Mädchen mit Blumen vor den Augen.

Kindgerecht

MIT ROTEM AUGE DAVONGEKOMMEN

Juckende, gereizte oder gerötete Augen, dazu noch verklebt oder sogar vereitert. Manchmal kommt eine verstopfte Nase dazu. Die meisten Kinder ziehen sich mal eine Bindehautentzündung zu. Wie behandelt man die ganz Kleinen?

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Fast jedes Kind erwischt es irgendwann einmal. Das Auge ist verklebt, rot, juckt oder fühlt sich an, als wäre ein Fremdkörper darin. Typische Symptome einer Bindehautentzündung, der Konjunktivitis. Oft sammelt sich Sekret in der Lidspalte, besonders im Innenwinkel des Auges. Vor allem morgens nach dem Aufwachen kann das Auge verklebt oder verkrustet sein und das Lid geschwollen. Manchmal läuft die Entzündung mild ab und heilt von selbst aus, manchmal aber auch mit schweren Symptomen und hochansteckend. Da ist der Leidensdruck hoch.

Ursachen Während bei Neugeborenen oft der Tränennasengang verschlossen ist, steckt bei den älteren Kindern meist eine Infektion dahinter. Bei Kleinkindern unter sechs Jahren tritt oft eine bakterielle Konjunktivitis auf, meist ausgelöst durch Erreger wie Haemophilus influenzae, Streptokokken, Moraxella oder Chlamydien. Seltener treten auch Infektionen durch Gonokokken auf.

Früher, bis in die 1990er, hat man alle Neugeborenen noch im Kreißsaal mit Silbernitrat-Augentropfen behandelt, die sogenannte Credé-Prophylaxe. Damit wollte man die Keimübertragung (Gonorrhoe) während der Geburt verhindern. Heute kann man dem vorbeugen, indem die Mutter kurz vor der Geburt beim Frauenarzt einen Vaginalabstrich auf Streptokokken und Gonokokken durchführen lässt.

Dadurch werden dem Baby die brennenden, reizenden Augentropfen erspart und es kann die ersten visuellen Eindrücke ohne einen Schleier wahrnehmen. Ältere Kinder über sechs Jahren haben häufig virale Bindehautentzündungen, die meist mild verlaufen. 20 Prozent aller Bindehautentzündungen sind durch Adenoviren ausgelöst. Diese Infektionen beginnen oft einseitig, können sehr unangenehm verlaufen, sind hochansteckend und meldepflichtig.

Des Weiteren gibt es noch die allergische Konjunktivitis. Diese zeigt sich immer beidseitig. Aufgrund des Juckreizes reiben sich die Kinder häufig die Augen, wodurch die Bindehaut weiter anschwillt. Augenreizungen können auch durch andere Einflüsse mechanischer, physikalischer oder chemischer Art entstehen. Sand, Insekten oder eine Wimper können ein Fremdkörpergefühl verursachen. Starker Wind oder Zugluft können das Auge reizen. Und es gibt die Sonnenlicht-induzierte Konjunktivitis, die besonders häufig im Frühjahr auftritt.

Wann zum Kinderarzt Neugeborene in den ersten vier Wochen gehören immer in die Hände eines Kinderarztes, am besten in die Kinderklinik. Denn es besteht in den ersten Lebenstagen die Gefahr einer Infektion durch Chlamydien oder Gonokokken oder eines Tränennasengangsverschlusses. Auch bei schweren Symptomen, bei eitrigem Sekret und einseitigem Beginn sollte auf jeden Fall ein Arzt darauf schauen.

Dann muss eine schnelle und gezielte Antibiose erfolgen, um Hornhautschäden und Vernarbungen zu verhindern. Des Weiteren bei Verletzungen und nicht entfernbaren Fremdkörpern. Zusätzliche Symptomen wie Augenschmerzen, Kopfschmerzen und Lichtempfindlichkeit können ein Hinweis darauf sein, dass auch andere Bereiche des Auges betroffen sind, wie zum Beispiel Hornhaut, Iris oder der Augeninnendruck.

Oder darauf, dass es sich um eine bakterielle oder virale Konjunktivitis oder eine allergische Entzündung handelt. Nur wenn das alles nicht zutrifft, die Ursache bekannt ist und es sich um leichte Symptome handelt, sind die Eltern gut in der Apotheke beraten und eine Selbstbehandlung kann erfolgen.

Praxistipp

Die Augentropfen können dem Baby oder Kleinkind auch gerne im Liegen mit geschlossenen Augen verabreicht werden. Man tropft jeweils einen Tropfen in den inneren Lidwinkel. Sobald das Kind nun das Auge wieder öffnet, verteilt sich der Tropfen im Auge. Dies nennt man die kanthale Applikation.

Gerstenkorn Das Gerstenkorn oder Hordeolum kann das Auge reizen. Es ist ein akut eitriger Abszess der Liddrüsen und entsteht meist durch Staphylokokken oder Streptokokken. Feucht-warme Kompressen und im Bedarfsfall eine antibiotische Augensalbe helfen.

Rotes Auge Beim sogenannten Hyposphagma handelt es sich um eine Einblutung unter der Bindehaut. Dies führt zu flächigen hellroten Verfärbungen des Augapfels. Sie treten häufig unter der Geburt auf, sowohl beim Neugeborenen als auch bei der Mutter. Diese Einblutungen entstehen leicht, wenn eine hohe Druckbelastung vorliegt, sowie auch zum Beispiel bei starkem Husten, insbesondere Keuchhusten. Bei einer Verletzung ungeklärter Ursache ist auch immer an Kindesmisshandlung zu denken.

Antientzündlich Euphrasia Augentropfen sind immer eine gute erste Wahl und lindern viele Beschwerden im Nu. Nicht umsonst heißt Euphrasia übersetzt „Augentrost“. Es gibt auch Augentropfen, die noch zusätzlich zu Euphrasia verdünntes ätherisches Rosenöl enthalten, welches auch heilende und adstringierende Wirkung besitzt. Auch Hyaluronsäuretropfen oder künstliche Tränenflüssigkeit eignen sich zum Beruhigen oder Ausspülen. Als natürliche Variante steht uns noch eine Salbe mit Euphrasia, Calendula und Echinacea zur Verfügung.

Wichtig ist es, immer darauf zu achten, dass wir Augentropfen empfehlen, die keine Konservierungsmittel enthalten. Denn Konservierungsmittel können die Augen zusätzlich reizen und austrocknen. Da stehen uns die Einmaldosen oder auch die Continuous Monodose-Systeme (COMOD) zur Verfügung, die steril und luftdicht verschlossen sind und somit auf Konservierungsmittel verzichten können.

Antibiotisch Als antibiotische Augentropfen bei einer bakteriellen Konjunktivitis werden Azithromycin, Gentamicin oder Fluorchinolone, wie Ofloxacin oder Ciprofloxacin, eingesetzt. Es werden immer beide Augen behandelt, und zwar über eine Dauer, die zwei Tage über die Beschwerden hinausgeht. Außerdem steht uns noch der nicht verschreibungspflichtige, desinfizierende Wirkstoff Bibrocathol in Salbenform zur Verfügung.

Homöopathisch Es gibt auch noch diverse Mittel, die Sie in Form von Globuli empfehlen können. Euphrasia als Hauptmittel hilft als Globuli ebenfalls. Ansonsten Aconitum immer dann, wenn die Augenbeschwerden heftig und plötzlich auftreten. Allium cepa hilft bei brennenden, geröteten Augen mit viel Tränenfluss. Apis kommt zum Einsatz bei geschwollenen Augenlidern, Arsenicum album bei Lichtscheue.

Belladonna wird immer dann gegeben, wenn es sich rot, pulsierend und heiß anfühlt. Hepar sulfuris wird bei eitrigem Sekret eingesetzt. Rhus toxidendron wird verabreicht, wenn die Augenlider morgens besonders eitrig verklebt sind. Pulsatilla ist das Mittel der Wahl, wenn trotz reichlich gelblichem Sekret ein Trockenheitsgefühl vorhanden ist. Ruta immer dann, wenn die Beschwerden durch Überanstrengung der Augen gekommen sind, zum Beispiel durch zu viel Fernsehen oder Computerspielen.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 05/2022 ab Seite 90.

Stefanie Berhausen, Apothekerin, Ayurveda-Gesundheitsberaterin, Meditations- und Yogalehrerin, www.vedawelt.de

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