Zeichnung von Wilhelm Busch© Wilhelm Busch

Parasiten

HILFE, WIR HABEN WANZEN IM BETT!

Nachts, wenn alles dunkel ist, kommen sie raus aus ihrem Versteck: Heimliche Mitbewohner, auf der Suche nach Blut. Zu spaßen ist mit Bettwanzen nicht – vor allem nicht in einem Wohnheim mit 40 Studierenden.

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Meistens verläuft ihr Einzug ganz unbemerkt und so war es in unserem Fall wohl auch. Unser Mitbewohner bemerkte plötzlich viele juckende und gerötete Pusteln. Erstmal nicht so ungewöhnlich im Sommer. Aber so viele und fast immer gruppenweise angeordnet? Als er dann seine Matratze hochhob, wurde sein Verdacht bestätigt: Bettwanzen. Denn unter der Matratze auf dem Lattenrost waren viele schwarze Punkte (die Kotspuren der Blutsauger) und Häutungshüllen zu sehen. Daraufhin saugte er das Bett mit dem Staubsauger ab und warf das Bettlaken in die Abstellkammer. Schon mal ganz falsch.

Wer hat euch denn eingeladen? Auch wenn die Sauberkeit im Wohnheim manchmal etwas zu wünschen übriglässt, ist es ein weit verbreiteter Irrtum, dass mangelnde Hygiene die Ursache von Bettwanzenbefall ist. Woher Bettwanzen kommen ist meist schwer zu sagen. Häufig werden sie erst nach ein paar Wochen entdeckt, da die Art der Stiche je nach Hautreaktion unterschiedlich ausfallen kann. Die Insekten selbst bekommen die Betroffenen oft nicht zu Gesicht, da sie meist nur nachts ihr Versteck verlassen. Der rötlich-braun gefärbte Blutsauger lebt dort in größeren Ansammlungen.

Tatsächlich sind Bettwanzen gar nicht mal so klein. Mit 4,5 bis 8,5 mm (Weibchen) und 4 bis 6,5 mm (Männchen) ähneln sie von der Größe her einem Marienkäfer. Bei einer Lebenserwartung von etwa sechs Monaten produziert das Weibchen bis zu 150 Eier, die an einer milchig-weißen Färbung erkannt werden können. Ein erster Hinweis auf einen Bettwanzen-Einzug ist das Auftreten von Stichen in für Mückenstiche untypischen Jahreszeiten. Dann ist es besonders wichtig schnell zu reagieren und die Sache besser nicht selbst in die Hand zu nehmen.

Alles auf 60 Grad Zu unserem Glück hat der Mitbewohner auch anderen von seiner Entdeckung erzählt und so dauerte es nicht lange bis die Nachricht bei der Hausverwaltung ankam. Zwei Kammerjäger wurden daraufhin einbestellt. Mit ihren weißen Schutzanzügen wirkten sie wie geradewegs aus einem Science-Fiction-Film entlaufen. In einem leeren Raum bauten sie für eine Woche ein riesiges schwarzes Zelt mit einer Innentemperatur von 60 Grad auf, das den Bettwanzen ordentlich einheizte. Für die Insekten ist diese Temperatur tödlich. Auch Klamotten sollten bei einem Befall auf 60 Grad gewaschen werden. Alle Möbel und Gegenstände aus dem Zimmer des Mitbewohners wurden für einen Tag darunter gestellt.

Leider hatten die Bettwanzen mittlerweile auch die Abstellkammer und das Gemeinschaftssofa für sich entdeckt. Also wurden auch sämtliche Gegenstände dieser Räume unter das Zelt gepackt. Außerdem wurde ein Insektizid in Form eines weißen Pulvers ausgelegt, das die Schädlinge auf ihren Laufwegen bekämpfen sollte. Wichtig ist, dass die Quelle bei der Bekämpfung gefunden wird. Ansonsten sind alle Maßnahmen vollkommen nutzlos. Auch ein mehrwöchiges Verlassen der Wohnung ist nicht ausreichend, da Bettwanzen lange Hungerperioden von mehreren Monaten überleben können. Wir sind unsere unerwünschten Mitbewohner dank der Kammerjäger glücklicherweise wieder losgeworden – hoffentlich für immer.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 09/2021 auf Seite 30.

Leoni Bender, freie Journalistin

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