zwei Schwalben auf einem Baumstumpf beim Singen© Karin de Mamiel / iStock / Getty Images Plus
Die Schwalben legen sich ordentlich ins Zeug - lauschen Sie ruhig einmal.

Naturgeräusche

MIT VOGELGESANG GEGEN ANGST UND PARANOIA

Wenn Sie das nächste Mal einen Spaziergang durch den Wald machen, halten Sie ruhig einmal Inne und lauschen Sie auf das Gezwitscher der Vögel – es könnte sich positiv auf ihre psychische Verfassung auswirken.

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Dass Verkehrslärm einen negativen Effekt auf unsere Gesundheit zeigt, ist bereits erforscht. Doch wie sieht es anders herum aus? Was tut unseren Ohren und damit unserem Körper und Geist gut?

Dazu spielten Forschende des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung knapp 300 Teilnehmenden entweder sechs Minuten lang Verkehrslärm oder Vogelgesang vor. Im Anschluss mussten sie Fragebögen zur Erfassung ihrer mentalen Gesundheit ausfüllen und erhielten Kognitionsaufgaben.

Von Vogelgesang profitiert jede*r

„Jeder Mensch trägt bestimmte psychische Dispositionen in sich. Auch Gesunde können beispielsweise Angstgedanken oder zeitweise paranoide Wahrnehmungen haben. Die Fragebögen erlauben es üblicherweise bei den Teilnehmenden Tendenzen zu Depressionen, Angststörungen und Paranoia zu erkennen und den Effekt von Vogelgesang oder Verkehrsgeräuschen auf diese Neigungen zu untersuchen“, sagt Erstautor Emil Stobbe, Doktorand in der Lise-Meitner-Gruppe Umweltneurowissenschaften am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Und tatsächlich zeigte die Untersuchung, dass sich Ängstlichkeit und Paranoia bei den gesunden Teilnehmenden verringerte, die den Vogelstimmen lauschen durften. Wobei es irrelevant war, welche oder wie viele Spezies sie zu hören bekamen. Während Verkehrslärm die vorliegenden depressiven Zustände einiger Proband*innen verschlimmerte, zeigte Vogelgesang keinen Einfluss darauf. Die Kognition blieb bei allen Teilnehmenden gleich, egal ob sie Verkehrslärm oder Vogelgesang hörten.

Natur beruhigt

Doch wie beruhigen uns die melodischen Klänge der Vögel? Die Forschenden vermuten eine Stimulation des Unterbewusstseins: So bringen wir Menschen Vogelgesang mit einer intakten natürlichen Umgebung in Verbindung, Stressoren rücken in den Hintergrund, es droht keine akute Gefahr – wir entspannen uns.

„Vogelgesang könnte also zur Prävention von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden. Schon das Anhören einer Klang-CD wäre eine einfache, leicht zugängliche Intervention (…)“, sagt Stobbe. So ließen sich Aufnahmen von Vogelgesang beispielsweise als Manipulation herrschender Geräuschkulissen oder zur Therapie von Menschen mit diagnostizierten Angststörungen und Paranoia nutzen.

„(…) Aber wenn wir schon in einem Online-Experiment, das die Teilnehmenden am Computer absolvierten, solche Effekte nachweisen können, ist davon auszugehen, dass diese in der freien Natur noch stärker sind“, sagt Stobbe weiter. „Erst jüngst konnten wir in einer Studie zeigen, dass bereits ein einstündiger Aufenthalt in der Natur die mit Stress verbundene Gehirntätigkeit reduziert“, ergänzt die Leiterin der Forschungsgruppe Simone Kühn. „Wir können aber nicht genau sagen, welche Merkmale der Natur – also Gerüche, Geräusche, Farben oder deren Kombination – für den Effekt verantwortlich sind. Die vorliegende Studie ist ein weiterer Baustein zur Klärung dieser Frage“, so Kühn weiter.

Ein kurzer Spaziergang nach der Arbeit dient also nicht nur der körperlichen Ertüchtigung, sondern stärkt auch Ihrer Psyche – viel Spaß und Entspannung in der Natur!

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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