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Neue Serie: Impfen – Teil 1

INFEKTIONEN VORBEUGEN

Hierzulande gibt die Ständige Impfkommission (STIKO), die dem Robert-Koch-Institut (RKI) zugeordnet ist, die aktuellen Impfempfehlungen heraus. In den kommenden Monaten werden wir diese näher in unserer neuen Reihe thematisieren.

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Laut RKI gehören Impfungen zu den wirksamsten und wichtigsten präventiven Maßnahmen, die der Medizin zur Verfügung stehen. Unmittelbares Ziel ist es, einen Schutz vor ansteckenden Krankheiten herzustellen. Durch das Erreichen hoher Impfquoten ist es sogar möglich, einzelne Krankheitserreger regional zu eliminieren und schließlich weltweit auszurotten.

Moderne Vakzine sind gut verträglich und führen nur in seltenen Fällen zu unerwünschten Arzneimittelnebenwirkungen. Bis zu sechs Impfstoffe können kombiniert verabreicht werden: Dieser Sechsfachimpfstoff umfasst einen Schutz gegen Infektionen mit Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Polio, Hepatitis B und Haemophilus influenzae.

Prinzipien der Immunisierung Die künstliche Induktion einer Immunität nutzt zwei gut bekannte Prinzipien der Natur. Dass Menschen, die eine Krankheit überlebt haben, vor Zweiterkrankungen gefeit sind, entspricht dem Prinzip der aktiven Immunisierung. Jedoch ist es ein mühsamer Weg, das Vollbild einer Infektion durchzustehen. Daher werden beim Impfen abgetötete Keime oder auch nur Teile von Erregern verabreicht, da sie die umfangreiche Symptomatik nicht mehr hervorrufen können.

Dem Organismus wird jedoch auf diese Weise eine Infektion vorgegaukelt, die er mit der Bildung von Antikörpern und sogenannten Gedächtniszellen beantwortet. Droht zukünftig dann eine Ansteckung mit dem echten Erreger, werden die gebildeten Substanzen aktiv und wehren die Eindringlinge ab. Zur Herstellung einer belastbaren Immunität sind oftmals mehrere Teilimpfungen nötig. Man spricht von der sogenannten Grundimmunisierung. Durch regelmäßige Auffrischimpfungen kann der einmal erreichte Impfschutz erhalten bleiben.

Das zweite Prinzip, die passive Immunisierung, ist ebenfalls ein verbreiteter Vorgang in der Natur. Das ungeborene Kind erwirbt beispielsweise durch den diaplazentaren Übertritt von Antikörpern für die ersten Lebensmonate einen wirksamen Schutz gegen zahlreiche Erkrankungen. Eine passive Immunisierung dient dem vorübergehenden Schutz nichtimmuner Personen nach Exposition gegenüber Infektionskrankheiten, gegen die entweder keine aktive Impfung verfügbar ist oder gegen die der Exponierte zuvor nicht aktiv geimpft wurde.

»Nahezu 80 Prozent aller Komplikationen wurden durch Impfungen verursacht, die nicht mehr empfohlen werden.«

Darüber hinaus ist es durch die passive Immunisierung möglich, bestimmte Krankheiten, bei denen Toxine oder tierische Gifte eine Rolle spielen, zu behandeln. Im Gegensatz zur aktiven Immunisierung ist der Schutz bei der passiven Impfung praktisch sofort vorhanden.

Impfkalender prüfen Die meisten Eltern beschließen heutzutage, ihr Kind impfen zu lassen. Dennoch fällt einigen die Entscheidung nicht leicht, weil sie kritisch hinterfragen, wie gefährlich die jeweilige Krankheit überhaupt ist und welche Nebenwirkungen mit der Immunisierung einhergehen. Die Grundimmunisierung bei Säuglingen und Kleinkindern ist frühzeitig entsprechend den STIKO-Empfehlungen zu beginnen sowie zeitgerecht abzuschließen. Im Jugendalter müssen einige Impfungen aufgefrischt werden, entsprechende Termine dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Aber auch Erwachsene sollten daran denken, den eigenen Impfschutz spätestens alle zehn Jahre überprüfen zu lassen.

Begleiterscheinungen Nahezu 80 Prozent aller Komplikationen wurden durch Impfungen verursacht, die nicht mehr empfohlen werden – dazu zählen Immunisierungen gegen Pocken oder Tuberkulose. Lebendvakzine gegen Kinderlähmung führten beispielsweise häufig zum Ausbruch der Erkrankung. Da heutzutage jedoch eine inaktivierte Form zum Einsatz kommt, ist dies mittlerweile ausgeschlossen. Leichte Reaktionen kommen etwa bei 20 Prozent der Geimpften vor.

Typisch sind Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen an der Einstichstelle. Aber auch Fieber, Kopfund Gliederschmerzen sowie Unwohlsein sind möglich. Die Symptome sind ein Zeichen für die Auseinandersetzung des Immunsystems mit den Antigenen und klingen in der Regel nach wenigen Tagen wieder komplett ab.

Reisemedizin Besonders vor Urlauben in ferne Länder stellt sich die Frage, wogegen man sich impfen lassen sollte. Diarrhö durch das Cholera-Bakterium (Vibrio cholerae) oder das enterotoxische Escherichia coli (ETEC), Hepatitis A und Influenza stehen auf der Liste der möglichen Infektionen weit oben. Für Hepatitis B, Typhus, Tollwut, Tuberkulose und Zeckenenzephalitis besteht auf Reisen ein mittleres Infektionsrisiko.

Damit das unliebsame Souvenir in Form einer schweren Erkrankung ausbleibt, sollten PTA und Apotheker ihre Kunden rechtzeitig auf die Notwendigkeit von Immunisierungen hinweisen. Die meisten Reiseimpfungen werden nicht von den Gesetzlichen Krankenkassen übernommen und müssen somit privat bezahlt werden.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 10/15 ab Seite 140.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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