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Diabetes

MIGRANTEN

In Deutschland leben etwa 7,1 Millionen ausländische Staatsbürger. Mindestens 600 000 von ihnen haben Diabetes. Die Dunkelziffer liegt jedoch weitaus höher, vermuten Experten.

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Denn: Aufgrund häufig bestehender kultureller, sprachlicher und bildungsbezogener Barrieren lässt sich die tatsächliche gesundheitliche Lage von Menschen mit Migrationshintergrund nur schwer erfassen. Zu Versorgungsprozessen und -ergebnissen von Migranten mit Diabetes hier zu Lande fehlen daher exakte Daten.

Es ist nicht bekannt, wie viele Migranten mit Diabetes an Schulungen teilnehmen, wie regelmäßig der HbA1c bestimmt wird oder Untersuchungen auf Folgeerkrankungen durchgeführt werden. Auch ist unbekannt, in welchem Umfang Blutzuckerselbstkontrollen und Dokumentationen passieren. Grund hierfür ist der mangelnde Austausch mit dieser Bevölkerungsgruppe und der damit für eine erfolgreiche Prävention und Therapie wichtige Einblick in deren Lebenswandel.

Behandlungsangebote für Diabetes sind daher in Deutschland nicht ausreichend auf die Bedürfnisse von Menschen mit Migrationshintergrund zugeschnitten. Aus Daten der Routinestatistiken ist jedoch bekannt, dass nichtdeutsche Bürger seltener an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen.

Problem Vielen Menschen mit Migrationshintergrund und Diabetes mellitus fällt es schwer, selbst einfache Zusammenhänge zwischen Insulin und Blutzucker zu beschreiben. Experten warnen: Diabetesschulungen lassen zu oft sozioökonomische Aspekte und Sprachkenntnisse der Betroffenen außer Acht.

Nicht nur die sprachlichen Hürden erschweren die Versorgung dieser Patienten, auch das unterschiedliche Bildungsniveau ist nicht selten ein Problem: Einige sind Analphabeten und können sich über ihre Erkrankung nicht ausreichend informieren. Dadurch wiederum bleiben viele Migranten aus Angst oder Scham den angebotenen Schulungen fern. Außerdem haben sie häufig keine Kenntnisse darüber, wie sie eine flexible Insulintherapie und die notwendigen Stoffwechselselbstkontrollen sowie deren Dokumentation durchführen können.

Das sind Faktoren, die das Diabetesselbstmanagement erheblich erschweren und das Risiko von Folgeerkrankungen erhöhen. Sprachkenntnisse und soziale Besonderheiten sollten bei Schulungen daher stärker berücksichtigt und etablierte Programme vereinfacht und angepasst werden.

Türkische Mitbürger Sie stellen die größte Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund und Diabetes hier zu Lande dar. Von ihnen sind etwa 280 000 an Diabetes erkrankt. Daher hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft gemeinsam mit dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe den „Gesundheitspass Diabetes” in deutsch-türkischer Sprache herausgegeben.

Der Pass entstand in Zusammenarbeit mit der Türkischen Diabetes-Stiftung und Frau Professor Sehnaz Karadeniz. Er trägt dazu bei, dass Migranten Unterweisungen und Schulungen einfacher folgen können und er vereinfacht die Kommunikation zwischen türkisch sprechenden Betroffenen und ihrem therapeutischen Team.

WEITERE INFORMATIONEN
diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
Bundesgeschäftsstelle
Reinhardtstraße 31
10117 Berlin
Tel.: 0 30/2 01 67 70
Fax: 0 30/20 16 77 20
E-Mail: info@diabetesde.org
Internet: www.diabetesde.org  oder
www.deutsche-diabetes-hilfe.de
logo deutsche diabetes hilfe

Außerdem können Interessierte im Internet den Diabetes-Dolmetscher von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe nutzen, um sich bei Bedarf schnell mitteilen zu können. Er bietet die wichtigsten Begriffe rund um Diabetes in acht verschiedenen Sprachen: Englisch, Türkisch, Italienisch, Französisch, Spanisch, Niederländisch, Polnisch und Portugiesisch.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 01/13 auf Seite 28.

In Zusammenarbeit mit diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

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