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Haare

NATURKOSMETIK

Nicht nur bei Nahrungsmitteln, sondern auch, wenn es um Pflegeprodukte geht, heißt es häufig „Frei von …“ Worin liegen die Unterschiede zu konventioneller Kosmetik und was ist fürs Kundengespräch wichtig?

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Viel hilft nicht immer viel. Das gilt mittlerweile auch für die Auswahl von Pflegeprodukten für Haut und Haar. Wer sich mal die Zeit genommen hat, die stets in winziger Schrift auf der Verpackung befindliche INCIDeklaration zu lesen und zumindest etwas zu entschlüsseln, der stellt fest, ganz gleich ob Shampoo, Spray oder Gel: Die Liste der Ingredienzien ist lang und viele Inhaltsstoffe sind synthetischen Ursprungs. Viele Kunden wünschen sich aber wieder mehr Natürlichkeit, auch bei der Zusammensetzung von Kosmetikprodukten. Der Markt für Pflege auf Naturkosmetikbasis ist immens, Stück für Stück ziehen auch die Hersteller von Haarpflege nach.

Sicherheit dank internationaler Bio-Siegel Wer an sein Haar nur Wasser und Natur lassen möchte, geht bei zertifizierter Naturkosmetik auf Nummer sicher. Sie ist direkt erkennbar dank verschiedener Siegel, die auf den Verpackungen gut zu erkennen sind – beispielsweise das BDIH-, NaTrue und Ecocert- Prüfsiegel. Das BDIH steht für „Kontrollierte Naturkosmetik“. Hier sind Herkunft und Auswahl der eingesetzten Rohstoffe, soweit möglich aus kontrolliert biologischem Anbau .

Sie wurden schonend verarbeitet und umweltfreundlich verpackt. Rohstoffe wie pflanzliche Öle, Fette und Wachse, Kräuterextrakte und Blütenwässer, ätherische Öle und Aromen stammen aus kontrolliert biologischem Anbau oder Wildsammlung. Die Einhaltung der Kriterien wird durch ständige Kontrollen gewährleistet und durch die Vergabe eines Prüfzeichens dokumentiert.

Cosmos kommt Auf internationalen Produkten findet sich meist das NaTrue- Siegel. Es unterscheidet in: „Naturkosmetik“, „Bio-Kosmetik“ und „Naturkosmetik mit Bio-Anteil“. Ferner gibt es noch das französische „Ecocert“-Label, das auf amerikanischen Produkten verwendete „USDA-Siegel“ und das britische „Soil Association“- Label. Ab Januar 2017 wird es zusätzlich den international gültigen Cosmos-Standard mit der Bezeichnung „Cosmos natural“ oder „Cosmos organic“ geben. Diese Bezeichnungen können nach Produktprüfung zusätzlich auf der Verpackung deklariert werden.

Viele Hersteller haben eigene Naturlabel Neben den von unabhängiger Stelle geprüften Siegeln für kontrollierte Naturkosmetik gibt es eine Fülle an Bezeichnungen, die Hersteller auf ihren Produkten ausloben. Begrifflichkeiten wie „auf pflanzlicher Basis“, „aus der Natur“ oder „von der Natur inspiriert“, werden von Kunden oft mit Naturkosmetik assoziiert, obwohl sie im Einzelfall nicht unbedingt den Anforderungen der zertifizierten Labels genügen.

Dennoch kommen sie meist ohne problematische Inhaltsstoffe wie Parabene, Silikone, synthetische Farb- und Duftstoffe, ethoxylierte Substanzen oder Sodium Lauryl Sulfat (SLS) aus. Um auf Nummer sicher zu gehen, ist hier der Blick auf die INCI-Deklaration wichtig. Tipp: Deponieren Sie im Kosmetikregal oder in Reichweite eine Lupe mit Beleuchtung. Das erleichtert Ihnen und Ihrer Kundin eine bessere Lesbarkeit und Sie können ihr erklären, was tatsächlich in den Produkten enthalten ist.

Die Unterschiede Sämtliche Pflegeprodukte auf Basis von Naturkosmetik lassen sich genauso gut verwenden wie konventionelle. Die Produkte für die Haarwäsche schäumen nicht immer so stark wie man es von herkömmlichen Shampoos gewohnt ist. Grund dafür ist das Fehlen synthetischer, waschaktiver Substanzen wie beispielsweise Sodium Laureth Sulfat (Natriumlaurylethersulfat).

In Naturkosmetik kommen Substanzen wie Sodium Cocoyl Glutamate oder Coco Glucoside, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, zum Einsatz. Sie schäumen zwar nicht so stark, haben aber ebenfalls eine gute Waschkraft. Allerdings machen sie ein Produkt teurer, denn die Rohstoffe kosten im Schnitt 18-mal so viel, wie ihre synthetischen Verwandten. Auch für andere Inhaltsstoffe gibt es Alternativen.

Silikone, die sich auf Dauer wie ein Film um jedes einzelne Haar legen und es schwer und strähnig erscheinen lassen, werden beispielsweise durch Wachse, Mandel-, Kokos-, Jojoba- oder Macadamianussöl ersetzt. Allerdings sind dem Anti-Kraus/ Frizz-Effekt Grenzen gesetzt. Wer sein Haar im Sleek-Look (glatt und glänzend) wünscht, sollte zusätzlich ein spezielles Naturkosmetik-Haaröl in Längen und Spitzen einarbeiten und mit einer großen Rundbürste glatt föhnen. Wer Bio- Gel ins Haar gibt, muss einen Moment länger warten bis es völlig trocken ist. Natur-Haarspray festigt gut, allerdings ist die Frisur damit weniger beweglich.

Natürlich Färben (k)ein Problem? Neben Pflege und Styling hat sich der Markt pflanzlicher Haarfarben weiter entwickelt. Insbesondere Schwangere wechseln in diesem Lebensabschnitt gerne zu solchen Produkten. Allerdings lassen sich mit pflanzlichen Farben keine aufhellenden Blondtöne verwirklichen, da sie kein Wasserstoffperoxid enthalten. Neben klassischem Henna, gibt es sämtliche Rot- und Braun- Nuancen ohne den oft unbeliebten Öko-Look.

Farbgeber sind beispielsweise Walnussschalen, Blauholz, Salbei, Kamille, Hibiskus, Rote Bete oder schwarzer Tee. Empfehlen Sie Ihren Kundinnen Pflanzenfarbe zuerst auf einer Strähne zu testen, um auf Farbnummer sicher zu gehen. Ganz gleich ob mit Natur- oder konventioneller Coloration: Empfehlen Sie zur Nachbehandlung unbedingt Shampoo, Spülung und Kur für coloriertes Haar. So behält es länger seine Leuchtkraft und glänzt gesund.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/16 ab Seite 152.

Kirsten Metternich, Freie Journalistin

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