Grafische Darstellung eines Mannes mit Schlaganfall-Symptomen.
Bei einem Schlaganfall gilt es schnell zu handeln. © peterschreiber.media / iStock / Getty Images Plus

Gehirn | Schlaganfall

NEUES NOTFALLMEDIKAMENT BEI HIRNBLUTUNG

250 000 Menschen sind jährlich von einem Schlaganfall betroffen, jeder Dritte stirbt innerhalb eines Jahres an den Folgen. Rund zwei Drittel derjenigen, die überleben, tragen bleibende Schäden davon. Ein neues Medikament bringt Hoffnung.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Ein neues Notfallmedikament kann in bestimmten Fällen eingesetzt werden, wenn es nach einem Schlaganfall zu einer Hirnblutung gekommen ist. Dabei liegt das Risiko einer Hirnblutung nach einem Schlaganfall im Bereich weniger Prozentpunkte. „Es hängt von Faktoren wie der Größe und der Lage des vorangegangenen Schlaganfalls ab, vom Vorliegen sogenannter Mikroblutungen, von Begleiterkrankungen wie etwa Bluthochdruck, aber auch von der Art der Akutbehandlung und der Sekundärprävention“, ergänzt Prof. Christian Nolte vom Centrum für Schlaganfallforschung Berlin (CSB), das zur dortigen Charité Universitätsmedizin gehört.

Tritt eine Hirnblutung auf, so wird der Blutdruck kontrolliert und wenn nötig gesenkt. Haben die Patienten zuvor einen Blutverdünner erhalten, dann sollte diese Blutverdünnung wieder normalisiert werden. Wenn dafür bestimmte Faktor-Xa-Inhibitoren eingesetzt wurden, kann das Medikament Andexanet alpha gegeben werden.

Wirkung Andexanet alpha: Es hebt die Wirkung von Faktor Xa-Inhibitoren auf, wodurch sich die Blutgerinnung normalisiert. Es ist zugelassen für Patienten, die eine schwerwiegende Blutung unter den beiden Faktor Xa-Inhibitoren Rivaroxaban und Apixaban erlitten haben.

Laut Nolte ist die Zubereitung und Anwendung unproblematisch. Die Patienten haben das Medikament überwiegend vertragen.

Auch wenn die Europäische Arzneimittelagentur EMA das Medikament zugelassen hat, sahen das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen IQWiG und der Gemeinsame Bundesausschuss G-BA keinen Zusatznutzen. Grund dafür ist, dass Andexanet alpha noch nicht zeigen konnte, dass die Patienten, die damit behandelt wurden, im Anschluss weniger schwere Defizite davontrugen oder eine höhere Lebensqualität hatten als Patienten, die eine Standardtherapie erhielten. Dazu wird zurzeit eine Studie durchgeführt. Weitere Studien sollen folgen. Die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft unterstützt weitere Studien, die die Wirksamkeit von Andexanet alpha im Vergleich zu Alternativtherapien klären.

Die Europäische Schlaganfallorganisation (ESO) hat schon 2019 eine Empfehlung des Medikaments veröffentlicht. Auch die ESO empfiehlt, weitere randomisierte Studien durchzuführen, da die Evidenzlage noch gering ist. Das Ergebnis der randomisierten ANNEXA-I Studie wird entscheidend sein, da sie Patienten mit intrakranieller Blutungen mit und ohne Gabe von Andexanet alpha vergleicht.

Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quelle: pharma-fakten.de

×