Eine Zeichnung zeigt einen Kopf, der in einem Schraubstock klemmt.
Verapamil beugt Cluster-Kopfschmerz vor, bis zum Wirkeintritt vergehen aber (leidvolle) Wochen. Prednison kann hier helfen. © retrorocket / iStock / Getty Images Plus

Forschung | Additive Therapie

HOFFNUNG FÜR CLUSTERKOPFSCHMERZ-PATIENTEN: PREDNISON HILFT

Gute Nachrichten für Patienten, die unter Cluster-Kopfschmerz leiden: Prednison könnte die Attackenhäufigkeit halbieren. Das ergab eine Studie an zehn spezialisierten Kopfschmerzzentren in Deutschland.

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Bereits in der Vergangenheit beobachtete man, dass Corticosteroide Clusterepisoden zum Abklingen brachten. Goldstandard in der Akuttherapie ist jedoch (neben der Inhalation von Sauerstoff) immer noch die Gabe von Triptanen. Bei der Prophylaxe sind Lithium und der gefäßerweiternde Calcium-Antagonisten Verapamil Mittel der ersten Wahl. Weil die Wirkung von Verapamil nur langsam eintritt, setzt man zusätzlich überbrückend Corticosteroide ein.

Bei einer multizentrischen, randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie an 116 Probanden zwischen 18 und 65 Jahren zeigte sich, dass die additive Prednison-Therapie die Zahl episodischer Cluster-Kopfschmerzattacken unter Verapamil-Basisprophylaxe signifikant reduzieren kann. Dabei titrierte man das Verapamil beginnend mit dreimal täglich 40 Milligramm (mg) auf 120 mg dreimal täglich hoch (und behielt dann diese Dosierung bei).

57 Patienten erhielten zusätzlich über 28 Tage Prednison (100 mg oral in den ersten fünf Tagen, dann Dosisreduktion um 20 mg alle drei Tage), 59 Patienten erhielten Placebo. Der primärer Endpunkt war die durchschnittliche Zahl von Attacken innerhalb der ersten Therapiewoche.

Das Ergebnis: Die Studienteilnehmer der Verumgruppe litten in der ersten Behandlungswoche im Durchschnitt unter 7,1, die Patienten der Placebogruppe dagegen unter 9,5 Kopfschmerzattacken. Der Unterschied, so die Autoren, war signifikant.

Die Mehrzahl der Patienten profitiert von dieser additiven Therapie.

Vier Wochen lang deutliche Besserung
50 Prozent der Patienten berichteten über eine Halbierung der Kopfschmerzattacken, während es in der Placebogruppe nur 15 Prozent waren. Der Therapieeffekt hielt etwa vier Wochen an. Dann, so die Autoren, sei kein Unterschied zwischen den Gruppen mehr feststellbar. Das lasse sich damit erklären, dass nunmehr in beiden Therapiearmen die Langzeiteffekte von Verapamil zum Tragen kamen. „Insgesamt ist das ein positives Studienergebnis, das die im Alltag beobachtete Wirksamkeit von Corticoiden untermauert und eine Evidenz für den klinischen Einsatz gibt. Die Mehrzahl der Patienten profitiert demnach von dieser additiven Therapie“, bestätigt Erstautor Professor Dr. Mark Obermann.

Placebo gefürchtet, kaum Probanden
Das Problem solcher Studien: Es lassen sich schwer Teilnehmer finden, denn keiner möchte zur Placebo-Gruppe gehören, bei der die Schmerzen eher noch schlimmer werden können. Die schleppende Rekrutierung ist auch der Grund, dass die Studie vorzeitig abgebrochen werden musste, obwohl das Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Finanzierung zweimal verlängert hatte. „Doch die jetzigen Befunde unterstützen die kurzfristige Anwendung von Prednison als Erstlinientherapeutikum parallel zur Auftitration von Verapamil“, hob Obermann hervor.

Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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