Eine Zahnprothese wird im Waschbecken unter laufendem Wasser mit einer Bürste gereinigt.
Zahnprothesen muss man mit einer Bürste reinigen, Reinigungslösungen allein reichen nicht aus. © giocalde / iStock / Getty Images Plus

Zahnersatz | Reinigung

PNEUMONIE DURCH ZAHNPROTHESE?

Prothese ins Wasserglas, Tablette dazu: Schon sind die Dritten sauber? So einfach ist es nicht. Auch der Zahnersatz muss penibel geputzt werden. Sonst drohen verschiedene Probleme.

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Mit dem Zahnersatz ist es wie mit den echten Zähnen: Wer ihn nicht gut reinigt, bekommt Probleme. Also ist auch bei Prothesen jeden Tag Saubermachen angesagt. Nur wie? Der Griff zur Bürste ist schon mal richtig, auf normale Zahnpasta sollte man jedoch verzichten. „Sie enthält eventuell Scheuermittel“, erklärt Kai Fortelka von der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung. Die könnten den Kunststoff an der Prothesenoberfläche aufrauen. „Das Putzen unter dem laufenden Wasserhahn ist deswegen ausreichend.“ Es gibt zudem desinfizierende Reinigungsmittel in Pulver- und Tablettenform. „Allerdings können sie die tägliche Reinigung mit der Bürste nicht ersetzen.“

Haftcreme-Rückstände entfernen
Auch Haftcremes sollten nur eine Notlösung sein. Grundsätzlich sei es immer besser, einen Halt ohne Hilfsmittel anzustreben, empfiehlt der Experte. Werden trotzdem solche Cremes verwendet, müssen deren Rückstände an der Prothese jeden Tag entfernt werden.

Noch ein Tipp: Wer die Prothese im Waschbecken reinigt, sollte wenn möglich Wasser ins Becken füllen oder ein Handtuch hineinlegen. „Das dämpft den Aufprall der Prothese, sollte diese einmal aus der Hand rutschen“, erklärt Fortelka.

Beläge als Problem für die Restzähne
Nicht nur für die natürlichen Zähne ist Zahnbelag ein Problem. Der bildet sich überall dort, wo Essensreste nicht entfernt wurden - auch auf Prothesen. Durch solche Beläge können sich dann Mikroorganismen ansiedeln, die bei den Restzähnen im Mund Karies und Parodontitis verursachen, wie Fortelka erklärt.

An den Verbindungselementen und Kontaktflächen der Prothesen kann sich wiederum Zahnstein festsetzen. Hier machten sich schon geringste Ablagerungen bemerkbar, betont der Experte, weil der Zahnersatz zum Träger- beziehungsweise Pfeilerzahn auf Bruchteile von Millimetern passend gearbeitet werde. Die Prothese verliert dann ihren Halt.

Atmen wir durch den Mund, kommt die Luft an den Zähnen vorbei.

Lungenentzündungen durch schmutzige Prothesen?
Verunreinigte Prothesen stehen auch in Verdacht, Lungenentzündungen zu begünstigen. „Denn sowohl die Zähne wie auch die Lunge gehören zu den Atemwegen“, erklärt der Lungenarzt Prof. Dieter Köhler. „Atmen wir durch den Mund, kommt die Luft an den Zähnen vorbei.“

Normalerweise sind die Atemwege aber so gut geschützt, dass kein Speichel oder Speisebrocken in die Lunge gelangt. „Doch leider kommt es gelegentlich dazu, dass Speichel, Trinkflüssigkeit oder auch Nahrungsbestandteile durchschlüpfen und in die Luftröhre oder in die tiefere Lunge gelangen“, erläutert der ehemalige Ärztliche Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg (NRW).

Der Volksmund bezeichnet das als „Verschlucken“, die Medizin nennt es „Aspirieren“. Laut Köhler macht das an sich nichts aus, eine schlecht gereinigte Prothese kann aber zu Entzündungen im Mundbereich führen. Diese Bakterien könnten dann, wenn sie mit dem Speichel aspiriert werden, durchaus eine Lungenentzündung auslösen.

Kein gesicherter Zusammenhang
„Gerade bei älteren Leuten findet man immer wieder eine gewisse Beziehung zwischen schlechter Mundpflege - wozu die Prothese gehört - und vermehrten Lungenentzündungen“, sagt Köhler. „Allerdings darf nicht vergessen werden, dass eine schlechte Zahn- und Prothesenpflege bei Menschen häufiger vorkommen, die auch sonst nachlässig sind oder durch Vorerkrankungen nicht mehr ausreichend putzen können.“

Deswegen ist es nicht gesichert, ob die schlechte Prothesenpflege selbst zur Lungenentzündung führt, so Köhler. „Es gibt Hinweise, dass das allgemeine Gesundheitsbewusstsein und der Gesundheitszustand die wesentlichen Faktoren darstellen.“

Quelle: dpa

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