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Homöopathie

LILIUM TIGRINUM

Diese wenig bekannte Arznei hat speziell bei Krankheiten der Frau eine große Bedeutung und wird möglicherweise zu selten angewandt.

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Die Tigerlilie wird gerne als hübsche und dekorative Schnittblume angeschaut. Das Liliengewächs stammt ursprünglich aus dem asiatischen Raum und wird dort auch wegen der essbaren Zwiebeln kultiviert. Interessant ist der medizinische Nutzen, denn die Zwiebel wirkt harntreibend und wurde auch als herzstärkende Arznei benutzt. Homöopathisch gilt Lilium tigrinum vorwiegend als „Frauenmittel“. Gemütszustand und Stimmung sind sehr charakteristisch, sie spielen für die Auswahl eine große Rolle.

Gemüt/Stimmung Auf der Grundlage großer Energie, die sich insbesondere im Rahmen ungelöste Konflikte entwickelt, kann es schnell zur hochgradigen Reizbarkeit und heftigen zornigen Entladungen kommen. Die Umgebung hat das Gefühl, die Betroffene „wie ein rohes Ei“ behandeln zu müssen. Diese enorme Empfindlichkeit ist gepaart mit einem gewissen Hochmut, einer Neigung zum schnellen „Beleidigtsein“, wenn die eigenen Bemühungen nicht ausreichend geschätzt werden.

Die Energie zeigt sich auch im erregten und hastigen Wesen, in der Ungeduld und dem Bedürfnis, alle Aufgaben eilig und gehetzt zu erledigen. Typisch ist auch das Auftreten von Schuldgefühlen und Reue, wenn Grenzen überschritten wurden und Gefühle nicht kontrolliert werden konnten.

Allgemeinsymptome Auch im Brustbereich zeigt sich der große „Energiestau“. Charakteristisch ist das Gefühl, alles Blut ströme zum Herzen, als sei die Brust voll, der Herzschlag wird sehr stark wahrgenommen.  Besserung: reichlich Harnabgang, in frischer Luft und kühler Umgebung.
Verschlechterung: in der Schwangerschaft.

Anwendung Im Unterleibbereich gibt es ein weiteres charakteristisches Symptom: Es besteht der Eindruck des „Herabdrängens“, als würden die Organe aus dem Unterleib und dem Genitale nach unten drängen. Betroffene haben das Gefühl, die Beine überkreuzen zu müssen oder drücken auf die Genitalregion oder das Schambein .

Lillium tigrinum kommt bei Beschwerden rund um die Menstruationsblutung infrage, wenn dieses Gefühl mehr oder weniger ausgeprägt im Mittelpunkt stellt. Zusätzlich entwickelt sich meist die oben beschriebene reizbare Stimmungslage. Einige weitere Arzneimittel sind bei Menstruationsbeschwerden von dieser Arznei abzugrenzen.

Insbesondere kommt es auch bei Sepia zu dem charakteristischen herabdrängenden Schmerz, meist ebenfalls in Verbindung mit Reizbarkeit. Im Gegensatz zu Lilium tigrinum besteht bei Sepia allerdings eine starke Abneigung gegen sexuelle Aktivitäten. Betroffene Frauen ziehen sich von ihrer Familie zurück, der Geruchssinn ist übersteigert, manchmal mögen sie sogar ihren Mann nicht riechen.

Reizbarkeit während der Blutung kann auch auf Nux vomica hinweisen. Es kommt ebenfalls zur Ungeduld und Hastigkeit. Die Gedanken drehen sich häufig um die (unerledigte) Arbeit, die Betroffenen ärgern sich über die Einschränkung durch Regelbeschwerden. Kopfschmerzen, ein „katerartiges“ Vergiftungsgefühl und kampfartige Bauchschmerzen treten zusätzlich auf. Der gesamte Zustand verschlechtert sich am frühen Morgen.

 Lachesis ist eine weitere Arznei bei Dysmenorrhö, im Mittelpunkt steht ähnlich wie bei Lilium die „Stauung“ und Kongestion verschiedener Bereiche vor der Blutung. Betroffen ist allerdings nicht nur der Brustbereich, sondern insbesondere auch der Kopf. Es kann sich pulsierender berstender Kopfschmerz entwickeln. Die Verschlechterung aller Symptome vor der Blutung ist typisch. Sobald jedoch „der erste Blutstropfen“ fließt, werden alle Beschwerden sofort besser!

ZUSATZINFORMATIONEN
Auch während der Schwangerschaft kann sich ein „Lilium tigrinum - Zustand“ entwickeln, die betroffene Frau klagt über ein Völlegefühl (Blutandrang) in der Brust, verbunden mit starkem Herzklopfen. Sie kann nicht auf der rechten Seite liegen und Urinieren führt schnell zu einer bemerkenswerten Verbesserung. Auch in der Schwangerschaft sind Lilium tigrinum und Lachesis sehr leicht miteinander zu verwechseln.

Das Ausbleiben der entlastenden Regelblutung ist der Mittelpunkt der Symptomatik bei Lachesis. Es entwickelt sich das Gefühl von Völle und Stauung in verschiedenen Organbereichen (Brust, Kopf, Unterleib, Varizen). Berührung und Beengung (Kleidung, Schmuck, Umarmung) sind dann sehr unangenehm. Lachesis ist auch eine geeignete Arznei, wenn sich in diese Situation ein Bluthochdruck entwickelt (z.B. zur adjuvanten Behandlung). Es ist im übrigen auch eine der wichtigsten Arzneien bei Haarausfall, der in der Schwangerschaft auftritt.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/13 auf Seite 46.

Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/Homoöpathie

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