Frau schläft auf Fahrrad im Fitnessstudio ein© MivPiv / iStock / Getty Images Plus
Gerade zu Beginn des Jahres sind die Anmeldezahlen fürs Fitnessstudio hoch. Doch während der eine jeden Tag fröhlich hingeht, schläft der andere vor Langeweile ein.

Mikrobiom

MACHEN DARMBAKTERIEN UNS ZU SPORTMUFFELN?

Während manche Menschen wahre Sportfanatiker sind, muss man andere von der Couch loseisen. Dahinter könnte mehr als mentale Motivationsschwäche stecken. Forschende suchen nun die Antwort nicht im Gehirn, sondern im Darm.

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Körperliche wie geistige Gesundheit hängen nicht nur von der Ernährung und unseren Genen, sondern auch von unserem Bewegungsausmaß ab. Abgesehen von den zu beneidenden Menschen, die sich trotz mangelnder Motivation dennoch zu regelmäßiger Bewegung aufraffen, gibt es auch genügend solche, denen Sport im Alltag fehlen würde; ja, die wahre Glücksmomente beim Sport entwickeln.

Doch warum gibt es Sportmuffel und Sportfans? Der Gedanke liegt nahe, dass der Grund in den jeweiligen Gewohnheiten liegt oder der Motivation, warum man sich denn überhaupt bewegen möchte. Doch Lenka Dohnalova von der University of Pennsylvania und ihre Kollegen stellten kürzlich eine ganz andere Hypothese dazu auf.

Motivierende Darmbakterien machen den Unterschied

Demnach existiert keine anfeuernde Stimme in unserem Kopf, sondern in unserem Darm. Eine Studie mit Mäusen identifizierte bestimmte Darmbakterien, deren abgegebenen Botenstoffe auf Nerven und Gehirn wirken und beim Sport Glücksgefühle auslösen. Anscheinend gibt es auch unter Mäusen Sportfans und Couchpotatos, also solche, die eher in ein Laufrad steigen und sich abmühen und solche, die das nicht gerne tun.

Nachdem man Unterschiede im Erbgut und den Stoffwechselvorgängen ausschließen konnte, nahm man das Darmmikrobiom unter die Lupe. Denn bereits bekannt ist ja, dass die Zusammensetzung der dortigen Bakterienstämme nicht nur unsere Verdauung, sondern auch unseren Appetit oder unsere Stimmung beeinflusst – Bauch-Hirn-Achse hat man diese besondere Verbindung getauft.

Zwei Bakterienarten bewirken Dopamin-Beschuss des Gehirns

Sportmotivierte Mäuse erhielten also eine Antibiotikum-Kur, um einmal im Darm reine zu machen – und tatsächlich: auf einmal stand das Laufrad still. Das Team identifizierte zwei Bakterienarten, die an der Sportmotivation beteiligt sein könnten und transplantierten diese den Sportmuffel-Mäusen. Daraufhin stiegen diese doch wirklich gerne ins Laufrad und rannten los.

Eubacterium rectale und Coprococcus eutactus, die „Sportbakterien“, produzieren im Darm bestimmte Fettsäureamide (FAA), die an CB1-Endocannabinoid-Rezeptoren der Darmnerven andocken und dadurch ein Nervensignal auslösen, das im Striatum des Gehirns zur Dopamin-Freisetzung führt. Und zack haben die Mäuse ihr „Runner`s High“. Gab man diese FAA dem Futter bei, begannen sich die Mäuse ebenfalls mehr zu bewegen. Evolutionär betrachtet sollte dieser Signalweg wohl einmal dazu beitragen, die Tiere zur aktiven Futtersuche zu bewegen.

Im nächsten Schritt wollen die Forschenden nun überprüfen, ob sich die Hypothese auch auf den Menschen übertragen lässt. „Wenn sich die Präsenz eines ähnlichen Signalwegs beim Menschen bestätigt, könnte dies eine effektive Möglichkeit eröffnen, um Menschen zu mehr Bewegung und damit einem gesünderen Lebensstil zu bringen“, sagt Seniorautor Christoph Thaiss von der University of Pennsylvania. Die richtige Ernährung oder ein Nahrungsergänzungsmittel könnte demnach künftig unsere Sportbereitschaft erhöhen – eine erfreuliche Perspektive für Menschen mit Adipositas, Stoffwechselstörungen oder starkem Übergewicht.

Quelle: scinexx.de

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