Gabriele Regina Overwiening trägt einen dunklen Blazer und lächelt.© ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V.
ABDA-Vorstand Gabriele Regina Overwiening kündigt Proteste an, um die Bevölkerung auf die Situation der Apotheken hinzuweisen.

Lieferengpässe

ABDA KÜNDIGT PROTESTE AN: „WIR MÜSSEN LAUT WERDEN“

Am Freitag (17. März) will der Bundestag die bisherigen flexiblen Austauschregelungen bei Lieferengpässen schnell noch verlängern. Die ABDA findet: Das reicht nicht für die Teams.

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Eigentlich könnte Gabriele Regina Overwiening, die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), zufrieden sein: Die Warnungen der Apothekerschaft vor einem Versorgungschaos nach Ostern haben gewirkt. Durch einen Änderungsantrag zu einem ganz anderen Gesetz will der Bundestag am Freitag, dem 17. März, die flexiblen Austauschregeln bei nicht vorhandenen Medikamenten verlängern.

Sie sollen statt bis zum 8. April nun bis zum 31. Juli gelten. Doch Overwiening ist nicht zufrieden. Sie will erst einmal abwarten, ob es auch so kommt.

Last für die Lösung der Engpässe tragen die Apotheken

Deshalb warnt sie in einer Pressekonferenz wie geplant vor „dem womöglich größten Versorgungschaos in der Geschichte der Bundesrepublik“. Seit drei Jahren gebe es flexible Austauschregelungen. Sie hätten sich außerordentlich bewährt – „für die Therapiesicherheit der Menschen und die Entlastung der Arztpraxen“.

Denn „nur dank dieser Flexibilität konnten wir die stark gestiegenen Lieferengpässe der letzten Monate überhaupt bewältigen.“ Noch immer seien viele hundert Medikamente nicht erhältlich. Die Last der Lösung für die Engpässe tragen die Apotheken: „Die nicht enden wollende Mehrarbeit hält alle Apothekenteams fest im Griff. PTA, Apothekerinnen und Apotheker, die unter dieser Last zusammenbrechen, sind in vielen Apotheken längst Realität.“

Fristverlängerung reicht nicht, Gesetzentwurf schlecht

Eine dauerhafte Lösung bietet eine verlängerte Frist allein zudem nicht, kritisiert sie. Ein neuer Gesetzentwurf, bei dem es um dauerhafte Maßnahmen gegen Lieferengpässe geht, ist auf dem Weg, aber: „Es ist ein handwerklich schlecht gemachter Entwurf.“ Damit meint sie das geplante Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz, kurz ALBVVG. Danach soll es zwar umfangreiche Möglichkeiten zum Austausch ohne Rücksprache mit dem verordnenden Arzt geben und jeder Austausch mit 50 Cent zusätzlich vergütet werden.

Doch Basis für viele Austauschmöglichkeiten wäre, dass das betreffende Medikament auf einer speziellen Lieferengpassliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte steht. Die Apotheken müssten dort ständig nachsehen. „Das ist ein bürokratischer Irrsinn. Das ist nicht brauchbar“, so Overwiening.

Sie verlangt auf jeden Fall eine Kompensation für den enormen personellen Aufwand der Apotheken: „Wir fordern einen angemessenen Engpassausgleich als Honorar für die Bewältigung der Engpässe und für die Sicherung der Versorgung. Das muss in das Engpassgesetz. Bis dahin leisten wir all dies ohne eine Kostenerstattung.“

Regierung handelt gegen Bedürfnisse der Bevölkerung: Laut werden!

Die Schlussfolgerung der ABDA: „Wir müssen laut werden.“ Die Vereinigung will gegen die kritisierten Entwicklungen mit umfangreichen Kommunikationsmaßnahmen angehen. Apothekenleistungen seien nach dem Gefühl der Bevölkerung „da wie Strom aus der Steckdose“, eine Selbstverständlichkeit, betont Overwiening. Doch das seien sie eben nicht.

Man wolle deshalb klarmachen, „wie weit die Regierung entfernt von den Bedürfnissen der Menschen reagiert“. Und zwar durch die direkte Ansprache von Politikern, über soziale Medien und Maßnahmen, um „den öffentlichen Raum beschallen“.

Quelle: „Apothekerschaft warnt: Nach Ostern droht ein Versorgungschaos“, Hybrid-Konferenz am 14. März 2023 in Berlin. Veranstalter: ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V.

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