig. Die Kastration erleichtert zudem das Zusammenleben in der Gruppe und die Vergesellschaftung von Frettchen, da kastrierte Tiere normalerweise in allen Gruppenkonstellationen gehalten werden können. Die Vergesellschaftung von unkastrierten Rüden ist allgemein schwieriger.

Frettchen fressen Fleisch Daneben hat auch die Ernährung einen wesentlichen Einfluss, nicht nur auf die Gesundheit, sondern auch auf den Geruch. Frettchen sind ähnlich wie Katzen Fleischfresser, und je hochwertiger das Futter ist, desto weniger intensiv ist der Geruch. Im Handel gibt es spezielle Trocken- und Feuchtnahrung für Frettchen. Katzennahrung kann gefüttert werden, ist jedoch nicht optimal. Frettchen sollten, ebenso wie Hunde und Katzen, kein rohes Schweinefleisch fressen.

Krankheiten vorbeugen Für Frettchen ist die Impfung gegen Hundestaupe und Tollwut empfehlenswert, da Frettchen bei einem Grenzübertritt (für die Nach-Corona-Zeiten) wie Hunde und Katzen behandelt werden. Frettchen, die als Heimtiere gehalten und beispielsweise mit in den Urlaub genommen werden, benötigen somit ebenfalls einen EU-Heimtierausweis, eine gültige Tollwutimpfung und einen Mikrochip.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/2020 ab Seite 116.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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