Weizenähren im Wind
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Top im Job

„ICH HAB GLUTEN!“

Die eine oder andere Eigendiagnose lässt einen am HV-Tisch schmunzeln. Manchmal hat der Kunde aber recht genau beobachtet, wann seine Symptome auftreten. Und gar nicht selten geschieht es nach dem Genuss von Weizen.

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Wer nach dem Verzehr von Brot, Pizza, Nudeln oder anderen getreidehaltigen Lebensmitteln Unwohlsein und Bauchschmerzen verspürt, denkt vielleicht gleich an eine Glutenunverträglichkeit. Schließlich kann man momentan in den Medien sehr viel darüber lesen. Neben der Glutenenteropathie gibt es aber auch die Weizenallergie und die wesentlich weniger bekannte Weizensensitivität.

Glutenenteropathie Die Zöliakie oder bei Erwachsenen auch Sprue genannte Erkrankung ist zwischen Allergie und Autoimmunerkrankung einzuordnen. Durch die Überempfindlichkeit gegenüber Gluten – das ist das Klebereiweiß, das in vielen Getreidesorten vorkommt (z. B. Weizen, Gerste, Dinkel, Hafer und Roggen) – entzündet sich die Darmschleimhaut chronisch. Dabei werden Darmepithelzellen oft großflächig zerstört. Die Nahrung bleibt teilweise unverdaut im Darm, was zu den genannten Symptomen, aber je nach Ausprägung der Erkrankung auch zu Gewichtsverlust und bei Kindern zu einer verzögerten körperlichen Entwicklung führen kann. Die Behandlung besteht zurzeit ausschließlich in einer streng glutenfreien Diät.

Weizenallergie Davon abzugrenzen sind die verschiedenen Formen der echten Weizenallergie, einer IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergie auf Weizen. Die Symptome sind beim Verzehr von Weizen ganz ähnlich denen einer Zöliakie. Auslöser sind unterschiedliche Eiweißbestandteile wie Weizen- Albumin, Globulin und auch das Klebereiweiß Gluten. Albumin und Globulin kommen hauptsächlich in der äußeren Schale des Korns vor, das Klebereiweiß im Mehlkörper. Bei Bäckern ist das Bäckerasthma weit verbreitet, denn Weizenmehl kann beim Verarbeiten auch als inhalatives Allergen wirken. Eine neue Form der Weizenallergie ist die WDEIA (weizenabhängige anstrengungsindizierte Anaphylaxie). Die meist lebensbedrohlichen Beschwerden treten nach dem Verzehr von Weizen in Kombination mit einem Trigger (Anstrengung, Sport, Alkohol, Arzneimittel) auf.

WeizensensitivitätDas Krankheitsbild der Weizensensitivität ist bislang wenig erforscht. Seine Symptome gleichen zum Teil ebenfalls denen der Zöliakie. Die Diagnose wird vom Facharzt im Ausschlussverfahren gestellt. Durch einen Bluttest auf Zöliakie-spezifische Antikörper und eine anschließende Dünndarmbiopsie lässt sich die Zöliakie eindeutig nachweisen. Durch einen Test auf spezifische IgE-Antikörper und einen Prick-Test auf Weizen kann man die Allergie diagnostizieren.

Beschreibt der Patient jedoch Zöliakie-typische Symptome, während Bluttests, Biopsie und Prick-Test keine Zöliakie oder Allergie anzeigen, wird eine Nicht-Zöliakie- Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität in Betracht gezogen. Der Verdacht kann durch eine weizenfreie Ernährung des Patienten mit anschließender Weizenprovokation bestätigt werden. Patienten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Weizensensitivität betroffen sind, wird geraten, zur Besserung ihrer Symptome eine weizenfreie Diät einzuhalten. Anders als bei einer Zöliakie oder einer echten Allergie muss diese Diät jedoch wahrscheinlich nicht so streng eingehalten werden. Es scheint zu reichen, besonders große Weizenmengen vom Speiseplan zu streichen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 12/16 auf Seite 96.

Sabine Breuer, Apothekerin/Redaktion

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