Candida albicans© Dr_Microbe / iStock / Getty Images Plus
Den bekannten Hefepilz Candida albicans findet man unter anderem im menschlichen Darm. Nimmt er eine besonders invasive Form an, kann eine entzündliche Darmerkrankung entstehen.

Immunsystem | Impfstoff

CANDIDA ALBICANS, DER FREUNDLICHE HEFEPILZ

Candida albicans, der bekannte Hefepilz: Klingt harmlos, ist er meistens auch. Wie andere Pilze und die Bakterien wohnt er unter anderem bei uns im Darm und hilft verdauen. Wenn der Pilz aber eine besondere, invasive Form annimmt, kann er eine entzündliche Darmerkrankung verursachen. Forscher haben jetzt einen Impfstoff entwickelt.

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Der Hefepilz Candida albicans ist für unseren Körper ein alter Bekannter. Man lebt ganz gut miteinander, nur manchmal tritt er an der falschen Stelle auf und verursacht Entzündungen, wie zum Beispiel beim Scheidenpilz. Ansonsten ist er Teil des Mikrobioms im Darm, wo er mit anderen Billionen von Mikroorganismen dazu beiträgt, Nährstoffe aufzunehmen, Krankheiten vorzubeugen und sogar unsere Stimmung beeinflusst.

Die Untersuchung

Ein Team um Kyla Ost von der University of Utah in Salt Lake City hat sich nun genauer mit der Rolle von Pilzen im Darm beschäftigt. „Pilze wurden bisher nur unzureichend erforscht, zum Teil, weil sie den Bakterien zahlenmäßig weit unterlegen sind“, sagt Osts Kollegin June Round. In menschlichen Stuhlproben analysierten die Forscher zunächst, welche Pilze und welche Antikörper dagegen vorkommen. 

Die Untersuchung ergab, dass Antikörper im Darm nur bestimmte Formen und Erzeugnisse des Pilzes angreifen: die länglichen Pilzhyphen nämlich (die eigentliche Zelle von Candida albicans ist rund). Und sogenannte Adhäsine, Proteine, die den Pilzen helfen, an Oberflächen zu haften und ins Körpergewebe eindringen. Der Körper bildet Antikörper dagegen – und diese Antikörper werden dann in einem Bluttest zur Diagnose von Morbus Crohn nachgewiesen. Mit diesem Ansatz forschen die Wissenschaftler nun an Stoffen zur Immunisierung.
 

Freundliche Kommunikation

Als hilfreich dabei erwies sich, dass die Hyphen zwar nötig sind, um Krankheiten stehen zu lassen, der (normale, runde) Candida albicans aber besser wachsen konnte, wenn die Entstehung der Hyphen unterdrückt wurde. Denn: „Das Immunsystem zwingt Candida albicans zu seiner am wenigsten pathogenen Form. Das zeigt uns, dass die Kommunikation zwischen Wirt und Mikrobe nicht immer antagonistisch ist, sondern auch freundlich sein kann und beiden nutzt“, erklärten die Forscher. 
 

Impfstoff gegen Morbus Crohn?

In weiteren Mausversuchen weitete man diesen Ansatz aus: Als feststand, dass nur die invasive Form von Candida die Darmentzündung verursacht, trainierte man mit einer Impfung das Immunsystem von Mäusen, die schädlichen Adhäsin-Proteine anzugreifen. Und tatsächlich: Mäuse, die den Impfstoff erhalten hatten, entwickelten weniger wahrscheinlich entzündliche Darmerkrankungen.

Nun soll das Ganze auf den Menschen übertragen werden. Man will wissen, inwieweit Impfstoffe bei uns dazu beitragen können, entzündlichen Darmerkrankungen vorzubeugen oder sie zu lindern – und ob der derselbe Ansatz breiter angewendet werden kann, um andere mikrobielle Gemeinschaften im Darm zu beeinflussen. 

„Unser Ziel ist es, die Wechselwirkungen zwischen den kommensalen Mikroben und dem Immunsystem des Wirts auszunutzen, um mikrobielle Produkte für Therapien nutzbar zu machen“, sagen die Wissenschaftler. Kommensal meint die Eigenschaft von Parasiten, sich von den Nahrungsrückständen zu ernähren, ohne seinen Wirt dabei zu schädigen – Candida albicans ist hier einer von vielen.

Quelle: www.wissenschaft.de

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