Mann greift in Hosentasche © someone25 / iStock / Getty Images
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OBERSTES GEBOT: SCHUTZ BEIM SEX!

Geschlechtskrankheiten sind kein Problem ausschließlich der sexuellen Revolution der 60er-Jahre. In den 90ern waren die Infektionszahlen rückläufig, aber immer mehr Personen infizieren sich heutzutage mit vermeintlich „besiegten“ Erregern.

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Nahezu jeder Mensch genießt es, sich sexuell auf eine andere Person einlassen zu können. Je stärker dabei die sexuelle Erregung ist, umso unwahrscheinlicher ist die Frage nach möglichen Gefahren dieses Sexualkontaktes. Dabei sollte genau diese Frage die Entscheidung mitbestimmen, ob es zu sexuellen Handlungen kommt oder nicht. Erst recht bei Neukontakten ist Vorsicht angesagt. Ist es bereits zu einer Ansteckung gekommen, werden die ersten Anzeichen häufig gar nicht als Symptome einer Krankheit interpretiert oder den Betroffenen ist es schlichtweg peinlich, darüber zu reden, was auch SL01, „Familie“, „Sex und Partnerschaft“, „Geschlechtskrankheiten“, beschreibt. Offenheit ist jedoch ein ganz wesentlicher Faktor bei der Bekämpfung dieser Krankheiten.

Was sind „Geschlechtskrankheiten“? Krankheiten, die nur durch Geschlechtsverkehr, also eine „penetrative“ Sexualpraktik, übertragen werden, bezeichnet man als Geschlechtskrankheiten. Das weite Feld der „sexuell übertragbaren Krankheiten“ kann jedoch auch auf sämtlichen anderen, zum sexuellen „Spiel“ gehörenden Wegen wie zum Beispiel Oral-oder Analkontakt, unabhängig von hetero- oder homosexuellem Verkehr, seine Opfer finden. Zu den Erregern zählen Viren, Bakterien oder Pilze. Für zahlreiche Erkrankungen in diesem Bereich besteht seitens der diagnostizierenden Ärzte Meldepflicht an das Gesundheitsamt. Dabei geht es lediglich um die Nennung des Auftretens der Erkrankung und nicht um persönliche Patientendaten. Für eine grundsätzliche Definition und Unterscheidung erfahren Sie unter SL02, Suche „Geschlechtskrankheiten“, weitere Details.

Wie kommt es zur Infektion? Es ist einfach, sich bei ungeschütztem Sex mit einer sexuell übertragbaren Krankheit zu infizieren. In der heutigen Zeit, in der sich das Vertrauen auf Empfängnisverhütung in den meisten Fällen auf hormonelle Präparate wie die Pille bezieht, ist der Gebrauch mechanischer Hilfsmittel, wie es zum Beispiel das Kondom ist, in den Hintergrund getreten. Dies, obwohl seit Mitte der 80er-Jahre HIV und AIDS allgegenwärtig sind und Forschung, Wissenschaft und Medizin Unsummen in Werbekampagnen investiert haben, um dringend auf den Gebrauch von Kondomen hinzuweisen.

Über die Schleimhäute der Geschlechtsorgane gelangen die Erreger in den anderen Körper und können sich dort einnisten. Ganz oben auf der Liste gefährdeter Personengruppen stehen Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern. SL03, „Frauengesundheit“, „Sexuell übertragbare Krankheiten“, beschreibt dies und weist darauf hin, dass es sogar durch Küssen, Lecken oder bloßes Berühren infizierter Geschlechtsteile (Schmierinfektion) zu einer Ansteckung kommen kann. Umso wichtiger ist es, offen mit dem Verdacht auf eine Geschlechtskrankheit umzugehen.

Welche Krankheiten gibt es? Die Liste der sexuell übertragbaren Krankheiten ist lang. Die häufigsten virusbedingten sind Herpes genitalis (10 bis 30 % der Weltbevölkerung tragen das Virus in sich), Feigwarzen (jährlich 30 Millionen Neuerkrankungen), Dellwarzen, Hepatitis B (400 000 bis 500 000 Menschen in Deutschland leiden an chronischer Hepatitis B, jährlich gibt es ca. 50 000 Neuinfektionen) und AIDS (über 25 Millionen Todesfälle seit Auftauchen der Krankheit, aktuell ca. 36 Millionen Fälle weltweit, 1,8 Millionen Neuinfektionen im Jahr 2017, SL04, „More data“).

Bei den bakteriellen Geschlechtskrankheiten stehen Chlamydien (pro Jahr ca. 300 000 neu erkrankte Frauen in Deutschland), Syphilis (pro Jahr 3000 bis 5000 Neuinfektionen in Deutschland), Gonorrhoe/Tripper (bis zu 60 Millionen Neuinfektionen weltweit pro Jahr) und Ulcus Molle/Weicher Schanker (weltweit ca. sieben Millionen Neuerkrankungen) an den obersten Stellen. Es gibt auch noch Pilzinfektionen, zu denen der Scheidenpilz, eine der häufigsten Genitalerkrankungen der Frau, zählt. Trichomonaden (jährlich 170 Millionen Neuerkrankungen weltweit), Krätzeerreger (Häufigkeit je nach Umfeld 1 bis 30 Prozent) und Filzläuse, die sich in der Scham-, Brust-, Bauch- oder Achselbehaarung festsetzen, sind Parasiten. Eingehende Informationen hierzu finden Sie unter SL05, „Die Krankheitserreger“.

Was ist zu tun? Gegen die unterschiedlichen Krankheiten werden ebenso unterschiedliche Wirkstoffe eingesetzt. Welche dies im Einzelfall sind, entscheiden die behandelnden Ärzte. Ein ganz wesentlicher Punkt bei der Bekämpfung der sexuell übertragbaren Krankheiten ist jedoch Vorbeugung. Jeder Mensch sollte darauf bedacht sein, sich und den anderen zu schützen. Aufklärung und Beratung nicht nur Jugendlicher spielen eine große Rolle – auch in Ihrem Apothekenalltag. Was den Geschlechtsverkehr betrifft, so stellen Kondome eine äußerst wirkungsvolle Methode dar, die Verbreitung zu reduzieren. SL06, „Themen“, „Sexuell übertragbare Krankheiten“, beschreibt die Unterschiede zwischen Kondomen für den Mann, Kondomen für die Frau und erläutert Safer-Sex-Praktiken.

Ferner gibt es dort einen Link zur Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, SL07, Suche „Safer Sex“, von wo man ein PDF zum Thema „Safer Sex“ herunterladen kann. Die exakte Diagnose kann nur ein Mediziner vornehmen. Die Suche nach einem geeigneten Arzt in der Nähe erleichtert SL08, „Arzt suchen“, Fachgebiet „Geschlechtskrankheiten“ eingeben, Postleitzahl und Umkreissuche ausfüllen und die Suche beginnen. Sexuell übertragbare Krankheiten können mit Bedacht, Aufmerksamkeit und Verantwortung und ohne übertriebene Scham vermieden oder in den Griff bekommen werden. Sollten Sie künftig feststellen, dass ein Kunde rezeptfrei ein Präparat verlangt, das gegen Symptome von Geschlechtskrankheiten zu Einsatz kommt, nehmen Sie Ihren Mut zusammen und beraten Sie ihn.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/18 ab Seite 82.

Ursula Tschorn, Apothekerin Wolfram Glatzel, Autor und Redakteur

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