© Die PTA in der Apotheke
© Die PTA in der Apotheke

Tatort Apotheke

LITHIUM

Patienten, die Lithium erhalten, sollten im Rahmen der Selbstmedikation wachsam beraten werden. Toxische Effekte sind bei Wechselwirkungen wegen der engen therapeutischen Breite des Arzneimittels möglich.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Paula Schumann, 69 Jahre alt, ist eine gute Stammkundin der Apotheke. Seit einiger Zeit quälen sie Knieprobleme und nun möchte sie doch einmal die Ibuprofen-Tabletten probieren, die ihre Nachbarin empfohlen hat. Sorgfältig fragt die PTA die Dauer der Beschwerden, bisherige Maßnahmen und sonstige Erkrankungen der Patientin ab.

Da die PTA weiß, dass Frau Schumann noch andere Dauermedikamente erhält, schaut sie vorsichtshalber auf der Kundenkarte nach und stellt fest, dass sie seit einem Jahr Lithium erhält. Zusammen mit Ibuprofen besteht das Risiko für eine Interaktion, die zu erhöhten Lithiumspiegeln führen kann. Die PTA weiß, das ist kein Fall mehr für die Selbstmedikation.

Pharmakologischer Hintergrund: Lithium ist der Wirkstoff der Wahl zur Behandlung bipolarer Erkrankungen, schwerer depressiver Episoden sowie bei einer manischen Episode. Viele Patienten erhalten das Mittel auch nach Abklingen der akuten Symptomatik weiterhin zur Vorbeugung. Lithiumsalze sind indikationsbezogen und richtig dosiert verträglich. Zur Dosisfindung werden durch den Arzt regelmäßig die Spiegel im Blut kontrolliert, denn Lithiumsalze zählen zu den Wirkstoffen mit geringer therapeutischer Breite.

Erhöhungen der Spiegel, zum Beispiel durch eine verminderte Ausscheidung, können toxische Nebenwirkungen wie gastrointestinale Störungen, vermehrte Harnausscheidung, Lethargie, Muskelschwäche und Tremor hervorrufen. Werden Lithiumsalze zusammen mit NSAR oder COX-2-Hemmern kombiniert, besteht die Gefahr, dass nach einigen Tagen der Lithiumspiegel im Blut ansteigt. Ursache ist, dass nichtsteroidale Antirheumatika die glomeruläre Filtrationsrate vermindern und die Lithiumrückresorption aus dem proximalen Tubulus erhöhen.

Das Ausmaß der Wechselwirkung hängt von dem jeweiligen NSAR, der Dosis und den individuellen Besonderheiten jedes Patienten ab. Acetylsalicylsäure scheint die Interaktion weniger stark einzugehen, für Paracetamol ist keine Wechselwirkung mit Lithium bekannt. Die Gruppe der älteren Patienten ist aufgrund der oftmals verminderten Nierenfunktion besonders gefährdet. Besteht die Notwendigkeit für eine gemeinsame Anwendung von Lithium und NSAR, sollten die Lithiumspiegel regelmäßig überprüft und wenn nötig durch eine Dosisreduktion angepasst werden.

Zurück zum Fall Die PTA empfiehlt Frau Schumann wegen der Kniebeschwerden ihren Arzt zu konsultieren. Erstens sei es besser, diese Symptome, die länger als 14 Tage bestünden, abklären zu lassen und zweitens könne die Einnahme von Ibuprofen die Wirkung der Lithiumtabletten verstärken. „Ihr Hausarzt wird sicher entscheiden, ob er Sie zur weiteren Untersuchung zum Orthopäden schickt. Bitte informieren Sie aber dann auch den anderen Arzt über die Einnahme Ihrer Lithiumtabletten. Falls die gemeinsame Einnahme von Ibuprofen oder anderer Schmerzmittel dann erforderlich sein sollte, kann es sein, dass die Dosis des Lithiums regelmäßig überprüft werden muss, damit Sie alle Arzneien gut vertragen und diese auch optimal wirken.“

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 01/15 auf Seite 56.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

×