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Homöopathie

PHYTOLACCA

Verschiedene Teile der Pflanze sind allenfalls mäßig giftig, am wenigsten die auffälligen reifen Beeren. Mit ihrem dunkelroten Saft werden Korbwaren, Konfekt und alkoholische Getränke (z. B. Portwein) eingefärbt.

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Die homöopathische Arznei ist weniger bekannt und wird seltener eingesetzt, als sie es verdient. Entzündungen des Halses , Entzündung und Erkrankung der weiblichen Brustdrüse, insbesondere bei stillenden Müttern, sowie schmerzhafte Erkrankungen der Sehnen, Sehnenansätze und Schleimbeutel stehen im Mittelpunkt der Arzneiwirkung. Die charakteristischen Modalitäten, Verschlimmerung durch Kälte und feucht-kaltes Wetter, durch Bewegung sowie in der Nacht weisen bei allen Indikationen auf die Arznei hin.

Innerer Hals Entzündungen von Pharynx (Rachen) und Tonsillen sind eine bewährte Indikation. Wegweisend ist die dunkelrote Verfärbung der Schleimhaut, die Entwicklung grauer oder weißer Beläge (Phytolacca war eine Arznei bei der früher gefürchteten Diphtherie, die mit einer ausgeprägten Bildung von Membranen einhergeht), der Schmerz im Bereich der Zungenwurzel, wie von einem „brennend heißen Ball“, sowie die Ausstrahlung der Schmerzen zu den Ohren.

Im Gegensatz zu der allgemeinen Verschlechterung durch Kälte ist bei dieser Indikation die Besserung durch kalte Getränke auffallend. Die akute Erkrankung wird nicht selten von einer mäßig ausgeprägten Schwellung der Halslymphknoten sowie von „rheumatischen“ Schmerzen des ganzen Körpers begleitet.

Akutfall Bei einer „Halsentzündung“ ist Phytolacca von weiteren Arzneimitteln abzugrenzen: Wenn die Schleimhaut trocken und hoch rot verfärbt ist, spricht das für den Einsatz von Belladonna. Schlucken ist dann sehr unangenehm, charakteristisch ist die Empfindung von Hitze, Brennen und „Enge“ im Hals. Die Erkrankung kann von plötzlich auftretendem, hoch ansteigendem Fieber begleitet werden.

Apis mellifica ist angezeigt, wenn die Schleimhaut des Rachens, insbesondere die Region der Uvula (Zäpfchen), sehr stark, fast wie ein mit Wasser gefülltes Säckchen, anschwillt. Wegen der starken Hitze im Hals wird der Genuss von kalten Getränken, auch das Lutschen von Eiswürfeln, als Linderung empfunden.

Fortgeschrittene Erkrankung Bei zunehmender Beeinträchtigung des allgemeinen Zustandes denken wir an Mercurius solubilis. Begleitend zu der Entzündung der Tonsillen treten die charakteristischen Mundsymptome auf: Speichelfluss, die Zunge ist belegt, Zähne hinterlassen Abdrücke und es entwickelt sich ein übler Mundgeruchs. Die Lymphknoten des Halses neigen zur ausgeprägten Schwellung, es entwickeln sich geradezu „Pakete“ vergrößerter Lymphknoten.

Diese Symptomatik ist häufig im Rahmen eines bakteriellen Infektes zu beobachten, Mercurius kann in diesen Fällen begleitend zum angezeigten Antibiotikum verabreicht werden. Steht die Halsentzündung allerdings im Zusammenhang mit einem Pfeifferschen Drüsenfieber (Mononukleose), ist die Verabreichung der Arznei ohne Alternative. 

ZUSATZINFORMATIONEN

Weibliche Brust
Die bekannteste Indikation für Phytolacca ist wohl die Mastitis (Entzündung der Brustdrüse) bei stillenden Müttern. Bei dieser Erkrankung hat die Arznei ihre Fähigkeit zur schnellen Heilung schon oft unter Beweis gestellt! Die Brust ist sehr empfindlich, es bilden sich schmerzhafte Knoten und der Schmerz hat die Eigenschaft in den ganzen Körper auszustrahlen. Insbesondere wenn diese Beschwerden im Zusammenhang mit einer Erkältung, mit seelischer Erregung oder Kummer stehen, sollte Phytolacca die passende Arznei sein.

An dieser Stelle kann nicht darauf verzichtet werden, der Beschreibung von Phytolacca einige klärende Worte hinsichtlich der Arzneipotenz hinzuzufügen. Immer mal wieder wird die Auffassung vertreten, die Wahl der geeigneten Potenz bei der Behandlung mit Phytolacca würde von der Ausprägung der Symptomatik, zum Beispiel der Frage, ob ein übermäßiger Milchfluss vorliegt, abhängen.

Dazu ist klar und eindeutig festzustellen, dass der Umgang mit Phytolacca nicht von den Regeln, die auch für alle anderen homöopathischen Arzneien gelten abweicht: Auf der Grundlage der „Ähnlichkeit“ zwischen den Beschwerden des Patienten und den Symptomen, die ein Arzneimittel in der Arzneimittelprüfung erzeugen kann, wirkt eine Arznei immer regulierend, das heißt, der Organismus wird angesichts seines aktuellen (Krankheits-) Zustandes einen Weg zur Heilung einschlagen, der für ihn mit dem geringsten (Energie-) Aufwand verbunden ist. Entscheidend ist die Auswahl eines passenden, „ähnlichen“ Arzneimittels – nicht aber die Wahl einer „geeigneten“ Arzneipotenz (D- oder C-Potenz, Potenzhöhe).

Bewegungsapparat
Am wenigsten bekannt dürfte die Wirkung von Phytolacca bei Beschwerden des Bewegungsapparates sein. Seine Wirkung erstreckt sich vor allem auf Erkrankungen von Sehnen, Sehnenansätze und Schleimbeutel, jedes Gelenk kann betroffen sein. Die Arznei steht mit ihrer Wirkung zwischen den bekannten Arzneimitteln Bryonia und Rhus toxicodendron. Ebenso wie bei Rhus toxicodendron hat das feuchte, feucht-kalte Wetter einen verschlechternden Einfluss auf die Beschwerden. Es kommt zur „Steifheit“ betroffener Gelenke, es bestehen Schwierigkeiten, sich leicht zu bewegen. Verbessern sich die Gelenkbeschwerden unter dem Einfluss der zunehmenden Bewegung („Einlaufen“ bessert), kommt Rhus toxicodendron infrage. Bei Phytolacca hingegen führt Bewegung zu einer deutlichen Verschlechterung - ähnlich wie bei Bryonia.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 12/13 auf Seite 46.

Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/Homöopathie

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