Eine Frau in weißer Kleidung liegt auf dem Rücken mit geschlossenen Augen. Über ihr schweben blassere Kopien ihres Körpers.© sezer66 / iStock / Getty Images Plus
Über sich schweben, auf sich hinabblicken - Bezeichnungen, die einige Befragte nach einer Nahtoderfahrung benutzen, um ihren Zustand zu beschreiben.

Hirnstrommessung

NAHTODERLEBNISSE SIND BEWUSSTE ERFAHRUNGEN

In der Geschichte des Menschen werden sie immer wieder beschrieben, ähneln sich oft stark und sind für manche der Beweis für die Existenz Gottes: sogenannte Nahtoderlebnisse. Bisher hielt man diese Beobachtungen für eine Fehlfunktion sterbender Hirnzellen. Eine neue Studie scheint das zu widerlegen.

 

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An der New York University forscht der Wissenschaftler Sam Parnia seit Jahren zum Thema Reanimationsmedizin. Nun hat er mit einem Team aus unterschiedlichen Forschungsfeldern wie Neurochirurgie, Intensivmedizin, Psychologie und sogar Religionswissenschaften 567 Frauen und Männer untersucht, die nach einem Herzstillstand wiederbelebt wurden. Alle befanden sich in einer von 25 teilnehmenden Kliniken, um die Umstände der Wiederbelebung und die Diagnosemethoden vergleichbar zu halten.

Jeder Fünfte berichtet von klaren Todeserfahrungen ohne Angst und Schmerz, einer Loslösung vom Körper und bewusster Betrachtung des bisherigen Lebens. Soweit klingt das bekannt. Doch was die Forschenden in den Hirnscans der Proband*innen entdeckte, war neu.

Hirnströme wie bei Bewusstsein

Es gelang den Forschern erstmals, die Hirnströme der Patient*innen während der Wiederbelebung aufzuzeichnen. Dabei fanden sie charakteristische Ausschläge des Elektroenzephalogramms (EEG). Diese traten teilweise sogar bis zu eine Stunde nach Beginn der Maßnahmen auf, also als die Menschen tief im Koma lagen. Die betreffenden Hirnströme sind sonst Zeichen bewussten Nachdenkens, Erinnerns oder treten auf, wenn Menschen etwas bewerten. Wie kann das sein, wenn es sich doch um eine scheinbar leblose Person handelt?

Sam Parnia sagt, dass Hirnzellen wesentlich widerstandsfähiger gegen Sauerstoffmangel seien, als bisher bekannt war. Daher sei es möglich, dass nach dem festgestellten Todeszeitpunkt noch für Stunden funktionierende Hirnzellen vorhanden sind. Bewusstsein und Selbstwahrnehmung des Menschen würden nicht zwangsweise plötzlich enden. Vielmehr sei, so Parnia, „der Tod nicht ein absoluter Zustand, sondern ein Prozess, der möglicherweise in manchen Menschen umgekehrt werden kann, nachdem er begonnen hat."

Halluzinationen oder Träume?

Die beobachteten Wellen im EEG waren nicht vergleichbar mit Träumen, Halluzinationen oder Rauschzuständen. Sie waren einzigartig. Parnia meint, es handele sich nicht um „Fehlsignale eines sterbenden und unkontrollierten Gehirns, sondern um eine einzigartige menschliche Erfahrung“. Beim „Shutdown“ der Hirnzellen werden natürliche Regulationsmechanismen gelöst und so der Zugriff auf das Unterbewusstsein und tief verborgene Erinnerungen möglich.

Die Menschen, die befragt werden konnten, beschrieben sich ähnelnde Erfahrungen. Alle beinhalteten eine Loslösung vom Körper mit bewusster Wahrnehmung des nahenden Todes, eine Beobachtung und Neubewertung aller Aspekte des bisherigen Lebens sowie die Reise zu einem Ort, der eine Art Heimat darstellte. Welchen Sinn das alles für uns hat und ob Gott wirklich daran beteiligt ist, bleibt ein Rätsel.

Quellen:
https://nypost.com/2022/11/16/your-life-really-does-flash-before-your-eyes-when-you-die-study/
https://nyulangone.org/news/recalled-experiences-surrounding-death-more-hallucinations
https://nyulangone.org/news/lucid-dying-patients-recall-death-experiences-during-cpr#:~:text=Detection%20of%20Rhythmic%20Brain%20Waves,describe%20lucid%20experiences%20of%20death.

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