Rosa Himalaya-Salz Flocken in einer Schale.© barmalini / iStock / Getty Images Plus
Kochsalz, Natrium chloratum, steckt im Schüßler-Salz Nr. 8. Kennen Sie auch die anderen Schüßler-Salze? Daniela Haverland schon!

Interview mit Daniela Haverland

„ES IST EINFACH UND ES FUNKTIONIERT“

Ist das jetzt Homöopathie oder Biochemie? Welches Salz empfehle ich bei welchen Beschwerden? Und was hat es mit den Ergänzungsmitteln auf sich? Das weiß Daniela Haverland nicht nur, sie gibt es auch an andere weiter.

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Daniela Haverland ist Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie, Homöopathie und Naturheilverfahren. In ihren Seminaren bringt sie Wissbegierigen die Schüßler-Salze näher. Wir haben mit ihr über ihre Kurse, Schlüsselerlebnisse in der Offizin und das „erbsengroße Quantum“ gesprochen.

DIE PTA IN DER APOTHEKE: Liebe Frau Haverland, wie sind Sie zu den Schüßler-Salzen gekommen?
Daniela Haverland: Ich bin mit Homöopathie aufgewachsen. Schon als Kind hatten wir einen Hausarzt, der auch homöopathisch behandelt hat. Und als ich dann Apothekerin war, habe ich mich umfassend weitergebildet. Zunächst in Homöopathie. Das waren Kurse, die eigentlich für Ärzte konzipiert waren. Irgendwann habe ich dann selbst Fach-Vorträge gehalten.

„Ein Schlüsselerlebnis hatte ich tatsächlich.“

Gab es ein besonderes Erlebnis, das Sie bestärkt hat, weiter in die Materie einzusteigen?
Ich habe immer wieder sehr positives Feedback von Kunden beziehungsweise Patienten bekommen, denen ich mit den Schüßler-Salzen helfen konnte. Und ein Schlüsselerlebnis hatte ich tatsächlich. Eine Kundin kam wegen brüchiger Fingernägel zu mir und ich empfahl ihr zwei bewährte Salze. Als sie nach vier Wochen wiederkam, fragte ich sie, ob sie denn schon eine Besserung merke. Nach meiner bisherigen Erfahrung hätte inzwischen eine Wirkung einsetzen müssen. Sie verneinte, die Fingernägel waren unverändert brüchig. Aber sie berichtete, dass sie seit Jahren unter trockener, juckender Haut leide. Da bisher nichts geholfen hatte, hatte sie das gar nicht mehr erwähnt und angenommen, dass sie eben damit leben müsse. Und jetzt plötzlich veränderte sich ihre Haut. Nach zwei weiteren Wochen berichtete sie: „Ich fühle mich wohl in meiner Haut.“ Nach insgesamt acht Wochen wurden dann auch die Nägel fester. Ich fand das spektakulär. Erst hat sich die Haut geholt, was sie brauchte, und dann kamen die Nägel dran.

Ein richtig ganzheitlicher Ansatz also.
Genau, und das begeistert mich immer wieder. Es ist einfach und es funktioniert.

Sie werden ja einen Teil der Kurse der Masterclass leiten. Ich war selbst schon mal Teilnehmerin in einem Ihrer Kurse und fand die Art ihrer Wissensvermittlung außergewöhnlich anschaulich. Wie bauen Sie Ihre Kurse auf?
Das Wichtigste ist für mich der rote Faden, der sich durch so einen Kurs ziehen muss. Ich versetze mich in die Teilnehmer und überlege mir, was sie wissen wollen, was sie brauchen, um die Idee des Dr. Schüßler richtig zu verstehen und wie ich Begeisterung schaffen kann. Dazu versuche ich, die Kursteilnehmer da abzuholen, wo sie sind und alle ihre Fragen zu beantworten. Sonst kann die Botschaft nicht ankommen.

„In meinem Kopf habe ich zwei Schubladen.“

Mir fällt es manchmal schwer, die Homöopathie und die Schüßler-Salz-Therapie auseinander zu halten. Es sind ja teilweise die gleichen Substanzen, die verwendet werdenund die Herstellung der Schüßler-Salze geschieht ja auch durch Potenzierung.  
Ja, da haben Sie recht. Ich finde das auch nicht so einfach, denn da gibt es natürlich schon einen Zusammenhang. Beide arbeiten mit vergleichbaren Stoffen. Ferrum phosphoricum zum Beispiel gibt es in der Homöopathie in verschiedenen Potenzen, aber in der Regelpotenz D12 ist es auch das Schüßler-Salz Nr. 3. Beide werden auf die gleiche Art hergestellt, nämlich durch Verreibung mit Laktose, aber das Wirkprinzip ist ein anderes. Um das klar zu trennen, habe ich in meinem Kopf quasi zwei Schubladen. Eine nach Hahnemann und eine nach Schüßler. Das Prinzip der Schüßler-Therapie ist, im Organismus sanfte Impulse zu setzen, die die Balance wiederherstellen. Die Annahme, dass man mit Schüßler-Salzen Depots auffüllt, ist falsch. Das geht mit diesen kleinen Mengen gar nicht. Der genaue Wirkmechanismus ist wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen, aber das Prinzip ist therapeutisch bewährt: Man kann damit Reize setzen und Blockaden lösen. Dann kann der Körper die benötigte Menge an essenziellen Mineralstoffen zum Beispiel aus der Nahrung besser aufnehmen und verarbeiten. Die Mineralstoffregulation wird also optimiert. In der Homöopathie erfolgt die Arzneimittelwahl auf einem anderen Weg: Hier wird Ähnliches mit Ähnlichem geheilt. Hahnemann hat sich gefragt, welche Arznei kann am Gesunden ähnliche Symptome hervorrufen wie die zu behandelnde Krankheit. Man hält dem Körper quasi einen Spiegel der Erkrankung vor und aktiviert die Selbstheilungskräfte.

Können Sie das Prinzip, dass hinter der Schüßler-Therapie steckt, bitte nochmal genauer erklären?
Schüßler war fasziniert von den Erkenntnissen seines Zeitgenossen, dem niederländischen Arzt Jakob Moleschott, der die Bedeutung von Mineralsalzen für den Körper gezeigt hatte. Schüßler hatte Kenntnis von Experimenten, in denen menschliche Organe verascht wurden und man dann untersuchte, was übrigbleibt. So findet sich zum Beispiel normalerweise im Herzen viel Kalium und in den Knochen viel Calcium. Schüßler ging aufgrund dieser neuen Erkenntnisse davon aus, dass vielen Krankheiten eine Verteilungsstörung an bestimmten Mineralsalzen in der Zelle zugrunde liegt. Und dass man mit den Salzen in feinstofflicher Form die Aufnahme der Mineralstoffe verbessern kann. Seine biochemischen Mineralsalze wurden also homöopathisch durch Potenzierung hergestellt und als Pulver verabreicht, üblicherweise mit der Dosierungsempfehlung „ein erbsengroßes Quantum“ oder „eine Messerspitze“. Heutzutage ist diese ungenaue Mengenangabe nicht mehr zeitgemäß, weshalb Tabletten die gebräuchlichste Darreichungsform sind. Dabei entspricht die Menge, die auf eine durchschnittliche Messerspitze passte, den 250 mg Pulver, die heute für eine Tablette eingesetzt werden. Wir bezeichnen die aufgearbeiteten Schüßler-Salze als Funktionsstoffe. Im Gegensatz dazu sind die großen Mengen an Mineralstoffen, die der Körper braucht, die Baustoffe. Die feinmolekularen Funktionsstoffe – also die Schüßler-Salze – schließen die Zellen auf, sodass der Baustoff, zum Beispiel die Gabe von 400 Milligramm Magnesium dort ankommen kann, wo er benötigt wird.

Und wieso unterscheidet man zwischen den Haupt- und den Ergänzungsmitteln?
Ganz einfach: Schüßler lebte von 1821 bis 1898. Zur seiner Zeit gab es nur einfache Messmethoden. Er fand die zwölf Hauptsalze. Erst lange nach seinem Tod, als auf dem Gebiet weiter geforscht wurde und man feinere Messgeräte hatte, stellte man fest, dass es auch noch andere Salze gibt, die auf Zellebene von Bedeutung sind. Zum Beispiel Zink-, Lithium- oder Manganverbindungen. Sie werden vom Körper zum Beispiel gebraucht, um Enzyme herzustellen. Die Hauptmittel sind die von Schüßler selbst gefundenen und die Ergänzungsmittel wurden erst nach seinem Tod entwickelt. Er selbst nannte sein Verfahren übrigens „Biochemie“ – die Chemie des Lebens. Schon bald wurden die Salze aber nach ihm genannt.

„Es ist quasi das Tüpfelchen auf dem i.“

Setzen Sie die Ergänzungsmittel anders ein als die Hauptmittel?
Ja, da mache ich tatsächlich einen Unterschied. Die Hauptmittel sind die Basisstoffe, mit denen man die meisten Erkrankungen behandeln kann. Aber manchmal reicht das nicht. Dann nehme ich ein Ergänzungsmittel dazu. Es ist quasi das Tüpfelchen auf dem i. Ich verwende sie manchmal auch, wenn ich besonders tief in meiner Behandlung gehen möchte. Nach Schüßlers Tod sind nicht nur neue Salze entdeckt worden, auch die Krankheiten haben sich seit damals geändert. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind heute gut behandelbar, dadurch leben die Menschen länger. Dafür sind Gelenkerkrankungen oder auch Allergien häufiger. Es sind auch neue Krankheiten dazugekommen, denken Sie an Stress und Burn-out. Die Ernährung ist eine andere. Da braucht es manchmal auch andere Salze. Trotzdem gilt für mich: Zuerst setze ich die zwölf Hauptmittel ein, die Nr. 13 bis 24 sind nur die Ergänzung dazu.

Das war sehr aufschlussreich. Vielen Dank, liebe Frau Haverland!

Das Interview führte Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion.


Über Daniela Haverland

Daniela Haverland wurde am 4. Mai 1967 in Werneck bei Schweinfurt geboren, heute wohnt die PTA und Apothekerin bei Hamburg. Seit 1999 ist sie Apothekerin für Allgemeinpharmazie, seit 2009 mit der Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren und Homöopathie. Seit 2008 ist sie auch Heilpraktikerin.
Haverland ist bundesweit als Referentin zum Thema Homöopathie und Biochemie unterwegs. Sie schulte im Herbst 2019 die Teilnehmer*innen der großen DHU-Schüßler-Salze-Aktion "Das Original sucht Originale", die wir exklusiv redaktionell begleitet haben. Mehr zur Aktion, den zwölf Originalen und Daniela Haverland sehen Sie hier:


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