Naht eines American Footballs© MikeyGen73 / iStock / Getty Images

Tipps zur Narbenpflege

HIER IST GEDULD NÖTIG

Menschen empfinden Narben oft als ästhetisches Problem. Narben erzählen allerdings auch Geschichten – sie erinnern beispielsweise an Schnittwunden, Unfälle, Operationen oder Verbrennungen. Und das gehört zum Leben dazu.

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Die Gewebeveränderungen durch Operationen oder Unfälle sind weit verbreitet. Jeder Deutsche hat im Schnitt zwei Narben. So eine Narbe bildet sich immer dann, wenn die Haut bis zu ihrer zweiten Schicht, der Lederhaut, verletzt wurde. Ist die Basalschicht der Epidermis noch intakt, heilt die Wunde narbenlos ab. In den ersten Wochen nach der Wundheilung erkennt man bereits, ob sich die Verletzung gut zurückbildet. Ihre Kunden können durch die richtige Pflege zusätzlich dazu beitragen, dass sich die Stelle gut entwickelt. Grundsätzlich sollte die Narbe keinen großen Temperaturschwankungen ausgesetzt sein. Auch mechanische Reizungen, etwa durch zu enge Kleidung, sollten unbedingt vermieden werden, da sie die betroffenen Hautbereiche reizen. Frische Narben sind unbedingt vor Sonneneinstrahlung zu schützen, da es sonst zu Hautverfärbungen kommen kann.

Narbenpflege Es ist durchaus sinnvoll, die Narbe mit einem der verschiedenen Produkte aus der Apotheke zu behandeln, um das Erscheinungsbild des Gewebes zu verbessern. Raten Sie dazu, mit der Pflege zu beginnen, sobald die Wunde verschlossen und frei von Schorf ist. Auch die Fäden sollten bereits gezogen sein, wenn die Narbenpflege einsetzt. Betroffene brauchen allerdings Geduld und Ausdauer, denn sie sollten die vernarbten Stellen über mehrere Monate hinweg behandeln. Schon die zweimal tägliche Massage mit einem Körperöl beeinflusst das Erscheinungsbild der Narbe positiv.

Die Rötungen des Gewebes nehmen ab und die Narbe wird flacher. Die Massage ist auch mit einem Hilfsmittel (Massage-Roller) und einem Narbengel, das Dexpanthenol und Silikon enthält, möglich. Ein bekanntes Narbentopikum aus der Apotheke besteht aus einer Kombination aus Zwiebelextrakt, Heparin und Allantoin. Der Zwiebelextrakt wirkt antiphlogistisch und antiproliferativ, Allantoin hat hingegen einen keratolytischen Effekt, fördert die Wundheilung sowie das Einschleusen von Wirkstoffen in das Gewebe. Heparin dient dazu, die Wasserbindung und die Durchblutung zu unterstützen.

Der Wirkstoff Heparin wird auch zusammen mit Kampfer und Harnstoff verwendet, um die Beschaffenheit des Narbengewebes zu verbessern. Pflaster, die nach dem Prinzip der feuchten Wundheilung funktionieren, tragen dazu bei, dass die Narbe unauffällig wird und sind zudem besonders hautfreundlich. Vorteilhaft ist auch, dass die transparenten, selbstklebenden Pflaster fast unsichtbar sind und die Auffälligkeit der Narbe schon während des Heilungsprozesses vermindern. Sie verbessern den Feuchtigkeitsgehalt des Gewebes, aktivieren den hauteigenen Regenerationsprozess und unterstützen den Umbau der Narbe. Hypertrophe Narben oder Keloid-Narben lassen sich dadurch effektiv reduzieren. Gele zur feuchten Wundbehandlung und spezielle Silikongele eignen sich ebenfalls zur Behandlung von Narben, da sie den Feuchtigkeitsgehalt und die Kollagenproduktion in der Haut regulieren. Sie sollten über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten angewendet werden.

Unangenehme Hautwucherungen Keloide belasten besonders, da sie optisch auffällig sind. Liegen sie in Gelenknähe, kann es unter Umständen zu funktionellen Einschränkungen kommen. Bei Keloiden handelt es sich um gutartige Narbenwucherungen, die aus der gesunden Haut „herauswachsen“. Ziele der Behandlung sind zum einen die Verminderung der Schmerzen und des Juckreizes, zum anderen die Abflachung der Narbe. Die Therapie wirkt nicht einheitlich, sondern die Wirkung kann interindividuell differenzieren. Daher ist es üblich, verschiedene Verfahren zu testen, bis man die effektivste Maßnahme zur Behandlung des eigenen Keloids gefunden hat. Kompressionsverbände erzeugen Druck und reduzieren die Entstehung der Wucherungen, sodass die Narbe langsam abflacht.

Hier ist ebenfalls Geduld gefragt, denn die Therapie mit einem Kompressionsverband erfolgt über einen Zeitraum von mindestens einem halben Jahr. Auch bei Keloiden sind Silikongele oder Silikongelfolien hilfreich. Das Gel wird zweimal täglich appliziert, während die Folie mindestens zwölf Stunden am Tag zu tragen ist. Vermutlich besteht der Wirkmechanismus darin, dass das Gewebe durch die Temperaturerhöhung, die Hydratation sowie durch die Änderung der Sauerstoffspannung aufweicht. Eine weitere Methode ist die Kryotherapie, bei der Flüssigstickstoff auf die Narbe aufgetragen wird. Auch hier brauchen Ihre Kunden viel Geduld, bis die Narbe weicher und flacher wird. Jedoch können sich bei der Kälteapplikation Wunden oder Krusten bilden, die wiederum die Ausbreitung des Narbengewebes fördern.

Werden Keloide operativ beseitigt, kommt es oft zu einem aggressiveren Wachstum des Narbengewebes. Daher ist ein chirurgischer Eingriff nicht sinnvoll. Eine weitere Therapieoption ist die Injektion von Corticosteroiden in das Narbengewebe. Schmerzhafte, entzündliche Prozesse werden gehemmt und die Narben mit der Zeit abgeflacht. Die Verbesserung des Erscheinungsbildes der Narben ist auch mit einer Lasertherapie möglich, da sie an der Beseitigung von Rötungen, Juckreiz und der Höhe der Narbe ansetzt.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/2021 ab Seite 56.

Martina Görz, PTA, M. Sc. Psychologie, Fachjournalistin

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