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Giftpflanzen

WEISSE SCHNEEBEERE

Die weißen Beeren der Schneebeere, Symphoricarpos albus, sind schön anzusehen und für viele Kinder ein attraktives Spielzeug. Zu beachten ist aber ihre leichte Giftwirkung.

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Bei ihrem Anblick werden bei vielen Betrachtern Kindheitserinnerungen geweckt. Kinder lieben es, die kugelrunden, fleischigen Früchte des sommergrünen Strauches auf den Boden zu werfen, um sich über das Knallgeräusch zu erfreuen, das der Pflanze auch den Namen Knallerbse eingebracht hat.

Genügsamer Strauch Die Schneebeere gehört zur Gattung der Geißblattgewächse und kommt ursprünglich aus Nordamerika und Mexiko. Inzwischen wird sie in Europa in Grünanlagen, Parks und auf Friedhöfen gerne als Ziergehölz angepflanzt, da sie sehr anspruchslos ist und schnell und üppig auf nahezu allen Böden und Standorten gedeiht. Sie kann selbst in voller Sonne oder auf schattigen Plätzen stehen und verträgt nährstoffarme Böden und große Trockenheit. Der Strauch wird bis zu zwei Meter hoch und breit und ist sehr gut schnittverträglich, was die Schneebeere als ideale Heckenpflanze prädestiniert. Man findet sie aber auch als Solitärpflanze.

Ihre zwei bis zweieinhalb Zentimeter dicken Zweige sind leicht überhängend. Der Strauch trägt gegenständig angeordnet elliptische bis runde, kurz gestielte Blätter, die vier bis sechs Zentimeter lang und ein bis fünf Zentimeter breit sind. Sie sind ganzrandig und an den Langtrieben grob gelappt. Während ihre Oberseite bläulich bis dunkelgrün gefärbt ist, sind sie an der Unterseite graugrün. Von Juni bis August erscheinen in endständigen Trauben kleine weiß bis rosa gefärbte, glockenförmige Blüten mit fünf Blütenblättern, die eine geschätzte Nahrungsquelle für Bienen darstellen. Imker pflanzen die Schneebeere daher gerne als Bienenweide.

Weiße Steinfrüchte Danach entwickeln sich die für die Pflanze charakteristischen weißen Beeren mit großzelligem, saftigem Fleisch, die dem Geißblattgewächs den Namen gegeben haben. Sie stehen ab September dicht zusammen am Ende der Zweige und zieren den Strauch über den November hinaus bis in den Winter hinein. Auf die eng zusammenstehenden Beeren bezieht sich auch der Gattungsname Symphoricarpos, denn das griechische Wort symphorein bedeutet zusammentragen und karpos Frucht.

Der Artname albus verweist auf die weiße Farbe der Früchte. Die Beeren haben einen Durchmesser von 10 bis 15 Millimeter und sind mit einer kleinen schwarzen Kelchnarbe versehen. In ihnen reifen jeweils zwei runde bis fünf Millimeter lange Samen mit einer harten Samenschale heran. Vögel, vor allem Drosseln und Finken, verbreiten die Samen nach dem Verzehr durch Ausscheidung (Verdauungsverbreitung, Endochorie). Zudem erfolgt eine vegetative Verbreitung durch unterirdische Kriechsprosse, die wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche verlaufen und bis zu 60 Zentimeter lang werden können.

Giftpflanze Obwohl die Schneebeere eine Futterpflanze für Vögel darstellt, ist sie für Menschen ungenießbar, da leicht giftig. Ernsthafte Vergiftungen sind nicht zu erwarten. Die toxologischen Informationszentralen melden, dass der Verzehr weniger Beeren (drei bis vier) im Allgemeinen keine Symptome hervorruft. Erst bei größeren Mengen treten Bauchschmerzen und Erbrechen auf, auch können Müdigkeit und Fieber hinzukommen. Ältere Aufzeichnungen berichten allerdings von Verwirrtheitszuständen und Bewusstlosigkeit nach dem Genuss der Früchte. Es werden auch Schädigungen der Mund- und Magenschleimhaut beschrieben. Zudem treten entzündliche Hautreizungen beim Zerdrücken der Früchte an den Händen auf.

Die Informationszentrale gegen Vergiftungen in Bonn empfiehlt eine Giftentfernung ab der Aufnahme von zehn Beeren. Die unerwünschten Wirkungen sind auf Saponine und einen noch nicht weiter identifizierten, stark reizenden Stoff zurückzuführen.

Medizinischer Gebrauch Früher machte man sich die toxologischen Reaktionen als Heilmittel nutzbar und man setzte die Schneebeere als Brech- und Abführmittel ein. Zudem wurden zerstoßene Früchte und Blätter zur Wundheilung auf frische Blessuren aufgetragen. Heute ist die Schneebeere in der Allopathie nicht mehr gebräuchlich. Lediglich in der Homöopathie werden die Beeren noch verwendet. Sie sind bewährt bei Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft, vor allem, wenn Appetitlosigkeit und Übelkeit schon beim Gedanken an Essen oder bei Speisegeruch auftreten. Zudem ist es ein Homöopathikum bei Menstruationsbeschwerden und Verdauungsstörungen wie Sodbrennen, Magenproblemen und Reisekrankheit.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/15 ab Seite 136.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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