Arzt im Gespräch mit älterem Mann© Tinpixels / iStock / Getty Images Plus
Bei Patienten über 65 Jahren, sollten JAK-Hemmer nicht mehr dauerhaft angewendet werden.

JAK-Hemmer

ANWENDUNGSEINSCHRÄNKUNG EMPFOHLEN

Sie wirken entzündungshemmend und immunmodulierend, die sogenannten Januskinasen-Inhibitoren (JAK-Hemmer). Nun hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) empfohlen, die Anwendung bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen einzuschränken. Vor allem für eine Altersgruppe.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Das Anwendungsgebiet der JAK-Hemmer liegt bei den Erkrankungen, bei denen chronische Entzündungsprozesse und eine autoimmune Genese von Bedeutung sind. Hierzu zählen rheumatoide Arthritis (RA), Psoriasis-Arthritis, juvenile idiopathische Arthritis, Morbus Bechterew, Colitis ulcerosa, atopische Dermatitis und Alopecia areata.

Wirkstoffe, die für diese Krankheitsbilder zur Verfügung stehen sind Abrocitinib (Cibinqo®), Filgotinib (Jyseleca®), Baricitinib (Olumiant®), Upadacitinib (Rinvoq®) und Tofacitinib (Xeljanz®).

Keine dauerhafte Anwendung bei Menschen über 65 Jahren

Vor kurzem hat sich der Pharmakovigilanzausschuss (PRAC) der EMA zu Wort gemeldet und eine neue Empfehlung abgegeben. Demnach sollen die oben genannten Substanzen bei bestimmten Patientengruppen nur dann zum Einsatz kommen, wenn es keine sinnvollen Alternativen für den Patienten gibt. Dazu zählen:

  • Menschen im Alter über 65  Jahren,
  • Menschen mit einem erhöhten Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse,
  • Raucher oder Personen, die lange geraucht haben, 
  • Patienten mit erhöhtem Krebsrisiko.

Auch bei anderen Risikofaktoren, wie der Bildung von Blutgerinnseln in der Lunge oder in tiefen Venen (VTE) soll eine Anwendung beim Patienten nur unter Bedacht durchgeführt werden. Des Weiteren ist es wichtig, dass bei Patienten, die ein mögliches Risiko für VTE oder schwerwiegende kardiovaskuläre Probleme aufweisen, die Dosierung der JAK-Hemmer reduziert wird. 
 

Sicherheitsüberprüfung Grund für Empfehlungsänderung

Der PRAC hat sich die finalen Ergebnisse der Nachzulassungs-Studie ORAL mit Tofacitinib bei RA-Patienten, vorläufige Ergebnisse einer Beobachtungsstudie mit Baricitinib sowie die Einschätzungen von externen Rheumatologen, Dermatologen, Gastroenterologen und Patientenvertretern noch einmal angesehen. Nach einschlägigen Beratungen und Sichtung der genannten Unterlagen ist die Behörde nun zu der neuen Empfehlung gelangt.

Im Detail hat die Überprüfung der Behörde gezeigt, dass eine längerfristige Anwendung von Tofacitinib ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Probleme, Krebs, VTE, schwere Infektionen und Tod im Vergleich zu TNF-α-Inhibitoren zur Folge hat. Der PRAC kommt zu dem Ergebnis, dass es sich hierbei um Klasseneffekte der JAK-Hemmer handelt. Aufgrund dieser Sicherheitsbedenken empfiehlt der PRAC entsprechende Warnhinweise in die Produktinformationen der Präparate aufzunehmen. 
 

Ausnahme Baricitinib

Ein Wirkstoff ist derzeit noch nicht von den neuen Einschränkungen betroffen. Es handelt sich um Baricitinib, dessen kurzfristige Einnahme bei COVID-19 derzeit von der EMA geprüft wird und bereits von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen wird. Die beiden JAK-Hemmer Ruxolitinib (Jakavi®) und Fedratinib (Inrebic®). Waren ebenfalls nicht Gegenstand der Überprüfung, da sie mit myeloproliferativen Erkrankungen bei einem anderen Einsatzgebiet angewendet werden. 

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
 

×