Eine Person im Kittel desinfiziert sich die Hände mit einem Pumpspender
Mancherorts wird das Desinfektionsmittel bereits aus Krankenhaus-Spendern entwendet. © kzenon / iStock / Getty Images Plus

Zeitungsmeldung | Händedesinfektion

KÖLNISCH WASSER ALS WAFFE GEGEN CORONAVIRUS?

In den Apotheken gehen wegen des Coronavirus die Desinfektionsmittel aus und niemand weiß, wann sie wieder lieferbar sind. Da kam die Meldung einer Kölner Boulevard-Zeitung am Wochenende gerade recht: Kölnisch Wasser soll die Welt retten!

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Unter dem Titel „Dufte Hygiene aus Köln: Warum jetzt 4711 die Welt retten kann“ beschreiben die Kollegen teils scherzhaft, teils ernst die „weltberühmte Allzweckwaffe aus dem Herzen Kölns“ und bemühen dazu sogar den echten Parfüm-Erben: Johann Maria Farina (61). Der sprach dem Reporter in den Block: „Der Alkoholgehalt bei uns liegt bei 85 Prozent. Wer sich damit die Hände einreibt, ist auf der sicheren Seite. Dann sind die Finger sauber und duften frisch – und alle Bakterien sind tot.“
Er hat nicht ganz unrecht. Denn da der Coronavirus mit seiner Fett-Hülle an der Haut klebt, löst der Alkohol in 4711 die äußere Schicht auf und das Virus geht zugrunde. Das geht zwar auch mit schnöder Seife, doch viele Menschen fühlen sich erst mit Hände-Desinfektionsmittel in der Tasche sicher.

Farina räumt allerdings ein: „So ein Eau de Cologne-Spray ist natürlich nicht so billig wie Sagrotan.“ Etwas preiswerter ist da schon das Duftwasser in der berühmten sechseckigen Molanus-Flasche, das nicht nur in der Kölner Glockengasse, sondern mittlerweile auch in Supermärkten zu finden ist. Anna Sophia Lasos, Sprecherin des Hauptgeschäftes, betont dann auch, dass „würziger Rosmarin, dessen desinfizierende Eigenschaften aus der Aromatherapie bekannt sind“, gegen Corona-Viren helfen könnte. „Der hohe Alkoholgehalt trägt ebenfalls zur reinigenden Wirkung bei.“

Kölnisch Wasser gibt es bereits seit 230 Jahren. Der Legende nach hat es einmal ein Kartäusermönch erfunden, der das Rezept einem Kölner Kaufmann zur Hochzeit schenkte. Es enthielt sowohl zur äußeren als auch zur inneren (!) Anwendung unter anderem Zitrone, Lavendel und Rosmarin, gelöst in 85-prozentigem Alkohol. Da der Kaufmann ein Haus mit der Nummer 4711 bewohnte, erhielt es kurzerhand diesen Namen. Kölnisch Wasser wurde zum Synonym für Parfüm und früher wegen seiner desinfizierenden Wirkung auch als After Shave benutzt.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quellen:
https://www.express.de/koeln/coronavirus-welle-dufte-hygiene-aus-koeln--warum-jetzt-4711-die-welt-retten-kann-36343220 
https://www.welt.de/regionales/nrw/article133150150/So-soll-Koelnisch-Wasser-wieder-hip-werden.html 

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