Die PTA ermittelt. © Sergey Nivens / 123rf.com

Tatort Apotheke

KOPFSCHMERZEN

Was ist zu tun, wenn eine Schwangere über Kopfschmerzen klagt, welche Arzneistoffe darf sie nehmen, was ist sonst zu beachten? Denn nicht alle sonst empfohlenen Medikamente können verabreicht werden.

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Friederike Müller ist im sechsten Monat schwanger. Sie klagt über starke Kopfschmerzen, die sie nun seit gestern Abend plagen. Bisher habe sie auf die Einnahme von Tabletten verzichtet, wenn sie Kopfschmerzen hatte, doch dieses Mal scheinen sie von alleine nicht weg zu gehen.

Die PTA fragt die Kundin zunächst, ob sie noch weitere Beschwerden habe, was diese verneint. Lediglich im Rücken ziehe es schon mal, schließlich habe sie schon einige Kilos zugenommen. Außerdem habe sie immer mal mit Verspannungen im Nacken zu tun, wenn sie viel gesessen habe, was in den letzten Tagen ebenfalls der Fall war.

Pharmakologischer Hintergrund Grundsätzlich gilt: So viele Arzneistoffe wie nötig – so wenig wie möglich, besonders im ersten Schwangerschaftsdrittel. Monosubstanzen sollten immer bevorzugt angewendet werden und nichtmedikamentöse Maßnahmen wie Schonung, Wärme, Entspannung, Massage oder Physiotherapie sollten zuerst zum Einsatz kommen. Da Kopfschmerzen auch eines von mehreren Symptomen einer Präeklampsie sein können, sollte zur Vorsicht immer auch der Blutdruck gemessen werden, bevor PTA oder Apotheker Empfehlungen im Rahmen der Selbstmedikation aussprechen.

Ist klar, dass es sich nur um leichte, unkomplizierte Kopfschmerzen handelt, ist Paracetamol in der gesamten Schwangerschaft das Mittel der ersten Wahl. Im ersten und zweiten Trimenon ist auch Ibuprofen eine Alternative. Im letzten Drittel der Schwangerschaft können nichtsteroidale Antirheumatik zum vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus beim Fetus führen. Die Empfindlichkeit des Ductus arteriosus wächst mit zunehmendem Gestationsalter. Ab der 30. SSW sollten NSAR nicht mehr verordnet werden. Acetylsalicylsäure ist bis zur 28. Schwangerschaftswoche das Analgetikum der zweiten Wahl.

Aktuelle und kompetente Informationen bietet die Internetseite www.embryotox.de des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie in Berlin.

Zurück zum Fall Um sicher zu gehen, dass die Kopfschmerzen nicht mit veränderten Blutdruckwerten zusammenhängen, bietet die PTA eine kostenlose Messung direkt vor Ort an. Bei dem Vorschlag zur Messung gibt die PTA acht, die Kundin nicht zu verunsichern und sagt: „Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen kurz den Blutdruck messe? Manchmal können Kopfschmerzen auch bei erhöhten oder erniedrigten Blutdruckwerten auftreten.“ Die Werte liegen völlig im Normbereich, sodass eine Selbstmedikation möglich ist.

Die PTA empfiehlt Frau Müller zunächst einige nichtmedikamentöse Maßnahmen: Pfefferminzöl zur Massage der Schläfen, ein gutes Entspannungsbad und ein Spaziergang an der frischen Luft. Im Gespräch stellt sich heraus, dass der Gynäkologe die regelmäßige Einnahme von Magnesium angeraten hatte und diese jedoch schon seit einigen Wochen nicht fortgesetzt wurde.

Die PTA gibt ihr eine neue Packung Magnesium-Brausetabletten mit und dazu noch Paracetamoltabletten. Sie erklärt ihr, dass Paracetamol in der gesamten Schwangerschaft erlaubt ist, händigt ihr aber einen Ausdruck von der Internetseite www.embryotox.de aus. Falls die Kopfschmerzen trotz all dieser Maßnahmen andauern, sollte die Kundin ihren Arzt zur weiteren Abklärung kontaktieren.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/13 auf Seite 24.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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