© Roman Tsubin / 123rf.com

Giftpflanzen

SCHARFER HAHNENFUSS

Der Scharfe Hahnenfuß prägt mit seinem gelben Blütenmeer unsere Frühlingswiesen. Die Pflanze wird von den Bauern nicht gerne gesehen, da sie im frischen Zustand für Weidevieh gefährlich ist.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Ranunculus acris L. aus der Familie der Hahnenfußgewächse ist in fast ganz Europa sowie in weiten Teilen Asiens heimisch. Er bevorzugt feuchte, stickstoffhaltige Lehmböden und ist bei uns als Unkraut sowie oft auf Wiesen und Weiden bis in Gebirgslagen bis zu 2700 Metern Höhe anzutreffen.

Handförmige Grundblätter Das 30 bis 80 Zentimeter hoch werdende Hahnenfußgewächs gehört in Deutschland zu den häufigsten einheimischen Wildpflanzen. Sie ist ausdauernd mit einem aufrechtem, wenig ästigem, leicht behaartem Stängel. Oft tritt der Scharfe Hahnenfuß in Massenbeständen auf und verwandelt im Frühling mit seinen zahlreichen Blüten nährstoffreiche Böden in typische gelbe Hahnenfußwiesen.

Die leuchtenden, goldgelben Blüten werden aus fünf Blütenblättern gebildet und erscheinen zwischen Mai und September. Sie glänzen fettig und werden bis zu zwei Zentimeter groß. Während die Blattstiele mit einer deutlichen Längsrille versehen sind, bleiben die runden Blütenstiele immer ungefurcht. Die grundständigen Laubblätter sind langgestielt, wie eine Hand geformt und fünf- bis siebenfach geteilt. Weiter oben am Stängel werden die wechselständigen Blätter dann ungestielt und weniger zerteilt.

Scharfer Geschmack Die Grundblätter erinnern an die Klauen eines Hahnes. Der Gattungsname Ranunculus ist die Verkleinerungsform von lat. rana = Frosch und bezieht sich auf den typischen, feuchten Standort (Sümpfe, Teiche) vieler Ranunculusarten. Der Name acris stammt von lat. acer = scharf, beißend und ist auf den scharfen Geschmack zurückzuführen. Ein bekanntes volkstümliches Synonym für die Pflanze ist Butterblume.

Giftiges Protoanemonin Von den über 60 Hahnenfußarten ist Ranunculus acris sowohl eine der häufigsten als auch giftigsten in Deutschland. Als weitere toxische Arten sind der Brennende Hahnenfuß (Ranunuculus flammula), der Knollenhahnenfuß (Ranunculus bulbosus) und der Gifthahnenfuß (Ranunculus sceleratus) hervorzuheben. Sämtliche Arten enthalten in allen Pflanzenteilen im frischen Zustand den toxischen Inhaltsstoff Protoanemonin beziehungsweise seine glykosidischen Vorstufen (Ranunculin).

»Der Scharfe Hahnenfuß ist typischer Auslöser einer Wiesendermatitis.«

Das Lacton der Hydroxy-penta-2,4-diensäure ist ein stark haut- und schleimhautreizender und scharf schmeckender Giftstoff, der sowohl für den Menschen als auch für Tiere toxisch ist. Auf beweideten Wiesen bleiben oft gelbe Inseln stehen, da das Vieh die Pflanze schon allein aufgrund ihres scharfen Geschmackes meidet. Das Fressen von Heu ist hingegen für die Tiere ungefährlich, da das toxische Protoanemonin während der Trocknung in das ungiftige Dimer Anemonin zerfällt.

Krankheiten Der Scharfe Hahnenfuß ist typischer Auslöser einer Wiesendermatitis. Die Haut reagiert bei Berühren mit Rötungen, Schwellungen und Blasenbildung. Zu Reizungen kann es schon beim Pflücken der Blumen, Barfußlaufen oder Liegen auf frisch gemähten Wiesen kommen. Seltener treten nach oraler Aufnahme Vergiftungen auf. Gelegentlich notieren Giftnotzentralen Magen-Darm- Beschwerden bei Kindern. Möglich sind auch Nierenreizungen und Entzündungen der ableitenden Harnwege sowie zentrale Erregungs- oder auch Lähmungserscheinungen.

Mittel der Volksmedizinund Homöopathie Berichte über tödliche Vergiftungen stammen vielmehr aus vergangenen Jahrhunderten. Bettler rieben ihre Haut mit dem Saft der Pflanze ein, um mit den daraufhin sich bildenden Wunden Mitleid zu erregen. Aus diesen Zeiten stammt auch die volkstümliche Bezeichnung Bettlerhahnenfuß. Zudem kannte die Volksheilkunde das Gewächs als ein Wurmmittel und als blasenziehende Droge gegen chronische Hautleiden, Rheuma und Gicht.

Darüber hinaus war der Scharfe Hahnenfuß ein bekanntes Abführmittel und Therapeutikum gegen Warzen. Auf letzteren Gebrauch nimmt sein Synonym Warzenkraut Bezug. In alten Kräuterbüchern wird die Pflanze außerdem bei der Pest sowie gegen Hüftschmerzen und Augenleiden empfohlen. In der Schulmedizin wird sie heute nicht als Heilmittel verwendet. Lediglich die Homöopathie bereitet aus der frischen Pflanze des Knollenhahnenfußes (Ranunculus bulbosus) Homöopathika gegen Reizerscheinungen der Augen, der Nase und des Rachens sowie gegen Schmerzen im Brustraum (Stechen, schmerzhaft behinderte Atmung), bei schmerzenden Muskeln und bei Hautausschlägen mit Bläschenbildung.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/14 ab Seite 134.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

×