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Geschlechtskrankheiten

EINMAL INFIZIERT, IMMER INFIZIERT

Die lästigen Lippenbläschen kennt jeder. Herpes kann jedoch auch mit ähnlichen Symptomen im Genitalbereich ausbrechen. Etwa jeder siebte sexuell aktive Deutsche trägt den Erreger in sich, er bricht aber nicht immer aus.

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Genitalherpes wird von den gleichen Viren verursacht, die auch für Lippenherpes (Herpes simplex) verantwortlich sind. Von ihnen gibt es zwei Arten, die als Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV- 1) und Typ 2 (HSV-2) bezeichnet werden. HSV-1 wird mit dem Speichel übertragen, was meist bereits bei Säuglingen über die Eltern geschieht, sodass es in Deutschland bei über 90 Prozent der Bevölkerung nachgewiesen werden kann. Hingegen sind nur etwa 12 bis 16 Prozent der Deutschen mit HSV-2 infiziert, das via Schmierinfektion beim Geschlechtsverkehr übertragen wird. HSV-2 ist daher für den größten Teil der Fälle von Genitalherpes verantwortlich, während HSV-1 in erster Linie Lippenherpes verursacht.

HSV-1 kann aber durchaus auch Herpes im Genitalbereich auslösen, wie etwa bei Oralsex, wenn Viren von der Lippenregion dorthin gelangen, oder durch mangelnde Handhygiene. Eine Herpes-Infektion im Genitalbereich ist zwar lästig, aber meist ungefährlich und gut behandelbar. Sie kann jedoch auch tödlich verlaufen, zum Beispiel, wenn das Immunsystem durch eine HIV-Infektion geschwächt ist. Es kann dann zur gefürchteten Herpes-Sepsis kommen, bei der sich die HS-Viren im ganzen Körper ausbreiten. Werden Schwangere mit dem Virus infiziert, kann das zu schweren Komplikationen bis hin zur Fehlgeburt führen.

Infektion kann immer wieder aufflackern HS-Viren zeichnen sich dadurch aus, dass sie nie mehr vollständig aus dem Körper entfernt werden können. Nach der ersten akuten Infektion ziehen sie sich über die Nervenbahnen bis zu den Nervenwurzeln zurück und verharren dort in einem Ruhemodus, der lebenslang anhalten kann (Latenzphase). Bestimmte Faktoren können die Viren jedoch reaktivieren, sodass sie zurück in die Epithelzellen wandern und dort erneut Symptome verursachen. Diese Rückfälle können immer dann auftreten, wenn das Immunsystem geschwächt ist, etwa durch eine Erkältung oder Stress. Selbst starke Sonneneinstrahlung kann zu einer Reaktivierung der Viren führen. Meist verlaufen Rückfälle leichter als die Primärinfektionen.

Jucken, Bizzeln, Bläschen Bei der Primärinfektion dringen die Erreger beim ungeschützten Geschlechtsverkehr über kleine Verletzungen in der Schleimhaut in den Körper ein; manchmal werden sie auch durch kontaminierte Gegenstände übertragen. Nach einer Inkubationszeit von zwei bis zwölf Tagen beginnen die klassischen Symptome: Die infizierte Stelle an Vagina oder Penis brennt und juckt, schwillt an und ist gerötet. Einige Tage später entstehen dort die typischen Herpesbläschen. Sie sind mit einer durchsichtigen bis trüben Flüssigkeit gefüllt, die eine immens hohe Zahl an Viren enthält.

Nach und nach platzen die Bläschen auf, wodurch die Betroffenen in dieser Zeit hoch ansteckend sind. Das Wasserlassen kann bei Frau und Mann schmerzhaft sein, wobei Frauen meist zusätzlich unter einem glasigen Ausfluss leiden. Manchmal geht die Primärinfektion auch mit Fieber und Abgeschlagenheit einher. Nach einigen Tagen bis Wochen verkrusten die offenen Stellen. Sind sie abgeheilt, gilt die akute Infektion als überstanden und die Erreger gehen in die Latenzphase über.

Nicht auf Schleimhaut beschränkt Eine Herpesinfektion kann durch die Symptome und einen Antikörper- beziehungsweise Antigennachweis diagnostiziert werden. Muss der Genitalherpes behandelt werden, kommen antivirale Wirkstoffe wie Aciclovir, Famciclovir und Valaciclovir zum Einsatz, die systemisch und/oder topisch verabreicht werden. Sie reduzieren die Symptome und verkürzen die Infektionsdauer. Um einen Ping-Pong- Effekt zu vermeiden, muss der Sexualpartner immer mitbehandelt werden. Am besten sollten Infizierte während einer akuten Infektion ganz auf Geschlechtsverkehr verzichten.

Darüber hinaus muss peinlich auf Hygiene, besonders Handhygiene, geachtet werden, denn die Viren können per Schmierinfektion im Prinzip alle Bereiche der Haut infizieren. So kann ein Herpes beispielsweise auch im Auge vorkommen. Sind andere Grunderkrankungen wie zum Beispiel Neurodermitis vorhanden oder ist die Hautbarriere generell geschädigt, kann die Infektion als Herpes-Ekzem große Flächen des Körpers befallen. Der Herpes genitalis selbst kann sich auch von den Geschlechtsorganen aus weiter über das Gesäß und die Oberschenkel ausbreiten.

Gesundes Immunsystem beugt vor Um sich vor einer Primärinfektion zu schützen, sollte man Kondome benutzen. Sie bieten zwar keinen völligen, aber immer noch den besten Schutz vor Genitalherpes. Infizierte müssen auf ein gesundes Immunsystem achten. Wer sich regelmäßig bewegt, gesund ernährt und Stress vermeidet, beugt Rückfällen vor. Um die Hautflora gesund zu erhalten, sollten Betroffene pH-neutrale Waschlotionen und rückfettende Hautcremes benutzen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 03/17 ab Seite 100.

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

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