Ein Ritter in metallischer Ritterrüstung hält ein Schwert.© alessandroguerriero / iStock / Getty Images Plus
Welchen Schutz vor Corona können Menschen bekommen, die sich nicht impfen lassen können? Monoklonale Antikörper zur Präexpositionsprophylaxe könnten hier der Ritter in der schimmernden Rüstung sein.

Immunschwäche

CORONA-IMPFUNG UNMÖGLICH? LEITLINIE ZUR PRÄEXPOSITIONSPROPHYLAXE

Eine Impfung ist nach wie vor der beste Schutz vor COVID-19. Aber nicht jeder kann sich impfen lassen. Für diese Fälle erschien nun die S1-Leitlinie zur SARS-CoV-2-Präexpositionsprophylaxe.

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Präexpositionsprophylaxe (PrEP), das sind Schutzmaßnahmen vor einer Infektion, bevor man mit dem Erreger in Kontakt kommt. Der Wortbedeutung nach müssten also Hygienemaßnahmen, Impfen oder auch die vorsorgliche Einnahme von Anti-Malaria-Mitteln vor einer Reise dazugehören. Gemeint sind aber speziell antivirale Arzneimittel – bislang kannte man das von der HIV-Präexpositionsprophylaxe, bei der man antiretrovirale Präparate vor einem risikobehafteten Sexualkontakt einnimmt. Nun gibt es auch eine Leitlinie zur SARS-CoV-2-Präexpositionsprophylaxe.

Die Corona-Schutzimpfungen gelten noch immer als das beste Mittel, um eine Infektion zu verhindern – zumindest für die meisten Personen. Die Leitlinie zur PrEP gibt Empfehlungen für Personen, die entweder nicht geimpft werden können oder die nach einer vollständigen Impfung nicht genug Antikörper bilden. Federführend ist die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie, aber auch andere Fachgesellschaften haben ihre Expertise einfließen lassen.

Wer soll eine SARS-CoV-2-Präexpositionsprophylaxe erhalten?

In der Leitlinie heißt es explizit: „Die SARS-CoV-2 PrEP soll bei Personen mit Empfehlung zur aktiven Immunisierung nicht als Ersatz für eine vollständig durchgeführte Impfserie entsprechend aktueller STIKO Empfehlung durchgeführt werden.“ Heißt: Wer sich impfen lassen kann, soll das auch tun. Die PrEP ist vorbehalten für Personen,

  • die laut Arzneimittelzulassung alt genug sind, das Präparat zu erhalten (aktuell 12 Jahre),
  • die aktuell nachweislich nicht Corona-infiziert sind,
  • die durch eine Erkrankung oder Therapie eine relevante Immundefizienz haben
    oder
  • die eine relevante Beeinträchtigung der Impfantwort haben:
    • Mindestens 4 Impfungen nach STIKO-Empfehlung sind erfolgt und
    • ein Antikörpertest 2 bis 4 Wochen später bestätigt das Impfversagen.

Die Leitlinie empfiehlt, die PrEP zum Beispiel anzubieten, wenn jemand Blutkrebs hat, Zytostatika oder Immunsuppressiva einnimmt oder einen Immundefekt hat.

Falls bei einer Person keine ausreichende Impfantwort zu erwarten ist und sie gleichzeitig ein hohes Risiko für einen schweren Corona-Verlauf hat, kann sie im Einzelfall die PrEP auch schon erhalten, wenn die Impfserie noch nicht abgeschlossen ist. Sie soll die fehlenden Impfungen aber schnellstmöglich nachholen. Das kann nach bestimmten Stammzell- oder Organtransplantationen und CAR-T-Zelltherapien der Fall sein.

Welche Mittel setzt man zur SARS-CoV-2-Präexpositionsprophylaxe ein?

Hierzu eignen sich neutralisierende monoklonale Antikörper (nMAK). Es gibt verschiedene Antikörper(-kombinationen), wobei der behandelnde Arzt oder die Ärztin ein Präparat auswählen muss, das gegen die aktuell zirkulierenden Virusvarianten schützt. Dazu stellt das Robert Koch-Institut Übersichten bereit.

Zu den in den USA oder der EU zugelassenen nMAK gehören:

nMAK……neutralisiert Variante(n)
Bamlanivimab/EtesevimabAlpha
Casirivimab/Imdevimab (Ronapreve®)  Alpha bis Delta
Sotrovimab (Xevudy®)Alpha bis Delta und Omikron-Sublinie BA.1
Tixagevimab/Cilgavimab (Evusheld®)aktuelle Omikron-Varianten

 

Da aktuell die Omikron-Sublinie BA.2 vorherrscht, werden Casirivimab/Imdevimab (Ronapreve®) und Sotrovimab (Xevudy®) zur Zeit nicht empfohlen. Für Bamlanivimab/Etesevimab hatte der Hersteller Eli Lilly den Zulassungsantrag in der EU ohnehin zurückgezogen. Demnach ist Tixagevimab/Cilgavimab (Evusheld®) das einzige verfügbare und zur prophylaktischen Anwendung zugelassene Präparat mit angemessener Wirksamkeit (in vitro).

Was, wenn man sich trotz PrEP infiziert?

Insbesondere durch Omikron BA.1 wurden trotz PrEP Durchbruchinfektionen beobachtet. Ob die nMAK den Verlauf abschwächen, ist derzeit noch unsicher. Die Leitlinie rät, die Patienten genau wie Personen ohne PrEP zu behandeln – dazu liegen bereits Leitlinien vor.

Quellen:
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/092-002l_S1_SARS-CoV-2_Prae-Expositionsprophylaxe_2022-05_01.pdf
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/s1-leitlinie-zu-sars-cov-2-praeexpositionsprophylaxe-133124

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