Eingerissene Mauer.© mofles / iStock / Getty Images

Tabuthemen

LÄSIONEN IM MUND

Die Mundschleimhaut ist vielen Faktoren ausgesetzt, die zu schmerzhaften Läsionen führen. Zum Beispiel zu Aphthen, fiesen, höllisch brennenden Wunden im Mund – ein Leiden vieler Kunden!

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Bei über 85 Prozent der Fälle handelt es sich um Minor-Aphthen. Sie sind meist zwei bis fünf Millimeter groß und heilen innerhalb von drei bis fünf Tagen ohne Komplikationen wieder ab. Minor-Aphthen können als einzelne Bläschen auftreten oder an mehreren Stellen gleichzeitig. Prägend ist ein sehr stark brennendes Gefühl im gesamten Mundraum.

Bei etwa 15 Prozent der Betroffenen zeigen sich große, in tiefe Hautareale herunterreichende Veränderungen an Zunge oder Gaumen. Diese Form der Aphthe wird als Major-Aphthe bezeichnet. Sie heilen oft nur unter der Bildung von verhärtetem Gewebe wieder aus. Aphthen sind meist plan und weisen einen geröteten Randbereich auf. Die Oberfläche ist häufig durch einen weißlichen Fibrinbelag abgedeckt.

Klein aber oho In der Beratung sollten Sie Behandlungsmöglichkeiten empfehlen, die die akute Situation deutlich verbessern – also Schmerzen bekämpfen und Wunden behandeln. Neben Läsionen der Schleimhäute, hervorgerufen durch scharfe oder scharfkantige Nahrungsmittel oder schlechtsitzende Prothesen, gelten histaminreiche Nahrungsmittel wie Tomaten oder Schokolade, genetische Prädispositionen oder Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus als begünstigende Faktoren. Aktuell angewandte Arzneimittel wie Antibiotika oder Glucocorticoide können Aphthen fördern. Auch Raucher leider häufig unter ihnen.

Im Zweifel: Arztbesuch Aphthen sind zwar belastend, aber oft harmlos. Anders sieht es bei aphthoiden Läsionen aus, da diese nur sehr schwer von echten Aphthen zu unterscheiden sind. Im Rahmen verschiedener Infektionskrankheiten zum Beispiel bei HI-Viren oder Herpes-simplex-Viren Typ 1 können Schleimhautveränderungen auftreten. Ebenso gilt es eine Abgrenzung gegenüber den präkanzerösen Vorläuferläsionen eines Plattenepithelkarzinoms zu schaffen.

Ein Arztbesuch ist daher bei allen Arten, wenn sie erstmalig auftreten oder nach zwei Wochen nicht abgeheilt sind, zu empfehlen. Weitere wichtige Symptomatiken, bei denen eine Arztkonsultation anzuraten ist, sind:

  • Läsionen an immer derselben Stelle
  • Mehr als drei Rezidive pro Jahr
  • Zusätzliche Symptome wie Fieber, geschwollene Lymphknoten
  • Läsionen bei Kindern

Behandlung Die Therapie erfolgt primär lokal. Zwei wichtige Säulen in der symptomlindernden Therapie sind schmerznehmende Wirkstoffe und oberflächenverschließende Inhaltsstoffe. Einzelne kleine Läsionen werden mit Mundgelen oder Pinselungen behandelt. Dazu trägt der Kunde die Arzneiform mit sauberen Fingern oder mit einem Wattestäbchen auf. Handelt es sich um mehrere Aphthen, die zusammengeflossen sind, kann auch auf Mundspülungen oder Lutschtabletten zurückgegriffen werden.

Bei der Wahl des Präparates sind aber zwingend Alter, Allergien und Unverträglichkeiten des Kunden zu berücksichtigen. Für die meisten Darreichungsformen gilt, dass sie nach dem Essen oder Zähneputzen angewendet werden sollten. Zudem darf man 30 Minuten nach Anwendung nichts trinken oder essen, um die Verweildauer des Arzneistoffs auf der Läsion zu verlängern.

Ausnahme Lokalanästhetika Sie können vor dem Essen aufgebracht werden, um die Schmerzen während der Nahrungsaufnahme zu reduzieren. Zur Verfügung stehen Präparate mit Lidocain, Benzocian und Polidocanol. In Kombination mit Salbei oder Kamille wirken die Präparate zudem antiphlogistisch. Lutschtabletten mit Dexpanthenol haben als Indikation häufig schmerzhafte Beschwerden im Mund- und Rachenraum und sind eher für großflächig betroffene Areale geeignet. In der Schwangerschaft oder Stillzeit sind die Inhaltsstoffe nur nach vorheriger ärztlicher Empfehlung anzuwenden.

Altgediente Wirkstoffe: Adstringenzien Durch die Ausfällung von Proteinen auf der Läsionsstelle wirken sie entzündungs- und sekretionshemmend und fördern rasch die Abheilung. Dazu kommen meist pflanzliche Gerbstoffe wie Tinkturen aus Myrrhe, Ratanhia-, Rhabarber-oder Tormentillwurzel zum Einsatz. Die Anwendung für Schwangere, Stillende und für Kinder unter zwölf Jahren ist mangels geeigneter Präparate nur bedingt möglich.

Superinfektionen verhindern In einigen Fällen werden auch Antiseptika zur Behandlung von Aphthen empfohlen. Unter den verwendeten Wirkstoffen lassen sich Chlorhexidin, Povidon-Jod oder Hexetidin finden.

Schützender Film Einen schützenden Film auf der Aphthe ausbilden, der schmerzhafte Reizungen vermeidet; dieses Ziel verfolgen Medizinprodukte. Diese neuartigen „Mund-Wund-Pflaster“ liegen in unterschiedlichen Darreichungsformen vor. Neben Cremes und Sprays lassen sich Lösungen finden, die neben den Filmverbänden auch wundheilungsfördernde Stoffe wie Kamille, Myrrhe oder Harze enthalten.

Unkonventioneller Einsatz Wunden mit Säuren zu behandeln scheint auf den ersten Blick absurd – ist aber wirksam. Zubereitungen auf Basis von Sulfon- und Schwefelsäure verätzen beim Aufbringen das Aphthengewebe. Dieser Prozess ist jedoch nicht gerade angenehm. Der entstehende Wundschorf liegt ähnlich wie die Filmverbände schützend auf der Läsion auf und sorgt für eine schnelle und schmerzfreie Abheilung.

Fazit Besonderes Augenmerk sollte trotz schmerzendem Mundraum auf die Mundhygiene gelegt werden, die nicht vernachlässigt werden darf. Andernfalls besteht die Gefahr einer bakteriellen Superinfektion.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 05/2022 ab Seite 84.

Daniel Finke, Apotheker

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