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Zahnunfall

IST NOCH WAS ZU RETTEN?

Schnell ist es geschehen: Kindern passiert es beim Herumtoben, Erwachsenen bei einem Sturz oder beim Sport – ein Zahn bricht ab oder wird sogar ganz ausgeschlagen. Kann der Zahnarzt ihn wieder einpflanzen?

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Etwa die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen hat vor dem 16. Lebensjahr einen sogenannten Zahnunfall. Und auch bei Erwachsenen kommt es oft genug vor. Manchmal sind es nur kleine Risse im Zahnschmelz, das ist relativ unproblematisch. Bricht ein Zahn aber ab oder fällt ganz aus, dann ist es schon ein Drama, denn meist sind die gut sichtbaren oberen Schneidezähne betroffen. Im Idealfall kann der Zahnarzt den Zahn in den Kiefer zurückpflanzen und auch ein abgebrochenes Stück mit einem Spezialkunststoff wieder anbringen. Es kommt aber auf die seit dem Unfall vergangene Zeit und die richtige Lagerung des ausgeschlagenen Zahns oder des Zahnstückes an.

Am besten in der Zahnrettungsbox Wurde ein Zahn ausgeschlagen, muss er sofort gesucht werden. Ist er gefunden, darf er keinesfalls an der Wurzel angefasst werden. Er darf auch nicht gereinigt oder desinfiziert und keinesfalls trocken gelagert werden. Ohne besondere Vorkehrungen trocknen die empfindlichen Zellen der Zahnwurzelhaut, die die Wurzel um- geben, innerhalb weniger Minuten aus und sterben ab. Dann ist ein Einheilen des Zahnes nicht mehr möglich und jede Hilfe kommt zu spät.

Das Beste zum Aufbewahren und Transportieren ist eine Zahnrettungsbox. So eine Box gehört in das Erste-​Hilfe-Inventar jeder Schule und jedes Sportvereins und ist auch für private Haushalte, zumindest, wenn Sportler im Haushalt leben, eine sinnvolle Investition. Sie kostet etwa 20 Euro und ist über die Apotheke erhältlich. Die Zahnrettungsbox enthält eine spezielle Nährlösung, die das Austrocknen des Zahnes verhindert und ein Überleben der wichtigen Zellen der Zahnwurzelhaut für bis zu 48 Stunden ermöglicht.

Und wenn keine Box da ist? Es gibt auch andere Aufbewahrungsmöglichkeiten, aber sie können das Absterben der Zellen nur für kurze Zeit herauszögern. Wasser oder ein feuchtes Taschentuch gelten als völlig ungeeignet, eine Lagerung in der Mundhöhle ist wegen der dort lebenden Bakterien und der Gefahr des Verschluckens auch keine gute Lösung. In Speichel, der in einem Gefäß gesammelt wurde, hält sich der Zahn unter Umständen bis zu 30 Minuten, ebenso in Plastikfolie und in isotonischer Kochsalzlösung.

Eine Alternative ist kalte H-Milch, darin bleiben die Zellen bis zu zwei Stunden am Leben. In jedem Fall muss schnellstmöglich ein Zahnarzt oder eine Zahnklinik aufgesucht werden. Handelt es sich nur um ein Stück vom Zahn, reicht es, ihn in Wasser zu legen und zum Zahnarzt mitzunehmen. Natürlich muss man auch hier so schnell wie möglich zum Zahnarzt. Damit es gar nicht erst zum Zahnunfall kommt, lohnt es sich, bei allen Sportarten mit Körperkontakt oder Sturzgefahr, einen individuell hergestellten Zahnschutz zu tragen. Dabei handelt es sich um eine Kunststoffschiene, die vom Zahnarzt angepasst und vom zahntechnischen Labor hergestellt wird.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 09/19 ab Seite 95.

Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion

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