© michaklootwijk / fotolia.com

Geschlechtskrankheiten

SAFER SEX – TEIL 2

Geschlechtskrankheiten werden überwiegend durch sexuelle Kontakte übertragen. Doch bezüglich der Erreger, Symptome und Behandlungsstrategien unterscheiden sie sich erheblich voneinander. Unser Überblick sorgt für Durchblick.

Seite 1/1 4 Minuten

Seite 1/1 4 Minuten

Chlamydieninfektionen gehören überall auf der Welt zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten, kurz STI . Die Deutsche STI-Gesellschaft geht davon aus, dass sich hier zu Lande jährlich 60 000 Menschen damit infizieren, insbesondere junge Frauen.

Mögliche Symptome einer Erkrankung sind Ausfluss und Beschwerden beim Wasserlassen. Jedoch: Bei einem Großteil der Betroffenen verläuft eine Chlamydieninfektion beschwerdearm oder symptomlos. Dadurch wird sie oft nicht bemerkt und der Erreger unbemerkt weiterverbreitet. Unbehandelt können sie unter anderem zu Beckenentzündungen und bei Frauen zu Unfruchtbarkeit führen. Wird die Infektion erkannt, kann sie gut mit Antibiotika (z. B. Tetrazyklinen) behandelt werden. Eine Partnertherapie ist erforderlich, um einen Ping-Pong-Effekt zu verhindern.

Filzläuse Dabei handelt es sich um ein bis zwei Millimeter große, blutsaugende Parasiten, die sich insbesondere in den Schamhaaren des Genialbereichs einnisten. Durch engen Körperkontakt, vor allem beim Geschlechtsverkehr, erfolgt die Übertragung von Mensch zu Mensch. Klassisches Symptom eines Befalls ist starker Juckreiz im behaarten Schambereich.

Steht die Diagnose fest, können die Parasiten mit laustötenden Shampoos, Sprays oder Lotionen (z. B. Pyrethrum) unschädlich gemacht werden. Eine Partnerbehandlung ist ebenso erforderlich wie spezielle Hygienemaßnahmen. Um alle Filzläuse und deren Eier abzutöten, müssen Handtücher, Bett-, Unterwäsche etcetera heiß gewaschen werden.

Herpes genitalisDie Infektion, die durch den Austausch infizierter Körperflüssigkeiten bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr erfolgt, wird durch Herpes-Simplex-Viren vom Typ II (HSV-2) ausgelöst. Sie verursachen Haut- und Schleimhautveränderungen, vor allem schmerzhaft-juckende, kribbelnde Bläschen im Genitalbereich. Allgemeine Krankheitssymptome, wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, können hinzukommen. Herpes genitalis kann mit verschreibungspflichtigen Virostatika (z. B. Aciclovir, Famciclovir) behandelt, jedoch nicht geheilt werden. Denn wer sich einmal infiziert hat, trägt das Virus lebenslang in sich. So kann die Krankheit jederzeit wieder ausbrechen.

Mehr Infos
+ Wissenswertes über Geschlechtskrankheiten finden Interessierte auf der Internetseite der Deutschen STI-Gesellschaft unter www.dstig.de  
+ Eine persönliche und anonyme Telefonberatung zu HIV und AIDS bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Telefon: 0 18 05/55 54 44

Hepatitis B Die Viren werden, im Gegensatz zu anderen Hepatitiserregern, vor allem durch ungeschützten Sex übertragen. Eine akute Infektion äußert sich Monate nach der Ansteckung durch Symptome wie Abgeschlagenheit, Durchfall, Übelkeit und Gewichtsverlust. Augäpfel und Haut färben sich gelb. Innerhalb von etwa vier bis sechs Wochen heilt eine akute Hepatitis B meist vollständig aus. In einigen Fällen geht sie jedoch in eine chronische Verlaufsform über. Schutz bietet eine Impfung.

HIV Rund 90 Prozent der Infektionen mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV) gehen auf ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner zurück. Das Virus befindet sich in allen Körperflüssigkeiten, in besonders hoher Konzentration jedoch in Blut und Sperma. Tage bis Wochen nach der Erstinfektion kommt es bei der Hälfte der Infizierten zu grippeähnlichen Symptomen.

Nach einer beschwerdefreien Latenzphase, die Jahre bis Jahrzehnte dauern kann, vermehren sich die HI-Viren rasant und schwächen die körpereigene Immunabwehr. Schließlich kommt es zur Immunschwächekrankheit AIDS (acquired immune deficiency syndrome). Ziel der hochaktiven antiretroviralen Therapie ist es, die Vermehrung und das Wachstum der HI-Viren zu hemmen und den Ausbruch der AIDS-Erkrankung möglichst lange hinauszuzögern.

HPV-Infektion Genitalinfektionen mit humanen Papillomaviren (HPV) sind weit verbreitet und rufen Feigwarzen hervor. Dahinter verbergen sich flache bis blumenkohlartige Geschwülste, die am Penisschaft, an den Schamlippen oder im Analbereich auftreten können. Einige HPV-Typen können zu Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) oder anderen bösartigen Tumoren (z. B. Analkarzinom) führen.

Mittlerweile gibt es eine Impfung gegen HP-Viren. Sie wird insbesondere Mädchen und jungen Frauen empfohlen. Die Feigwarzen selbst können vom Arzt entfernt werden, etwa mit Laser- oder Kältetherapie. Kleine Warzen können die Patienten auch selbst mit Präparaten zum Auftragen (z. B. Imiquimod) behandeln.

Syphilis In Deutschland erkranken jährlich etwa 4000 Menschen neu an Syphilis. Nach der Erstinfektion verbreiten sich die Erreger vom Typ Treponema pallidum über die Blutbahn im Körper. Erstes Symptom ist ein Geschwür im Genitalbereich, im weiteren Krankheitsverlauf kommen Fieber, Lymphknotenschwellungen und ein Hautausschlag hinzu. Unbehandelt können die Erreger nach Jahren schwere Spätfolgen, etwa Nervenschädigungen und Lähmungen, auslösen. Mit einer Antibiotikatherapie (z. B. Penicillin) ist Syphilis heilbar.

Trichomoniasis Eine Infektion wird durch winzige, einzellige Geißeltierchen ausgelöst. Sie siedeln vor allem in den menschlichen Geschlechtsorganen und können ebenfalls durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen werden. Die Erkrankung führt zu Juckreiz, Brennen und übelriechendem Ausfluss. Mit speziellen Antibiotika (z. B. Metronidazol) ist eine Trichomoniasis gut behandelbar. Eine Behandlung des Sexualpartners ist erforderlich, um eine erneute gegenseitige Ansteckung zu vermeiden.

Tripper Eitriger Ausfluss aus der Vagina der Frau beziehungsweise der Harnröhre des Mannes ist das typische Symptom der Gonorrhöe, wie der Tripper medizinisch korrekt heißt. Die STI wird durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae verursacht, die Übertragung erfolgt durch infizierte Schleimhäute. Neben den Geschlechtsorganen können auch Rachen und Enddarm befallen sein.

Der Tripper gehört zu den häufigsten STI. Tückisch ist die Infektionskrankheit, weil die Harnröhren- beziehungsweise Scheidenentzündung aufsteigen und so schlimmstenfalls den gesamten Bauchraum befallen kann. Therapeutisch kommen Antibiotika zum Einsatz, wobei es auch hier wichtig ist, den Sexualpartner mitzubehandeln.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/13 ab Seite 64.

Andrea Neuen-Biesold, Freie Journalistin

×