© Beat Ernst, Basel

Homöopathie

LYCOPODIUM

Bei akuten wie chronischen Erkrankungen ist Bärlapp oder Lycopodium sehr häufig angezeigt. Die unterschiedlichsten Beschwerden der Bauchorgane stehen im Mittelpunkt seiner Wirkung.

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Der Bärlapp ist eine sehr weit verbreitete Pflanze, sie wächst auf allen Kontinenten und unterschiedlichsten Böden. Wenn die winzigen Sporen reif sind, werden sie für die Herstellung homöopathischer Arzneien zunächst verrieben, anschließend dann auch flüssig weiter potenziert.

Allgemeine Wirkrichtung Im Fokus stehen der Verdauungsapparat, Leber, Gallenblase und Pfortadersystem. Die Dominanz rechtsseitiger Beschwerden unterstreicht diesen Organbezug. Im Arzneimittelbild von Lycopodium besteht sowohl seelisch als auch körperlich eine Tendenz zur Schwäche. Diese kann sich mit einem ausgeprägten Mangel an Selbstwertgefühl manifestieren.

Es können sich Ängste und Furcht vor anderen Menschen oder in einer neuen Gruppe entwickeln. Auch die Verdauungstätigkeit ist von der Schwäche betroffen: Verschlechterung und Müdigkeit nach dem Essen, Völlegefühl, Auftreibung des Abdomens und ausgeprägte Neigung zur Flatulenz sind zentrale Beschwerden.

Gemüt/Stimmung Während einer Krankheitsphase tritt vor allem die Kompensation der Minderwertigkeit durch hypertrophes und „aufgeblasenes“ Verhalten in Erscheinung. Kinder werden schnell zornig, ihren Eltern gegenüber verhalten sie sich herrisch und grob. Sie haben ein sehr feines Gespür für ihre Stellung in einer Gruppe und möchten einen guten Eindruck hinterlassen – durch Besserwisserei oder Klamauk (während des Unterrichts) ziehen sie gerne die Aufmerksamkeit auf sich.

Allgemeinsymptome Die Beschwerden unterliegen den typischen Modalitäten, die das Arzneimittelbild von Lycopodium in allen Bereichen durchziehen: Verschlechterung am Nachmittag, durch blähende Nahrungsmittel und Zwiebeln, Beeinträchtigung durch enge Kleidung (insbesondere am Bauch). Trotz großen Appetits, auch in der Nacht, besteht eine auffällige Verschlechterung des Zustandes nach dem Essen. Bereits wenige Bissen können die (Bauch-)Symptome verschlimmern.

Auf süße Speisen besteht oft ein regelrechter, nicht zu kontrollierender Heißhunger. Krankheiten können von großer Kälteempfindlichkeit begleitet sein. Die Betroffenen verlangen nach warmen Speisen und Getränken. Gleichzeitig besteht ein Bedürfnis nach frischer Luft.

Anwendung Bei Übereinstimmung der Symptome kann Lycopodium bei sehr vielen akuten oder chronischen Erkrankungen unterschiedlicher Organsysteme angezeigt sein.
Hinsichtlich der Verdauungsorgane verdient seine Anwendung besondere Erwähnung bei akuten und chronischen Lebererkrankungen, bei Neugeborenengelbsucht, insbesondere wenn diese prolongiert verläuft, bei Verstopfung kleiner Kinder und bei Bauchkrämpfen in den ersten Lebensmonaten (Dreimonatskoliken).

Akute gastrointestinale Beschwerden, zum Beispiel im Rahmen einer Infektion, insbesondere reizdarmartige funktionelle Beschwerden des Bauches, wenn diese mit Völlegefühl, Auftreibung und Flatulenz einhergehen, lassen uns an Lycopodium denken.

ZUSATZ-INFORMATIONEN

Anwendung
Bei dieser Indikation sollten weitere Arzneimittel in Erwägung gezogen werden: Die lokale Symptomatik von China officinalis ist der von Lycopodium sehr ähnlich. Es entwickeln sich ebenfalls ausgeprägte Blähungen mit Auftreibung und Völlegefühl. Die Beschwerden stehen häufig im Zusammenhang mit Gallensteinen oder einer Entzündung der Gallenblase. China sollte gewählt werden, wenn trotz der enormen Empfindlichkeit des Bauches auf Berührung fester Druck bessert und wenn, ganz im Gegensatz zu Lycopodium, der Abgang von Blähungen zu keiner Erleichterung führt.

Auch Carbo vegetabilis ist als bewährte Arznei für extreme Flatulenz bekannt. Das Zwerchfell wird nach oben gedrückt und es kann reflektorisch zu Beschwerden des Herzens kommen (Roemheld-Syndrom). Auch die Atmung kann beeinträchtigt sein, Betroffene fühlen sich schwach, kalter Schweiß tritt auf die Stirn und es entwickelt sich ein starkes Verlangen nach frischer Luft („möchte kühle Luft zugefächelt bekommen“).

Bei Argentum nitricum kommt es vor allem im Zusammenhang mit Lampenfieber und Erwartungsspannung, zum Beispiel vor einer Prüfung oder einer Verabredung zu Beschwerden des Bauches. Auch der übermäßige Verzehr von Süßigkeiten ist als Auslöser bekannt. Charakteristisch für diese Arznei sind heftige und laute Absonderung der störenden Gase durch Blähungen und viel Aufstoßen. Häufig begleitet drängender Durchfall die Beschwerden. Die Stimmung ist geprägt von Unruhe, Ungeduld, Eile und dem Bedürfnis, ja nicht zu spät zu kommen, zu Terminen überpünktlich zu erscheinen.

Nux vomica schließlich ist eine der bekanntesten Arzneien für den Magen-Darm-Trakt. Viele Betroffene konnten sich nach „durchzechter“ Nacht von seiner wohltuenden Wirkung überzeugen! Verschiedene Umstände, wie übermäßiges und zu schweres Essen, zu viel Alkohol und zu viel Kaffee sind typische Auslöser. Insbesondere in Zeiten großer Arbeitsbelastung kann sich ein „Nux vomica-Zustand“ entwickeln. Seelische und körperliche Anspannung sind die Folge, es kommt zu Reizbarkeit und Ungeduld. Am Morgen ist alles am schlimmsten (wie beim Alkoholkater). Typische Beschwerden am Magen-Darm-Trakt sind ein schmerzhaftes Völlegefühl, als läge ein Stein im Bauch, häufig begleitet von starken Blähungen oder morgendlicher Übelkeit. Der Stuhlgang ist meist schwierig, trotz großer Bemühungen gehen nur kleine Stuhlportionen ab.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 08/13 auf Seite 46.

Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/Homöopathie

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