Orthopädieschuhmacher
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Gesundheitsberufe

ORTHOPÄDIESCHUHMACHER

Eine Fußfehlstellung, eine rheumatische Erkrankung, eine Sportverletzung: Aus ganz unterschiedlichen Gründen sind Menschen auf

orthopädische Schuhe nach Maß angewiesen.

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Ausgezeichnete handwerkliche Fertigkeiten, aber auch eine gehörige Portion Einfühlungsvermögen im täglichen Umgang mit ihren Kunden brauchen Orthopädieschuhmacher zweifellos. Zu ihren Aufgaben gehört es, orthopädische Schuhe individuell anzufertigen oder Konfektionsschuhe umzuarbeiten und dadurch an ein bestehendes Fußproblem anzupassen. Orthopädische Spezialschuhe ermöglichen es Menschen mit „Problemfüßen“ beschwerdeärmer, sicherer und gesünder zu laufen und Folgeschäden zu vermeiden.

Gründe, warum Menschen orthopädisches Schuhwerk benötigen, gibt es zahlreiche: Häufig verordnen Ärzte bei Fußfehlstellungen und Fußfehlformen Schuhe nach Maß. Eine klassische Indikation ist auch der diabetische Fuß, der unter anderem von speziellen Materialien zur Druckentlastung profitieren kann. Aber auch rheumatische und neuropathische Erkrankungen machen das Tragen von Spezialschuhen manchmal erforderlich. Zudem sind Menschen mit unterschiedlich langen Beinen, durch Sportverletzungen geschädigten Füßen oder Skelettverformungen auf maßgefertigtes orthopädisches Schuhwerk angewiesen. Sie alle sind beim Orthopädieschuhmacher in kompetenten Händen.

Medizinischer Handwerksberuf Orthopädieschuhmacher, eine andere Bezeichnung ist Orthopädieschuhtechniker, ist ein medizinisch-technischer Handwerksberuf, der in dreieinhalb Jahren erlernt werden kann. Obwohl für die Ausbildung rechtlich kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben ist, stellen viele Betriebe in der Praxis bevorzugt Bewerber mit mittlerem Bildungsabschluss ein. Während der dualen Ausbildung – die einerseits im Ausbildungsbetrieb und andererseits in der Berufsschule stattfindet – lernen angehende Orthopädieschuhmacher unter anderem Anatomie, Physiologie und Pathologie der Bewegungsorgane zu beurteilen, Fußuntersuchungen vorzunehmen, Konfektionsschuhe umzuarbeiten und individuell anzupassen, verschiedenartige Orthesen und Prothesen zu konstruieren und medizinische Fußpflegemaßnahmen durchzuführen. In der Berufsschule stehen neben berufsspezifischen Lehrinhalten auch allgemeinbildende Fächer auf dem Stundenplan. Die Ausbildung endet mit der Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer.

Messen, fertigen, anpassen „Der Orthopädieschuhmacher ist der Fachmann für Fuß und Bein“, so der Zentralverband Orthopädieschuhtechnik (ZVOS). „Bei seiner Arbeit hat er aber immer den ganzen Menschen im Blickpunkt, denn Fußprobleme wirken sich auf den ganzen Körper aus“.

Vor diesem Hintergrund versteht sich, dass der Beruf des Orthopädieschuhmachers gleichermaßen vielseitig und anspruchsvoll ist. Zu den alltäglichen Aufgaben des Spezialisten gehört es, die Füße der Kunden exakt zu vermessen und eine Bewegungsanalyse durchzuführen. Dafür stehen elektronische Mess- und Diagnosegeräte zur Verfügung. Muss ein orthopädischer Schuh auf ärztliche Verordnung speziell für den Kunden angefertigt werden, nimmt der Orthopädieschuhmacher einen Fußabdruck (z. B. aus Gips), analysiert ihn, fertigt in der Werkstatt Leisten an und wählt die passenden Materialien (z. B. Leder) aus.

Bis heute erfordert die Herstellung maßgefertigter orthopädischer Schuhe viel Handarbeit, denn kein Fuß gleicht dem anderen. Auch modische Aspekte müssen berücksichtigt werden, denn optisch sollen sich orthopädische Maßschuhe möglichst nicht allzu sehr von trendigen Schuhen „von der Stange“ unterscheiden. Handwerkliches Geschick braucht der Orthopädieschuhtechniker auch für die orthopädische Schuhzurichtung, sprich die Umarbeitung vorkonfektionierter Schuhe. In seiner Werkstatt kann er Konfektionsschuhe so mit Abrollhilfen, Verkürzungsausgleichen oder anderen erforderlichen „Extras“ ausstatten, dass sie schließlich perfekt zum Fuß des Trägers passen und ihm das Gehen erleichtern. Nicht nur Schuhe, sondern auch Bandagen, Orthesen, Einlagen, Innenschuhe und viele weitere Hilfsmittel fertigen und passen Orthopädieschuhtechniker an. Zudem sind sie in der Lage, die Maßanfertigungen zu reparieren – orthopädische Schuhe beispielsweise mit neuen Absätzen oder Sohlen zu versehen.

Erfolg mit Geschick und Empathie Die Fußprofis arbeiten häufig in Fachbetrieben des Orthopädieschuhmacher- Handwerks, in Sanitätshäusern und in Reha-Kliniken. Ihr Arbeitsplatz ist sowohl in der Werkstatt, aber auch in Verkaufs- und Anprobierräumen. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, das Problembewusstsein ihrer Kunden zu schärfen und rund um die Fußgesundheit zu informieren und zu beraten. Deshalb müssen Orthopädieschuhtechniker nicht nur präzise arbeitende Handwerker sein, sondern auch viel Empathie und Fingerspitzengefühl haben. Nicht zuletzt, weil sie im Alltag oft mit chronisch kranken Kunden und behinderten Menschen zu tun haben. Um ihre Karriere voranzutreiben, entscheiden sich Orthopädieschuhtechniker häufig, noch einmal die Schulbank zu drücken und sich zum Orthopädieschuhmachermeister zu qualifizieren. 

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 02/17 ab Seite 94.

Andrea Neuen-Biesold, Freie Journalistin

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