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Giftpflanzen

ÄUSSERST GIFTIG

Die Dieffenbachie ist eine leicht zu pflegende und überaus dekorative Zimmerpflanze, die wegen ihrer Giftigkeit jedoch nicht für Haushalte mit kleinen Kindern oder Tieren geeignet ist.

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Wuchsfreudige Zimmerpflanze Die ausdauernd-krautige Dieffenbachia seguine kann am natürlichen Standort in den Tropen eine Höhe von zwei bis drei Metern erreichen. Sie hat einen geraden Stamm, an dem wechselständig und meist spiralig dickrippige, länglich-elliptisch geformte Blätter angeordnet sind, die an den langen Stielen sitzen. Sie werden bis zu 60 Zentimeter groß und sind an älteren Pflanzen nur noch im oberen Bereich zu finden. Für den Hausgebrauch wurden deutlich kleinere Kreuzungen mit 1 bis 1,5 Meter Wuchshöhen und kleineren Blättern (15 bis 45 Zentimeter) gezüchtet.

Da aber alle Sorten schnell wachsen und einen opulenten Umfang (bis zu 60 Zentimeter) erhalten können, ist ein regelmäßiger Rückschnitt erforderlich. Dafür wird die Dieffenbachie auf Wunschlänge verkürzt. Die für die Aronstabgewächse typischen Blüten erscheinen nur bei älteren Exemplaren an der Triebspitze. Dabei wird ein weiß-gelber zylindrischer Blütenkolben (Spadix) von einem grünlichen, röhrenförmigen Hüllblatt (Spatha) umgeben. Die Blüten sind jedoch sehr unauffällig und bei Zimmerhaltung nur sehr selten zu beobachten.

Attraktive Blattschmuckdroge Ihre Beliebtheit verdankt die Dieffenbachie vor allem ihren markanten Blättern, die je nach Sorte weiß gefleckt, grün gerändert oder gelb marmoriert sind. Sie machen die Pflanze zu einem wahren Hingucker. Zudem stellt die tropische Schönheit keine großen Ansprüche. Aufgrund ihrer ausgesprochen Anpassungsfähigkeit gedeiht sie auch an schattigen Plätzen oder in trockener Heizungsluft. Damit sie aber ihre auffälligen Blattmuster bilden kann, benötigt die Dieffenbachie einen hellen Standort. Dieser darf aber nicht zu sonnig sein, denn direktes Sonnenlicht führt leicht zu Verbrennungen an den Blättern. Idealerweise sind die Räume zwischen 21 und 30 Grad temperiert, unter 15 Grad sollte die Temperatur nicht fallen. Die Pflanze gedeiht gut bei hoher Luftfeuchtigkeit, viele Sorten vertragen auch normale Zimmerluft. Wichtig ist allerdings, dass das Aronstabgewächs keiner Zugluft ausgesetzt und im Sommer regelmäßig gegossen wird, wobei Staunässe zu vermeiden ist. Im Winter, in der Ruhezeit, genügt eine geringere Wasserzufuhr.

Giftiger Kontakt Beim Umgang mit der Pflanze ist äußerste Vorsicht geboten. Bereits das Berühren der Dieffenbachie ist gefährlich und führt zu Hautreizungen. Bei leichtem Druck öffnen sich Schießzellen, die einen Giftcocktail hinaus katapultieren. Die genaue Zusammensetzung des Gifts ist nicht bekannt. Hauptsächlicher Bestandteil ist Calciumoxalat, zudem sollen lösliche Salze der Oxalsäure für die Giftwirkung verantwortlich sein. Weiterhin werden Saponine, Glykoside, Alkaloide, proteolytische Enzyme, proteinähnliche Substanzen und cyanogene Glykoside als potenziell toxische Wirkstoffe diskutiert. Da die Calciumoxalat-Kristalle wie Nadeln geformt sind, dringen sie leicht in die Mund- und Rachenschleimhäute oder ins Auge ein und verletzten dort befindliche Mastzellen, die große Mengen an Histamin entladen.

Zudem haften an den Nadeln noch weitere Giftstoffe (vor allem freie Oxalsäure), die zu den Vergiftungssymptomen beitragen. Bei oraler Aufnahme kommt es zu Brennen, Bläschenbildung, Anschwellen der Schleimhäute, Lippen und Zunge, vermehrter Speichelbildung, Erbrechen und Durchfall. Im weiteren Verlauf folgen Sprachstörungen, Erstickungsanfälle sowie Verätzungen im Mund, Speiseröhre und Magen. Auch kann es zur Pulsverlangsamung, Krämpfen, Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, Herz- rhythmus- und Atemstörungen kommen. Gelangen die Calciumoxalat-Kristalle ins Auge sind Entzündungen und Verätzungen der Bindehaut, starker Tränenfluss sowie Lidkrämpfe die Folge.

Zum Schweigen bringen Die Giftigkeit der Dieffenbachie war schon Ende des 17. Jahrhunderts bekannt und hat ihr das Synonym „Schweigrohr“ eingebracht. Hintergrund für den volkstümlichen Begriff ist die Verwendung der Pflanze als Foltermittel, mit dem man beispielsweise unliebsame Zeugen von ihrer Aussage abhielt oder auf den Karibischen Inseln Sklaven ruhig stellte. Man zwang die Menschen zum Kau- en von Pflanzenteilen, worauf sie mit einem tagelangen Verlust der Sprache reagierten. Noch heute melden die Vergiftungszentralen aus aller Welt zahlreiche Intoxikationen, von denen überwiegend Kleinkinder im Alter von sechs bis zwölf Monaten, daneben auch Erwachsene und Tiere betroffen sind. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 05/17 ab Seite 116.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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