Kinderspielzeug © avtk / iStock / Getty Images
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Top im Job

LOHNT ES SICH?

Bei größeren Wunden hat sich die moderne Wundversorgung längst durchgesetzt. Unter feuchten Bedingungen heilt die Wunde schneller ab und hinterlässt weniger Narben. Wie ist das bei kleineren Alltagsverletzungen?

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Am Küchenmesser geschnitten, aufs Knie gefallen und die Haut aufgeschürft oder gegen die Ecke vom Schrank gelaufen und eine Platzwunde zugezogen – jeder verletzt sich mal und meist ist es nicht so schlimm, dass man deswegen zum Arzt gehen müsste. Schnell ein Pflaster (das bekanntlich korrekt Wundschnellverband heißt) draufgeklebt und fertig. Blut und Wundsekret werden aufgesaugt, die Wunde trocknet ab und kann verheilen. So hat man es jahrhundertelang gemacht und es hat ja auch meistens irgendwie funktioniert. Die optimale Lösung ist das allerdings nicht. Immer mehr setzt sich die feuchte Wundheilung auch bei Alltagswunden durch. Es lohnt sich tatsächlich, auch solche Bagatellverletzungen zum Beispiel mit einem pH-optimierten hydroaktiven Gel zu behandeln.

Neues Gewebe hat es schwer Prof. Dr. Joachim Dissemond, Leiter des zertifizierten Wundzentrums und Oberarzt der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Essen erklärt es so: „Bei der herkömmlichen, trockenen Wundbehandlung werden zwar Blut und Wundsekret aufgenommen, allerdings bilden sich oft harte Krusten und der Wundgrund kann dehydrieren. Dadurch verzögert sich die Bildung von neuem Gewebe und das Risiko von Infektionen durch Bakterien steigt. Außerdem kann es bei der Verwendung herkömmlicher Pflaster zu Verklebungen mit der Wundauflage kommen. Dies führt zu schmerhaften Verbandwechseln. Die Wunde reißt dabei immer wieder auf, was den Heilungsprozess stört und mitunter zu bleibenden Narben führt.“

Keine Kruste, kein Verkleben Bei einer feuchten Wundheilung entstehen weder Schorf noch harte Krusten, also keine mechanischen Barrieren, die den Heilungsprozess verzögern könnten. Im Gegenteil: Das feuchte Milieu fördert das Wachstum neuer Zellen und Gefäße, da es eine bessere Versorgung der Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen ermöglicht. Der Heilungsprozess beschleunigt sich. Bakterien finden keine für sie günstigen Wachstumsbedingungen vor und können auch nicht in der Wunde eingeschlossen werden. Da durch das Gel freie Nervenendigungen geschützt werden, verursacht eine feucht behandelte Wunde weniger Schmerzen.

Auch Spannungsschmerzen treten seltener auf als unter einem Schorf und ein Verkleben mit einer zusätzlich angewendeten mechanischen Schutzbarriere, also einem Pflaster oder einem Verband, ist nicht möglich. Die Wundruhe wird gewahrt, was den Heilungsverlauf zusätzlich beschleunigt und vor hässlichen Narben bewahrt. Prof. Dissemond weiß: „Der Paradigmenwechsel in der Wundbehandlung von trocken zu feucht hat sich wissenschaftlich bereits ab 1960 vollzogen und breitet sich nun auch auf die Behandlung von Alltagswunden aus. Fachgesellschaften und Leitlinien empfehlen bei der Wundversorgung mittlerweile ein konstantes feuchtes Milieu über alle Phasen des Wundheilungsprozesses. Die feuchte Wundversorgung ist heutzutage ,state of the art‘.“ Und das gilt auch für Alltagsverletzungen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/18 ab Seite 104.

Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion

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