© Die PTA in der Apotheke
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Tatort Apotheke

KONTRAZEPTIVUM

Wer mit einem hormonellen Kontrazeptivum verhütet, möchte sicher gehen, dass es auch die Wirkung hält, die es verspricht. Werden andere Medikamente zusätzlich eingenommen, sollte auf die Möglichkeit einer Wechselwirkung hingewiesen werden.

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Die Kundin Miriam Schöning überreicht der PTA ein Rezept über Cotrim forte. Diese erkundigt sich nach dem Behandlungsgrund. Wie schon vermutet, soll die junge Frau das Antibiotikum gegen eine akute Harnwegsinfektion einnehmen.

Sie habe schon seit zwei Tagen Brennen und Ziehen beim Wasserlassen und war nun doch beim Arzt. Die PTA klärt die Kundin über die Einnahme der Tabletten auf und fragt abschließend, ob diese auch noch andere Medikamente einnehme. – „Normalerweise brauche ich keine Medikamente, außer der Pille, ich hoffe, das ist kein Problem?“

Pharmazeutischer Hintergrund Wie und ob Antibiotika die Wirkung von hormonellen Kontrazeptiva durch Interaktion in klinischer Relevanz beeinträchtigen, ist letztendlich noch nicht ausreichend geklärt. Es wird diskutiert, dass An­tibiotika den enterohepatischen Kreislauf der Estrogene unterbrechen. In den meisten Kombina­tionspillen wird Ethinylestradiol als Estrogenkomponente eingesetzt. Dieses unterliegt einem hohen First-pass-Effekt.

In der Darmschleimhaut und in der Leber erfolgt die Konjugation mit Glucuronsäure und Schwefelsäure, bevor diese Metabolite über die Galle wieder in den Darm gelangen und dort von Darmbakterien gepalten und Ethinylestradiol erneut resorbiert wird. Bezüglich des Ausmaßes der Reabsorption scheint es große individuelle Schwankungen zu geben. Diese können zum Beispiel durch die Einnahme von Antibiotika, die die Darmflora beeinträchtigen, begünstigt werden. Ein Erklärungsansatz ist, dass unter diesen Bedingungen Ethinylestradiol schneller ausgeschieden wird.

Gestagene sind von dieser möglichen Interaktion nicht betroffen, da sie keinem enterohepatischen Kreislauf unterliegen, sondern rasch vor der Konjugation zu inaktiven Metaboliten umgewandelt werden. Die Studienlage ist nicht ausreichend, um die klinische Relevanz dieser Interaktion eindeutig zu beantworten. Dennoch gibt es im Zusammenhang mit der gleichzeitigen Einnahme der Pille und Antibiotika immer wieder Berichte über Blutungsunregelmäßigkeiten.

Insgesamt ist das Fazit, dass Antibiotika möglicherweise die kontrazeptive Wirksamkeit der Pille verringern können. Deshalb sollten betroffene Frauen in der Apotheke auf diese Möglichkeit hingewiesen werden. Übrigens gilt diese Empfehlung auch für Verwenderinnen von Vaginalringen oder Hormonpflastern, wenn auch das Risiko sehr gering sein sollte.

Zurück zum Fall Die PTA erklärt Frau Schöning, dass die Wahrscheinlichkeit für die Beeinträchtigung der Pillenwirksamkeit nicht sehr hoch sei, dass sie aber um auf Nummer sicher zu gehen, zusätzliche Verhütungsmethoden wie ein Kondom die nächsten 14 Tage einsetzten solle.

Falls es zu Übelkeit oder Erbrechen innerhalb der ersten vier Stunden nach der Pilleneinnahme kommt, ist die Sicherheit der Verhütung in Gefahr. Frau Schöning bedankt sich bei der PTA für die Hinweise mit der Bemerkung, dass eine ungewollte Schwangerschaft jetzt wirklich nicht in ihren Lebensplan passe. 

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 12/13 auf Seite 24.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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