Zwei Katzen springen von einem Sessel auf einen anderen.© Nils Jacobi / iStock / Getty Images Plus
Springt eine Krankheit von einem Tier auf den Menschen über, nennt man das Spillover. So entstehen Zoonosen.
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Infektionen | Risikoeinschätzung

DATENBANK „SPILLOVER“ SPÜRT GEFÄHRLICHE ZOONOSEN AUF

Was haben COVID-19, Ebola und HIV-Infektionen gemeinsam? Sie alle sind Zoonosen. Viren übertragen diese Krankheiten von Tieren auf den Menschen. Um besser einschätzen zu können, wie gefährlich sie sind, haben Wissenschaftler*innen nun eine weltweit zugängliche Datenbank entwickelt.

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Die derzeit berühmteste Zoonose ist zweifellos die durch das neuartige Coronavirus übertragene Lungenkrankheit COVID-19. Sie entwickelte sich laut Weltgesundheitsorganisation zuerst in Fledermäusen, bevor sie später durch ein bislang unbekanntes Tier auf den Menschen übersprang.

Dieses Überspringen wird Spillover genannt. Und so lautet auch der Name der globalen Datenbank SpillOver – mehr als 250 solcher zoonotischer Krankheiten sind bisher bekannt. Das digitale Instrument soll helfen, das Risiko der Übertragung einzustufen. Es priorisiert die Erreger, um sie weiter zu erforschen und zu überwachen. Denn die Gefahr lauert überall: Die Experten schätzen, dass Hunderttauende Tierviren ebenfalls das Potenzial in sich tragen, auf den Menschen überzuspringen.

Spillover-Datenbank listet Studien

Zu den Auswahlkriterien für die neue Datenbank gehören Studienanalysen sowie Aussagen internationaler Experten, die das Spillover-Risiko solcher Viren beschreiben. Dazu gehören:

  • wie weit diese Wirte geografisch verbreitet sind
  • wie eng der Kontakt zum Menschen ist
  • die genetische Struktur
  • die Übertragungswege

Corona nur Zoonose Nummer Zwei

Im Ranking der ersten zwölf Plätze belegt das Coronavirus allerdings nur den zweiten Platz – auf Rang eins liegt das Lassa-Virus, ab Platz drei sind es dann Ebola, Seoul- und Nipah-Virus.

Zoonosen
Auch das Lassa-Virus löst eine Zoonose aus. Es tauchte Ende der Sechzigerjahre erstmals in Afrika auf; sein natürlicher Wirt ist eine Mausart.
Beim hauptsächlich in Asien verbreiteten Seoul-Virus, das häufig zu schweren Krankheitsverläufen führt, ist es die Wanderratte.
Das Nipah-Virus, das häufig tödlich verlaufende Gehirnentzündungen auslöst, geht vermutlich auf Flughunde zurück.

Dass SARS-CoV-2 nur auf Platz zwei gelandet ist, begründen die Autoren damit, dass die Liste das Potenzial für einen Spillover in der Zukunft bewerte. Auch sind wichtige Informationen über das neuartige Coronavirus noch unbekannt. Beispielsweise wäre es hilfreich zu wissen, über welchen Zwischenwirt das Virus von Fledermäusen auf den Menschen übertragen wurde – im Verdacht steht das Schuppentier, doch das ist bisher nur eine Vermutung.

Wir müssen globale Bedrohungen mit dem größten Spillover-Risiko nicht nur identifizieren, sondern auch priorisieren, bevor es zu einer weiteren verheerenden Pandemie kommt.

Mehrere Coronaviren gelistet

Das Spillover durch verschiedene Coronaviren wird als hoch eingeschätzt: Allein die Top 20 der Liste enthält fünf Coronaviren, die nicht auf den Menschen übertragen worden sind. Insgesamt sind etwa ein Drittel der 50 Viren mit dem höchsten Übertragungsrisiko Coronaviren. Erstautorin Zoë Grange meint dazu: „SARS-CoV-2 ist nur ein Beispiel für viele Tausend Viren, die das Potenzial haben, von Tieren auf Menschen überzuspringen. Wir müssen globale Bedrohungen mit dem größten Spillover-Risiko nicht nur identifizieren, sondern auch priorisieren, bevor es zu einer weiteren verheerenden Pandemie kommt.“

Und Studienleiterin Jonna Mazet hofft auf eine globale Diskussion: „SpillOver kann dazu beitragen, unser Verständnis durch virale Bedrohungen zu verbessern. Es versetzt uns hoffentlich in die Lage zu handeln, um das Risiko einer Übertragung auf den Menschen zu reduzieren, bevor eine Pandemie ausbricht.“

Quelle: spiegel.de

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