© Die PTA in der Apotheke
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Wissen Sie es noch?

MIT DRUCK IN DIE TIEFE - VERBANDSTOFFE

Mit dieser Serie möchten wir Sie erinnern. Und zwar an Dinge, die Sie damals in der PTA-Schule gelernt, aber inzwischen vielleicht nicht mehr parat haben. Jenes Wissen, das man nicht unbedingt täglich braucht, das jedoch die beratungsstarke PTA ausmacht.

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Verbandstoffe, wie zum Beispiel Binden, gehören zu den apothekenüblichen Waren. Neben reinen Fixierbinden gibt es Kurzzug- und Langzugbinden. Wissen Sie noch, worin der Unterschied besteht?

Fixierbinden – ob starr oder elastisch – dienen, wie es der Name schon sagt, zum Befestigen, beispielsweise von Wundauflagen. Eine nennenswerte Kompression, also einen Druck auf das verbundene Körperteil üben sie nicht aus. Das können sie auch gar nicht, denn hierfür benötigt man Binden, die deutlich dichter gewebt sind.

Kurzer Zug – tiefe Wirkung Um eine Kurzzugbinde in die Länge zu ziehen, ist relativ viel Kraft nötig. Sie lässt sich in der Regel maximal um bis zu 50 bis 70 Prozent ihrer ursprünglichen Länge dehnen. In gespanntem Zustand hat sie nur ein geringes Bestreben, sich wieder zurück zu ziehen. Ans Bein wird sie vorgedehnt angelegt, kann dort aber keinen aktiven Druck ausüben, weil sie, wie beschrieben, nur eine schwache Rückstellkraft hat.

Man sagt, sie hat einen geringen Ruhedruck. Ihre Aufgabe ist es, ein starkes Widerlager für die Muskulatur beim Laufen zu bilden. Das heißt, bei jedem Schritt drückt der Muskel, der sich während der Kontraktion ausdehnt, gegen den Verband. Dieser kann sich kaum noch weiter ausdehnen und übt seinerseits einen starken Druck auf die Muskulatur und die darin verlaufenden Venen aus.

Bei jedem Schritt wechseln die Druckverhältnisse also zwischen einem niedrigen Ruhedruck und einem hohen Arbeitsruck. So kann man die Muskelpumpe unterstützen und Ödeme ausschwemmen. Kurzzugbinden sind daher vor allem bei Venenleiden indiziert. Ihre Eigenschaften erhalten sie durch das Fehlen elastischer Fasern. Sie können aus überdrehtem Baumwollgarn oder aus synthetischen Fasern, in der Regel Polyamid, bestehen.

Kurzzugbinden aus reiner Baumwolle nennt man auch Idealbinden. Sie leiern bei der Anwendung schnell aus, lassen sich aber durch Waschen schnell wieder regenerieren. Es ist nicht ganz einfach, bei einer Kurzzugbinde die richtige Anwickelspannung zu finden, daher sollte das Anlegen Arzt oder Pflegern vorbehalten bleiben.

Langer Zug – oberflächliche Wirkung Langzugbinden haben eine Dehnbarkeit von bis zu 200 Prozent. Sie enthalten entweder Gummifäden oder elastische Fasern aus Polyurethan. Diese Fäden lassen sich leicht in die Länge ziehen, sorgen aber auch dafür, dass sich die Binde nach der Ausdehnung wieder in die ursprüngliche Lage zurückzieht. Da auch diese Binde mit einer gewissen Vordehnung angelegt wird, ist der Ruhedruck entsprechend hoch.

Durch die Muskelkontraktion beim Laufen dehnt sich das Material allerdings leicht weiter aus, sodass der Arbeitsdruck kaum höher ist als der Ruhedruck. Tiefe Venen kann man damit nicht erreichen. Aufgabe der Langzugbinden ist es vorwiegend, Gelenke zu stützen, beispielsweise bei Verstauchungen. Wegen ihres hohen Ruhedrucks dürfen sie nicht über Nacht angelegt bleiben. Die arterielle Durchblutung könnte beeinträchtigt werden.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/13 auf Seite 89.

Sabine Bender, Apothekerin/Redaktion

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