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Giftpflanzen

BELIEBTER BODENDECKER

Zwergmispeln sind sehr häufig in unseren Gärten zu finden, da mit ihnen mühelos und schnell freie Flächen begrünt werden können. Aber nur wenige wissen, dass es sich dabei um Giftpflanzen handelt.

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Zur Gattung der Zwergmispeln (Cotoneaster) zählen etwa 90 Arten, von denen die meisten im Himalaya, die restlichen in anderen Gebirgen Asiens, Europas und Nordafrikas beheimatet sind. Bei uns werden etliche Arten kultiviert, da sie überaus genügsam und robust sind.

Anspruchslose Zierpflanze Grundsätzlich bevorzugen Zwergmispeln kalkhaltige, gut durchlässige Böden. Sie akzeptieren aber auch alkalische bis saure Varianten. Der Standort kann sonnig sein, ebenso gedeihen sie jedoch im Halbschatten. Nicht nur ihre Anspruchslosigkeit und geringe Pflegenotwendigkeit macht die Zwergmispel zu einer beliebten Zierpflanze in deutschen Gärten und Grünanlagen oder als Straßengrün in Städten. Sie wird auch gerne wegen ihrer farbintensiven Früchte und des schönen Farbenspiels der Blätter im Herbst gepflanzt. Der Wuchs der Zwergmispeln variiert nach der Art: Die meisten Arten wachsen als immergrüne bis sommergrüne Sträucher, selten sind es Bäume. Während die niederliegenden Arten etwa 15 Zentimeter hoch werden und meist als Bodendecker gepflanzt werden, gehen die größeren Arten zwei bis drei Meter (einige auch bis zu sechs Meter) in die Höhe und kommen häufig als Heckenpflanze oder als Solitär zum Einsatz.

Dekoratives Rosengewächs Die Zwergmispeln gehören zu der Familie der Rosengewächse (Rosaceae), ihre Zweige sind aber nicht bewehrt, das heißt, sie sind stachellos. Die kleinen dunkelgrünen Blätter sind kurzstielig, ganzrandig und ungeteilt. Sie stehen wechselständig an reich verästelten Zweigen und können sich im Herbst in unterschiedliche Gelb- und Rottöne verfärben. Zwischen Mai und Juni erscheinen kleine, radiärsymmetrische Blüten, die einzeln oder in vielblütigen Doldentrauben (auch Doldenrispen) stehen. Ihre fünf Kronblätter sind je nach Sorte weiß, cremefarben, rosa bis hellviolett oder rot. Staubblätter sind wie auch bei anderen Rosengewächsen in großer Zahl vorhanden (zehn bis 20, selten 22).

Leuchtende Früchte Nach der Blüte bilden sich im Laufe des Sommers kleine apfelförmige Früchte, die sortenabhängig eine orangerote, rote bis schwarze Färbung aufweisen. Die Früchte sind kleine Scheinfrüchte mit zwei bis fünf Kernen („Nüsschen“). Sie verbleiben lange an den Pflanzen und dienen den Vögeln bis in den Winter hinein als Nahrungsquelle, weshalb sie im Volksmund auch unter dem Namen Vogelbeeren bekannt sind. Ihre Form erinnert an winzige Quitten, worauf der Gattungsname Bezug nimmt. Cotoneaster leitet sich von lat. cotoneus = Quitte ab und erhält durch die Endung „aster“ die Bedeutung einer wertlosen, minderwertigen Quitte. Auch die deutsche Bezeichnung Zwergmispel spielt auf die Fruchtform an. Denn auch die Früchte der heimischen Mispel (Mespilus germanica) ähneln kleinen Quitten.

Die beliebte Gartenpflanze breitet sich rasch aus und unterdrückt Unkraut.

Cyanogene Pflanzenteile Aber nicht nur Vögel lieben die Früchte. Immer wieder kommt es zu leichten Vergiftungen bei Kindern, die von den leuchtenden Früchten magisch angezogen werden. In den Früchten sind wie auch in den anderen Pflanzenteilen cyanogene Glykoside enthalten. Während in Rinde, Blättern und Blüten nur Prunasin als blausäurelieferndes Glykosid zu finden ist, kann in den Früchten neben Prunasin auch Amygdalin nachgewiesen werden. Die cyanogenen Glykoside sind vorwiegend im Fruchtfleisch, weniger in den Kernen lokalisiert. Obwohl der Glykosidgehalt in den Beeren geringer als in den anderen Pflanzenteilen ist, spielen bei den Vergiftungen lediglich die Früchte eine Rolle, da nur sie zum Verzehr reizen.

Milde Blausäure-Vergiftung Die freigesetzte Menge an Blausäure (HCN) ist bei den unterschiedlichen Zwergmispel-Arten sehr unterschiedlich und variiert je nach Reifezustand der Früchte. Die meisten Arten enthalten so wenig giftige Glykoside, dass es nur sehr selten zu lebensbedrohlichen Vergiftungsfällen kommt. Meist sind lediglich geringe gastrointestinale Beschwerden zu verzeichnen, die sich in Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und Brennen im Mund bemerkbar machen. Allerdings gibt es auch Arten wie beispielsweise Cotoneaster x watereri, die eine zehn- bis 20-fache HCN-​Konzentration aufweisen und ernsthafte Vergiftungen auslösen können. Die Giftinformationszentralen raten, nach dem Verzehr ab zehn bis 20 Beeren Aktivkohle einzunehmen. Der Genuss größerer Mengen an Früchten erfordert einen Krankenhausaufenthalt. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 08/17 ab Seite 120.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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