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Geschlechtskrankheiten

WARZEN IM INTIMBEREICH

Genitalwarzen sind zwar sehr unangenehm, aber in der Regel nicht gefährlich. Verursacht werden sie durch humane Papillomviren, die bei ungeschützten Sexualkontakten häufig übertragen werden.

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Genitalwarzen, auch Feucht- oder Feigwarzen genannt, sind kleine, meist gutartige Geschwulste, die durch Humane Papillomviren (HPV) ausgelöst werden. Von diesen doppelsträngigen DNA-​Viren gibt es über 200 verschiedene Typen, 40 davon befallen über Haut- und Schleimhautkontakt den Anal- und Genitaltrakt. Sie werden in Niedrig- und Hochrisiko- Typen eingeteilt, wobei Genitalwarzen in 90 Prozent der Fälle von den Niedrigrisiko-Typen 6 und 11 verursacht werden. Sie finden ihren Weg in den Organismus über kleine Hautläsionen, in die sie per Schmierinfektion meist während des Geschlechtsverkehrs eindringen.

Im feucht-warmen Klima der Schleimhäute finden sie ideale Bedingungen für ihre Vermehrung. Obwohl sie relativ widerstandsfähig sind und daher auch eine Infektion über Haut-Haut-Kontakte oder die gemeinsame Nutzung von Handtüchern möglich ist, kommt dies nur sehr selten vor. Etwa ein bis zwei Prozent aller sexuell aktiven Menschen haben sichtbare Genitalwarzen, bei weiteren fünf bis zehn Prozent finden sich auf HPV zurückgehende Läsionen im Anal- oder Genitalbereich, ohne dass sich klinische Symptome zeigen.

Angriff auf die Haut HP-​Viren befallen lediglich die Epithelzellen von Haut und Schleimhäuten und lösen dort eine Zellproliferation aus. Es bilden sich kleine Geschwulste, die grau-bräunlich, rötlich oder weißlich gefärbt sind und die nur so klein wie ein Stecknadelkopf, aber auch so groß wie ein Zwei-Euro-Stück werden können. Manchmal bilden Feigwarzen auch regelrechte Beete. Je nach sexueller Präferenz können sie bei beiden Geschlechtern im Analbereich sowie bei Männern am Penis, der Vorhaut oder den Hoden und bei Frauen an Scheide und Schamlippen auftreten. Die Inkubationszeit kann stark variieren und von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Jahren reichen.

Manche Infektionen verlaufen auch völlig symptomlos. Besonders häufig sind junge Menschen zwischen 20 und 24 von Feigwarzen betroffen. Grund hierfür könnte die höhere sexuelle Aktivität, meist auch mit wechselnden Partnern, sein. Allerdings gibt es auch die Vermutung, dass der Trend zur Intimrasur die Häufigkeit von Genitalwarzen erhöht, da durch die Rasur kleine Läsionen entstehen, die den Viren als Eintrittspforte dienen können. Weitere Risikofaktoren sind ein geschwächtes Immunsystem, Rauchen und Stress. Kondome verringern das Risiko einer Ansteckung, können sie aber nicht zu 100 Prozent verhindern.

Grund zur Sorge? Feigwarzen sind in der Regel ungefährlich und entarten nicht, da sie fast immer von Niedrigrisikoviren ausgelöst werden. Meist verursachen sie auch keine Beschwerden, außer beim Geschlechtsverkehr, denn durch die Reibung können sie jucken und bluten. Bilden sie sich nicht von selbst zurück, was bei etwa 30 Prozent der Betroffenen geschieht, sollten sie ärztlich behandelt werden, wobei der Partner mittherapiert werden muss.

Essig macht Warzen sichtbar Sind Feigwarzen deutlich ausgebildet, reicht die Blickdiagnose. Zur Sicherheit wird ein Arzt jedoch noch den Essigsäuretest durchführen: Fünf- bis zehnprozentige Essigsäure wird auf den Anogenitaltrakt aufgetragen, um bisher unsichtbare Feigwarzen durch eine weißliche Verfärbung sichtbar zu machen. Spezifische Nachweise der Viren selbst, zum Beispiel mittels Polymerase-Kettenreaktion werden aufgrund der Kosten nur in Ausnahmefällen durchgeführt, Blutnachweise sind aufgrund der hohen Durchseuchungsrate der Bevölkerung nicht aussagekräftig. Behandelt werden Genitalwarzen im Prinzip wie andere Warzen auch, indem man sie herausschneidet, verödet, vereist oder kauterisiert. Zur äußeren Anwendung gibt es Salben oder Lösungen mit den Wirkstoffen Podophyllotoxin oder Imiquimod. Allerdings konnte bisher keines der möglichen Verfahren einen 100-prozentigen Erfolg verbuchen, denn da HP-Viren in den Zellen persisitieren, hat jeder Fünfte nach einem halben Jahr mit neuen Warzen zu kämpfen.

Die 100-Prozent-Lösung Im Jahr 2008 erhielt Professor Harald zur Hausen den Nobelpreis für Medizin für seine Forschungen zum Humanen Papillomvirus, die er bereits seit den 1970er Jahren betrieb. Er konnte nachweisen, dass insbesondere die Hochrisiko-HPV-​Typen 16 und 18 das Risiko für Gebärmutterhalskrebs erhöhten. Aufgrund seiner Forschungen ist seit 2006 ein Impfstoff gegen HPV erhältlich. Er schützt jedoch nur dann vollkommen, wenn die Impfreihe abgeschlossen ist, bevor die sexuelle Aktivität beginnt. Da dieses bei der derzeitigen frühen sexuellen Reife bedeutet, dass man meist Kinder impfen muss, ist dieses Verfahren immer wieder in der Kritik. Neben den Hochrisikotypen 16 und 18 immunisiert die Impfung aber auch gegen die Niedrigrisikotypen 6 und 11, und stellt somit den einzigen 100-prozentigen Schutz gegen Genitalwarzen dar. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 08/17 ab Seite 116.

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

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