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HORROR AM KÖRPER

Gesunde Haare haben für unser Wohlbefinden große Bedeutung. Wir fühlen uns attraktiv und wohl in unserer Haut. Wie anders ist es, wenn man vom Kreisrunden Haarausfall betroffen ist. Eine Qual für die Patienten.

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Kreisrunder Haarausfall war schon zu Zeiten des berühmten Mediziners Hippokrates gegen 400 vor Christus ein Thema. Dieser nannte ihn „Fuchsräude“, was dem altgriechischen Wort „Alopex“, „Fuchs“, entlehnt ist. So erklärt sich auch der wissenschaftliche Name „Alopecia areata“, was auf SL01, „Haarausfall“, „Alopezia areata“ erläutert wird. Damals wie heute gibt es keine wirkliche Erklärung der Ursache, keine absolut wirksame Therapie und keine verlässlichen Prognosen. Man geht von einer entzündlichen Autoimmunkrankheit bei circa 1,4 Millionen Menschen allein in Deutschland aus. Ansteckend ist sie nicht.

Wie wirkt sich die Krankheit aus? Bei der Alopezia areata kommt es zu einem örtlich begrenzten Haarausfall, zu einem sogenannten Herd. Befallen ist hauptsächlich der Kopf. Bei circa 80 Prozent der Betroffenen beschränken sich die Symptome auch darauf. Bei den restlichen Patienten können indes auch andere behaarte Körperstellen befallen werden. Zumeist rund, manchmal oval und scharf begrenzt, ist die befallene Stelle oder sind die befallenen Stellen mit einem Durchmesser von drei bis fünf Zentimetern besonders gut zu sehen. Um mehr über die Symptome zu erfahren, informieren Sie sich bitte auf SL02, „Krankheiten & Symptome“, „K“, „Kreisrunder Haarausfall“. In den meisten Fällen zeigen sich die ersten kahlen Stellen am Hinterkopf. Frauen scheinen häufiger betroffen zu sein als Männer. Das Durchschnittsalter liegt zwischen 20 und 40 Jahren, aber auch Kinder und Jugendliche können befallen sein.

Die Formen der Alopezia Die Krankheit wird in unterschiedliche Schweren eingeteilt, je nachdem, welche Körperregionen betroffen sind. Alopecia ophiasis: Haare im Ohren- und Nackenbereich fallen kranzartig aus, Augenbrauen und sonstige Körperbehaarung sind indes nicht betroffen. Alopecia areata: Die Hare fallen kreisartig aus, Wimpern, Augenbauen und sonstige Behaarung bleiben meist unberührt. Alopecia totalis: Die komplette Kopfbehaarung, Wimpern und Augenbrauen fallen aus, die restliche Körperbehaarung ist jedoch meist noch vorhanden. Alopecia universalis: Die komplette Kopf-, Gesichts- und Körperbehaarung geht verloren. SL03, „Über Alopezia“, „Ursachen und Diagnose“, beschreibt deutlich, dass die Haarfollikel zwar erhalten bleiben, dass sie jedoch aufgrund der sie umgebenden Entzündung die Produktion neuer Haarsubstanz vorübergehend einstellen. Narben entstehen nicht.

Mögliche Ursachen Zahlreiche mögliche Ursachen stehen im Verdacht, den kreisrunden Haarausfall zu begünstigen. So sollen psychische Belastungen wie Schocksituationen und Trauer eine Rolle spielen, SL04, Suche „Kreisrunder Haarausfall“. Emotionale Belastungen wirken sich auf das Immunsystem des Menschen aus und können Fehlreaktionen auslösen. Freilich befinden sich nicht alle Betroffenen in psychisch schwierigen Lebensphasen. Vergiftungen durch Drogen und falsche Ernährung können laut Untersuchungen ebenfalls Auslöser sein. Stoffwechsel- und rheumatische Erkrankungen oder Schwangerschaften kommen als Ursachen ebenso infrage: SL05, Suche „Kreisrunder Haarausfall“. Sind in der Verwandtschaft bereits Fälle von Alopecia areata vorgekommen, liegt der Schluss einer genetischen Veranlagung nahe.

Was ist zu tun? Von der Verwendung rasche Heilung versprechender Pülverchen und Wässerchen wird dringend abgeraten. Da bei einem Großteil der Betroffenen nach drei bis sechs Monaten das Haarwachstum wieder beginnt, ist einer der wesentlichen Tipps: abwarten. Dies ist eine für die Betroffenen nur schwer vorstellbare „Therapie“, aber da die Haarwurzeln erhalten bleiben, müssen sie sich „einfach nur“ regenerieren. Natürlich kann gegen die oben beschriebenen begleitenden Umstände vorgegangen werden, aber das beste Mittel ist Geduld, wie Sie auch unter SL06, Suche „Haarausfall kreisrund“ erfahren. In schweren Fällen wird der behandelnde Arzt äußerlich anzuwendende Medikamente verschreiben. Hier sind primär kortisonhaltige Cremes und Tinkturen zu nennen. Grund ist die haarwuchsfördernde Wirkung der Kortikoide. Unterstützend haben sich bei vielen Patienten hochdosierte, oral zu verabreichende Zinkpräparate bewährt.

Ist die hochakute Phase der Alopezie abgeklungen, greifen Ärzte im Rahmen einer lokalen Reiztherapie häufig zu Dithranol-haltigen Präparaten, wie sie auch bei der Behandlung der Schuppenflechte zum Einsatz kommen. Ferner hat sich bei zahlreichen Patienten der Einsatz einer Kontaktallergie auslösenden topischen Immuntherapie mit Diphenylcyclopropenon durchgesetzt. In experimentellen Therapiedurchläufen hat sich gezeigt, dass die dabei entstehende allergische Reaktion das Wachstum der Haare wieder aktivieren kann, die Zeichen der Allergie müssen jedoch in Kauf genommen werden. Nicht unkritisch bewertet und je nach Bundesland wird diese Form der Behandlung an unterschiedliche Altersgrenzen gekoppelt und ist von der Zustimmung einer örtlichen Ethikkommission abhängig. Laut SL07, „Haarausfall“, „Kreisrunder Haarausfall“, „Alopecia areata bei Kindern“, sollten die infrage kommenden Behandlungen unbedingt bei einem Hautarzt und eventuell in einer Hautklinik durchgeführt werden.

Hilfe durch Erfahrung Interessant sind SL08, Suche „Nach drei Tagen waren die Haare komplett weg“, mit Erfahrungsvideos betroffener Frauen und SL09, ein Verein, in dem Betroffene Beratung und Hilfe finden, sich austauschen, an Seminaren teilnehmen können, Erfahrungsberichte lesen und selber Ihre Erfahrungen weitergeben können. So schlimm es ist, Haare zu verlieren, eine Alopecia areata ist in vielen Fällen eine zeitlich begrenzte Leidensphase, und das macht doch Mut.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/17 auf Seite 50.

Wolfram Glatzel, Redakteur und Autor / Ursula Tschorn, Apothekerin

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