Vor dunklem Hintergrund leuchtet ein Teelicht, daneben liegt ein chirurgischer Mund-Nasen-Schutz.© iweta0077 / iStock / Getty Images Plus
Die Corona-Pandemie hat viele Leben gekostet. So viele, dass die Lebenserwartung auf das Niveau zu Kriegszeiten sank.

Lebenserwartung

MÄNNER VERZEICHNEN 2020 HÖCHSTE STERBLICHKEIT SEIT ZWEITEM WELTKRIEG

Die Lebenserwartung in den westlichen Ländern Europas sowie den USA und Chile ging als Folge der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 erstmals seit dem zweiten Weltkrieg signifikant zurück.

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Den Westeuropäern geht es gut. Sie werden seit Jahren kontinuierlich immer älter. Dank der sich stetig verbessernden Arzneimitteltherapien, medizinischer Maßnahmen, Präventions-, Screening- und Hygienemaßnahmen, dank neuer Impfstoffe und vor allem der Tatsache, dass wir seit über 70 Jahren von militärischen Konflikten verschont blieben, stieg die durchschnittliche Lebenserwartung seit dem Zweiten Weltkrieg stetig an.

Für das Jahr 2020 verzeichneten Wissenschaftler der University of Oxford allerdings einen Rückgang in der Wachstumskurve – und das in einer Größenordnung, wie sie in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr zu beobachten war.

Die Studie

Das Forscherteam um den Gesundheitswissenschaftler und Demografen José Manuel Aburto hat die Daten aus 27 europäischen Ländern sowie Chile und den USA für den Zeitraum 2015 bis 2020 berechnet. Sie setzten die Lebenserwartung bei der Geburt und im Alter von 60 Jahren für 2020 dabei mit den Trends zwischen 2015 und 2019 in Beziehung. Mit Hilfe von Dekompositionstechniken untersuchten die Mitarbeiter der Studie, welche spezifischen Altersgruppen zum Rückgang der Lebenserwartung im Jahr 2020 beitrugen und inwieweit das auf offizielle COVID-19-Todesfälle zurückzuführen ist.

Das Resultat: Frauen in 15 und Männer in 10 Ländern hatten 2020 eine geringere Lebenserwartung bei der Geburt als im Jahr 2015. Die größten Verluste verzeichneten Männer in den USA (- 2,2 Jahre) und Litauen (- 1,7 Jahre). Rückgänge von mehr als einem Jahr wurden in elf Ländern bei Männern und acht bei Frauen dokumentiert. Unbeeinträchtigt blieben die Sterblichkeitsraten für beide Geschlechter in den nordeuropäischen Ländern Dänemark und Norwegen sowie bei den Finninnen.

Corona-Pandemie beeinflusst die Zahlen

Die Rückgänge ließen sich hauptsächlich auf eine erhöhte Sterblichkeit der Über-60-Jährigen in Verbindung mit den offiziellen COVID-19-Todesfällen zurückführen, so das Credo der Studie. Weltweit seien schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen dem viralen Erreger zum Opfer gefallen. Aktuelle Zahlen aus England zeigen für das erste Halbjahr 2021, dass es sich bei annähernd 99 Prozent der Todesfälle um Ungeimpfte oder unvollständig Geimpfte handelte.

Dass das Ausmaß der Virusinfektion insbesondere von jüngeren Menschen unterschätzt wird, betonen die Autoren einer Studie der University Southern California. Nach deren Untersuchungen führte die COVID-19-Pandemie in den USA bis Mitte März 2021 zu einem Verlust von 9,08 Millionen Lebensjahren, wobei mehr als die Hälfte auf die Altersgruppe der 25- bis 64-Jährigen entfielen. Diese stärben zwar seltener an der Virusinfektion, verlören dann jedoch mehr Lebensjahre.

Quellen:
https://www.pharma-fakten.de/news/details/1143-covid-19-die-lebenserwartung-in-europa-ist-gesunken/ 
https://academic.oup.com/ije/advance-article/doi/10.1093/ije/dyab207/6375510 
https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/M21-2239 

 

 

 

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