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LAKTOSE ALS HILFSSTOFF

Wer keinen Milchzucker verträgt, ist in der Auswahl seiner Nahrungsmittel eingeschränkt. Wie sieht es mit Tabletten und Kapseln aus, denen Laktose häufig als Füllmittel zugesetzt wird?

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Laktose ist ein Disaccharid, in dem DGlukose und D-Galaktose beta-glykosidisch miteinander verbunden sind. Sie kommt in der Milch fast aller Säugetiere vor und ist in unterschiedlicher Menge auch in Milchprodukten wie Käse oder Jogurt enthalten. Während einige Produkte nur Spuren von Laktose enthalten, können es bei anderen bis zu sieben Prozent sein.

Unvollständige Verdauung Bevor die Laktose im Dünndarm resorbiert werden kann, muss sie vom Emzym Laktase, das in der Darmschleimhaut gebildet wird, in die beiden Monosaccharide gespalten werden. Bei fehlender Laktaseaktivität gelangt die Laktose unverändert in den Dickdarm und wird dort unter Bildung kurzkettiger Fettsäuren und Gase wie Kohlendioxid, Methan und Wasserstoff von Darmbakterien abgebaut. Dies kann zu Blähungen führen. Zusätzlich bewirkt die ungespaltene Laktose aufgrund der osmotischen Wirkung einen Wassereinstrom in den Darm, wodurch es zu Durchfall kommen kann.

Nicht bei jedem gleich Das vollständige Fehlen des Enzyms kommt selten vor und tritt dann schon früh auf. Am häufigsten ist der primäre Laktasemangel, der sich nach dem Kleinkindalter entwickelt. Die Enzymaktivität nimmt dabei schrittweise auf ein individuelles Niveau ab. Auch ein sekundärer Laktasemangel ist bekannt. Er entsteht durch Schädigung der Darmschleimhaut als Folge von Darminfektionen oder anderen -erkrankungen und ist häufig reversibel.

Selbst bei einem ausgeprägten primären Laktasemangel bleibt in der Regel eine enzymatische Restaktivität von fünf bis zehn Prozent erhalten. Daher werden kleinere Mengen meist gut vertragen. Man findet Angaben von sechs bis zwölf Gramm Laktose, das entspricht 120 bis 240 Milliliter Milch, die ohne gravierende Symptome getrunken werden können.

Keine zwingende Kontraindikation Tabletten und Kapseln, in denen Laktose häufig als Füllmittel oder zur Beeinflussung der Fließeigenschaften eingesetzt wird, enthalten wesentlich geringere Laktosemengen als Lebensmittel. In der Regel sind es weniger als 100 Milligramm pro Tablette oder Kapsel, sodass auch bei maximaler Tagesdosis kaum mehr als 600 Milligramm, in Einzelfällen 1000 Milligramm, eingenommen werden.

In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass die Gabe von Laktose in dieser Größenordnung auch bei sehr laktoseempfindlichen Personen keine Symptome hervorruft und auch der H2-Atemtest in der Verumgruppe kein signifikant anderes Ergebnis liefert als in der Placebogruppe. Die geringen Mengen, die in Tabletten oder Kapseln enthalten sind, sollten also gut vertragen werden und stellen keine Kontraindikation dar. Nicht zu verachten ist allerdings der Nocebo-Effekt, also die Erwartung des negativen Effektes, der dann tatsächlich zu den typischen Symptomen führen kann und die Einnahme laktosefreier Arzneimittel erfordert.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 12/14 auf Seite 22.

Sabine Bender, Apothekerin / Redaktion

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