Petrischale mit Bakterien© Sinhyu / iStock / Getty Images Plus
Schimmelpilze der Gattung Penicillium haben eine wachstumshemmende Wirkung auf Bakterien.

Medizingeschichten

ALEXANDER FLEMING, ENTDECKER DES PENICILLINS

Eine der größten Errungenschaften der Medizin verdanken wir, nun ja, der Schlamperei ihres Entdeckers. Alexander Fleming, geboren am 6. August 1881, neigte nämlich dazu, benutzte Petrischalen einfach ineinander zu stapeln. So auch vor seinem Urlaub im Jahr 1928.  Als er wiederkam, hatte er das Penicillin entdeckt.

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Wir werden nie erfahren, warum er so unachtsam damit umging, warum Fleming, der Leiter der Bakteriologie in London, die runden Glasschalen nicht mehr säuberte, bevor es in seinen mehrwöchigen Urlaub ging. Auf jeden Fall stellte er bei seiner Rückkehr fest: Dichter, pelziger Schimmelbewuchs in dem ungereinigten Behältnis befand. Dort, wo seine Probe von Staphylococcus aureus auf den Schimmel traf, hatten die Bakterien sich nicht weitervermehrt. Irgendetwas hatte sie gehindert. Es sollte doch nicht die Absonderung des Pilzes Penicillinum notatum sein?

Flemings Neugierde war geweckt; er forschte weiter, entdeckte, dass der nun in „Penicillin“ abgekürzte Wirkstoff grampositive Bakterium abtötete – solche, die auch Scharlach, Meningitis, Diphterie und Lungenentzündung verursachten. Auch den Erreger der Geschlechtskrankheit Gonorrhoe (Tripper) schaltete er aus. 
 

Kein Interesse

Fleming gelang es jedoch nicht, den Extrakt des Schimmelpilzes zu isolieren. Zwar veröffentlichte der 48-jährige Wissenschaftler seine Entdeckung in einem medizinischen Fachblatt – doch so richtig interessierte sich damals niemand dafür. So wurde denn die Geschichte des Penicillins eine mit Verzögerung. Erst 1935 berichtete der schüchterne, wenig streitbare Fleming Kollegen nach einem Vortrag über Sulfonamide nochmals von seiner Entdeckung und sagte wörtlich: „Ich habe etwas viel Besseres. Aber keiner will davon hören.“ 
 

Nobelpreis für Medizin

Vier Jahre später, der Zweite Weltkrieg war im Gange und Antibiotika wurden dringend gebraucht, gelang es zwei Forschern, das Penicillin zu isolieren und im Tierversuch unter Bewies zu stellen. Noch während des Krieges konnte es als stabiles Trockenpulver hergestellt werden. Über Alexander Fleming, der 1944 zum Ritter geschlagen wurde, brach der Ruhm herein. Er wurde zum Fellow der Royal Society gewählt und erhielt zusammen mit zwei anderen Forschern den Nobelpreis für Medizin; außerdem verlieh man ihm zwölf Ehrendoktorwürden.

Doch es schien, als habe der schmale, weißhaarige Mann mit der randlosen Brille sich immer ein Stückchen Distanz zum Hype um seine Person bewahrt. Stets behielt er seinen trockenen Humor. Man habe ihn bezichtigt, das Penicillin erfunden zu haben, sagte er bei einem Vortrag. „Doch erfinden ließ sich das Penicillin von keinem Menschen, denn es wurde vor urdenklichen Zeiten von einem gewissen Schimmelpilz hervorgebracht.“ 
 

Auf Unerwartetes gefasst

Da passt auch Flemings Credo in seine Philosophie: Bloß keine starren Regeln. Man müsse seine Tagesarbeit tun, dabei aber gefasst sein, auf Unerwartetes zu stoßen. So gedenkt denn auch die Nachwelt dem berühmten Wissenschaftler eher unspektakulär: Ein Kap in der Antarktis trägt seinen Namen, ein Asteroid sowie in Stuttgart die berufliche Schule für Gesundheit und Pflege. Doch immerhin: Der „Oscar“ der Bakteriologen heißt „Alexander Fleming Award of Infectious Diseases Society of America” und wird für besondere Leistungen auf diesem Wissenschaftsgebiet verliehen.

Quellen:

https://www.aerzteblatt.de/archiv/52563/Alexander-Fleming-(1881-1955)-Penicillin

https://www.geo.de/magazine/geo-chronik/19648-rtkl-antibiotika-wie-alexander-fleming-durch-eine-schlamperei-das
 

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